Bibliothekar - Genichtetes Nichts

Der Bibliothekar – ein Beruf im Zustand des Genichteten Nichts.
    Eine ontologische Feldforschung auf den Spuren Heideggers.
    (Sonderdruck aus: Blätter zur Berufskunde N.F.: Berufe, die auf den Hund gekommen sind; 3)
    von Rainer Strzolka
    Historischer Abriss und theoretische Grundlegung

    Früher waren Bibliothekare Kardinäle oder wenigstens freie konventionslose Feingeister, die für den Besitz eines Buches auch mal einen Mord begingen, wenn es unbedingt sein musste. Zwei Morde sogar beging der Magister Johann Georg Tinius, ein manischer Bibliomane, der eine Bibliothek von 60.000 Bänden besessen haben soll. Die Morde soll er begangen haben um seine Bücherwünsche trotz Geldnot befriedigen zu können. Tinius war allerdings Pfarrer, also Angehöriger eines noch zweifelhafteren Berufsstandes als ihn die Bibliothekare darstellen.[Fn2] Den Bibliothekar eint mit dem Pfarrer, dass sie ihren historischen Zenit hinter sich haben. Der bibliothekarische Berufsstand wandelt sich im Gegensatz zu jenem des Pastors allerdings ständig. Der Pastor ist was er ist. Unverrückbar und trutzig hütet er ein Erbe von dem Niemand weiß, worin es besteht (vgl. Glaube vs. Wissen). Die Bibliothekare indes verwalteten früher einmal das Wissen (glauben sie) und folgen heute brav der Bibliothekspolitik unserer pseudodemokratischen Politiker (wissen wir). Sie suchen sich neue Arbeitsfelder allen Trends treu folgend wie ein trocken Gräslein dem Winde. Manche werden schweigende Lämmer (vgl. Schlachtbank). Die meisten werden Sozialarbeiter. Dritte, und das sind die schlimmsten, werden Internetspezialisten. aus: Libreas. Library Ideas.
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