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Sinnlose Aussagen eines aufstiegswilligen Grünen und ihr Sinn

Zu den Verteidigern der dummen Aussagen des Grünen Bundesrats Egfani "Warum soll man als Mann nicht auch mal ordentlich auf den Tisch hauen?" Dönmez, die zurecht auch innerhalb der Grünen von einigen scharf kritisiert wurden, hat sich leider auch Peter Pilz gesellt:
"Ich halte unseren Bundesrat Effi Dönmez für ein großes politisches Talent. Jetzt hat er im Standard für Aufregung gesorgt. Viele regen sich auf, wie er es gesagt hat. [...]
Einige wenige grüne Tugendwächter, die Effi jetzt in die Nähe der FPÖ rücken, helfen uns dabei nicht weiter. Es geht nicht um grüne Grundsätze."
Eine ausgezeichnete inhaltliche und auch noch vergnüglich zu lesende Analyse des Gebrabbels des oberösterreichischen Bundesrats und die genaue Einschätzung des politischen Umfelds in dem seinesgleichen geschieht, findet sich im Kellerabteil von Hans-Christian Voigt:
"Da versucht sich ein oberösterreichischer Grüner zum wiederholten Mal für sich selbst ein “kantiges Profil” zu basteln, es gelingen ihm aber wieder nur dürftig dämliche Plattheiten und was passiert?
Er wird darauf hin als differenziert an tatsächliche Probleme herangehender “Realo” gefeiert. Aus seinem absurden Unsinn wird in Verteidigungsreden plötzlich ein gehaltvolles Programm."(weiterlesen !)
Das ist der Punkt. Und wenn solche vifen Politbürscherl wie dieser "Effi" bei den Grünen das Sagen haben werden .... dann, na dann ... wirds noch beschissener sein, als es eh schon ist.

Farewell Alfred, willkommen Werner!

Peter Pilz wundert sich und sagt es im Nationalrat:

"Ich gehe davon aus, dass Ihnen allen bekannt ist, dass das heute der letzte Tag und die letzte Gelegenheit ist, bei der Alfred Gusenbauer als Bundeskanzler im Parlament ist. Ich habe mich gewundert, dass der SPÖ-Klub darauf verzichtet hat, sich in diesem Rahmen von ihm zu verabschieden.

Ich stelle für mich und für meine Fraktion fest – und ich will jetzt keine Bilanz der beiden Kanzlerjahre Gusenbauer legen, sondern mich nur auf eines konzentrieren –: Hätte Alfred Gusenbauer bei einer Nationalratswahl seine Partei unter 30 Prozent geführt, wäre Alfred Gusenbauer aus Regierungsverhandlungen ohne auch nur ein Zeichen eines Neubeginns in den Fragen sozialer Gerechtigkeit und Bildung zurück in die Parteizentrale gekommen, hätte er von der Finanztransaktionssteuer bis zur Vermögenssteuer alles der ÖVP geopfert und hätte er dem Innenministerium, dem Außenministerium, dem Finanzministerium und dem Wirtschaftsministerium auch noch das Justizministerium nachgeworfen, Alfred Gusenbauer wäre ein heißer Empfang in der Löwelstraße bereitet worden. Ich glaube nicht, dass er das politisch überstanden hätte. – Bei Werner Faymann feiert das die SPÖ aber als Neustart!"



heute freuen wir uns mal



Tracy Chapman The Times They Are A-Changin

"Eine fundamentale Korrektur der Weltwirtschaft"

glaubt Annemarie Kramser im Editorial des Zentralorgans des Österreichischen Gewerkschaftsbundes "Solidarität" zu erleben. Auch im weiteren Text ist sie so naiv oder tut auch nur so.


Wer diesen Erlebnisgehalt nicht mit ihr teilt, sei auf den sehr informativen Artikel "Business as usual" aus "analyse&kritik" verwiesen, der es nicht nur im letzten Satz auf den Punkt bringt:





Wer über den Irrsinn des Kapitalismus nicht reden will,

sollte über den Irrsinn kapitalistischer Finanzmärkte schweigen






Pöbelmehrheit

Wie zu befürchten war, wurden die Rechtsextremen in ihrer derzeitigen Erscheinungsform des getrennt Marschierens fast zur Stärkste der Parteien. Knapp hinter der SPÖ, die nur deswegen nicht tiefer als auf das jetzige historische Tief sank, weil dank Onkel D. der Anti-Eu-Pöbel bei der Neffenpartei verblieben ist.
Insgesamt also eine gediegene Mehrheit für den Pöbel aller Schattierungen.
Dass die Grünen bei 10% dümpeln und sich kritische SPÖlerInnen nicht mal angesichts des widerlichen Faymannschen Kniefalls vor der Oberpöbelzeitung - oder sollte es besser Pöbeloberzeitung heißen? - wahrnehmbar für die Grünen als einzige politisch akzeptable Alternative entscheiden konnten, läßt einen vermuten, dass VdB mit seiner Einschätzung recht hat, dass das liberale Potential in Österreich derzeit eben nicht größer sei.
Und Linke gibt es offenbar überhaupt keine mehr in Österreich, wenn man von den paar irreal existierenden geriatrischen Sektierungen absieht.
Und von mir :-)








