Ernst Jüngers besonderer Groll
Im Zweiten Pariser Tagebuch von Ernst Jünger fand ich eine Notiz vom 18.7.43, die konnte ich unmittelbar nachvollziehen und mir auch gleich einige Gestalten vors Auge kamen, dass es mir für Momente den Atem raubte. Der alte Herrenreiter - oder besser "Käferkönig"? - schafft es immer wieder!
Ich bemerke, dass ich einen besonderen Groll hege gegen Menschen, die Behauptungen machten, die sich dann nicht bewahrheiten, und die dabei ihre ganze Kraft, um mich zu überzeugen, aufboten. Die freche Stirn oder die Leichtfertigkeit, etwa der Propaganda, hat immer etwas, das ich zunächst ernstnehme - es fällt mir schwer, zu glauben, dass nichts als purer Wille hinter den Argumenten steckt.
Wenn dann, oft erst nach Jahren, die Tatsachen sprechen, verspüre ich den Stachel desto schärfer - ich sehe ein, dass ich von reinen Zuhältern, von üblen Sechsgroschenjungen der gerade aktuellen Mächte zum Besten gehalten worden bin. Sie hatten ihre Hure als Wahrheit aufgeputzt.
Dazu kommt ferner, dass ihnen jedes geistige Schamgefühl fehlt; sie kennen nur das Erröten, das den Backpfeifen folgt. Daher werden sie nun versuchen, aufs neue und in neuen Diensten zu huren, und nun vielleicht für Männer und Mächte, die man selber hochschätzt und als echte anerkennt. Das ist dann besonders bitter, wenn man diese Schufte aus reiner Opportunität das Wahre preisen hört.