Am geringsten, schreibt Brecht

    seien die Geschenke zu Pfingsten - während Ostern und Weihnachten was einbrachten.
    Gestern frühstücksfernsehen im ORF mit Ben Hur. Kindliche Erinnerung, dass Charleton Hestons Kopf laut damaliger, das neue Breitbandformat würdigende Kritik, groß wie der Simmeringer Gasometer erscheine, kann nicht bestätigt werden. Auch hier also die Erfahrung, dass einem in der Kindheit alles größer (und länger) erscheint als im Alter. Ebenso bestätigte sich die wohl nur der Kindheit vorbehaltene Kunst des glücklichen Ausblendens: an das Wagenrennen konnte ich mich natürlich erinnern sowie an eine Szene, die nur im Buch aufscheint, aber die penetranten christlichen Heilsverkündungen warfen erst gestern früh einen Schatten auf meinen Frühstückstisch. Die nicht vorhandene erinnerte Szene war die Bitte Ben Hurs an den Kommandanten der Galeere, ihn zwecks besserer Muskelausbildung regelmäßig die Ruderplätze wechseln zu lassen. Was insofern ein Glück war, als es ihm dadurch leichter gefallen ist, seinen späteren Adoptivvater zu retten und auch beim Herumkutschieren wäre ein dünnes untrainiertes Ärmchen wohl eher hinderlich gewesen. Jedenfalls hätte das Entwinden der Peitsche des bösen Konkurrenten so sicher nicht funktioniert.
    Später nächtens erscheint beim gleichen Sender Alexis Sorbas als russischer Papst, in einem anderen, bei Meischberger, der lächerliche Moraltheologe Andreas Laun als Sexprediger (niemand habe für die Befreiung der Sexualität so viel getan wie J.P.Zweite) ohne dass er auch gebührend ausgelacht wird. Es ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen, dass die "Achtung vor dem Rock" unangebrachte Beisshemmung auch bei sonst nicht scheuen Menschen hervorruft. Beispielsweise werden Nonnen beim Einkauf gerne vorgelassen und mit "Schwester" angeredet. Laun wurde zwar nicht als "Bruder" tituliert und auch nicht vor gelassen. Aber so richtig vorgeführt wurde er auch nicht. Zumindest während der wenigen Minuten, denen ich mich dieser Vorstellung widmete.
    Und heute vor meinem Aufstehen hat bereits der Herold des Designs, der Wider-alle-Vernunft-Erzbischof von Wien eine Pressestunde für sich allein, wo er laut online-Nachrichten all das sagte, was schon vorher gewusst war, dass er es sagen würde.
    Und überhaupt das Wetter!

Trackback URL:
https://haftgrund.twoday.net/stories/2116339/modTrackback