Wie mit der FPÖ umgegangen wird,

anderswo. Leider aber nicht bei uns und durch unsere stärksten politischen Parteien, sondern in Köln durch den dortigen CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma:

"Diese braunen Biedermänner sind in Wahrheit Brandstifter, Rassisten im bürgerlichen Zwirn, subtile Angstmacher. Dieser verfaulten Clique des Eurofaschismus, diesen Haiders und Le Pens, und wie sie alle heißen, rufe ich zu: Da ist der Ausgang, da geht's nach Hause!"
Am Tag zuvor machten die zum rechtsextremen Anti-Islamistenkongress in Köln zusammengekommenen Teilnehmer, zu denen auch eine Riege unserer hiesigen Braunblauen stieß, eine unfreiwillige Flussfahrt von mehreren Stunden, da sie von Gegendemosntranten nicht ans Ufer gelassen wurden. Als sie schließlich landeten, weigerten sich spontan Bus- und Taxifahrer, sie zu transportieren und ein Wirt, bei dem sie ein Kölsch' konsumieren wollten, schmiss sie umgehend hinaus, als er erfuhr, welche Bande sich bei ihm einnisten wollte.

in seiner Rede, die hier abgedruckt ist, stellte Schramma weiters fest:

Und wer sich gegen unsere ausländischen Mitbürgerinnen und mit Mitbürger stellt, der stellt sich gegen unsere Stadt. Denn Köln ist nicht braun. Köln ist bunt!
Darum zeigen wir heute Flagge, wir bekämpfen die Gegner unserer Stadt - mit friedlichen und demokratischen Mitteln, das ist mir sehr wichtig. Mit Worten, Protestmarsch, mit Bauchtanz und Plakaten, mit Schotten dicht und Musik a la Arsch huh u. Zäng ussenander!

Köln ist eine nette Stadt, find ich, und erinnere mich gerne an "de Plaat" Zeltinger, der "Mit nacktem Arsch und Rock' n' Roll"!


"Auf einen Außenposten bei den Gewerkschaften versetzt"

Über den Kultursekretär Egon Rentzsch schreibt Alfred Kantorowicz im 2. Band seines "Deutschen Tagebuchs":

"Der Rentzsch dampfte vor Hochgefühl. Gerade hatte er nach der offiziellen Premiere beschlossen, ein anderes Stück zu verbieten. Er lief Amok, niemand konnte ihn stoppen.
Er überrollte alles. ... Ihm, Rentzsch, war von der Instanz, die für ihn allein zählte, dem von Ulbricht beherrschten Zentralsekretariat der SED, das grüne Licht gezeigt worden, mal 'Ordnung zu schaffen', reinen Tisch zu machen mit jeder Eigenwilligkeit der 'Tintenkulis', später hat man den Amokläufer auch abgeschoben – nicht gerade in die Wüste geschickt, denn ein Mann von seiner Roheit und Dummheit war immer mal wieder brauchbar, aber aus der Zentrale auf einen Außenposten bei den Gewerkschaften versetzt."

Der Eindruck läßt sich nicht ganz wegwischen, als ob die Gewerkschaft nie wirklich hoch im Kurs gewesen ist, wenn sie als Teil des herrschenden Systems agierte.
Was mich wie nach fast jeder gewerkschaftlichen Ausschuss[wie-schon-der-Name-sagt]-Sitzung an das Projekt "gewerkschaftliche Funktionen als Sekundärkarriere" erinnert, mit dem ich diesem Unmaß an Geschmeidigkeit und Dummheit von Gewerkschaftsfunktionären in höheren Positionen nachzuspüren versuchen wollte.

Tapferer Betriebsrat


SPIEGEL: Tatsache ist, dass Ihr Boss schon im vergangenen Jahr über 60 Millionen verdient hat. Gibt es eine Grenze, von der an Managereinkünfte unanständig werden?
Hück: Unanständig ist es, wenn Manager Werke schließen, Mitarbeiter entlassen und dann persönlich noch enorme Gehälter kassieren. Da gehe ich auf die Barrikaden. Wir haben eine ganz andere Situation.

betriebsrat

11 Minuten können ganz schön viel sein

Im heutigen Falter 30/08 S. 18 wird unter dem Titel "Der Elf-Minuten-Mensch. Leben 2.0." von Ingrid Brodnig anhand einer Studie von Gloria Mark festgestellt und gefragt: "Immer mehr Geräte versprechen Effizienz und bessere Kommunikation. Stattdessen lenken sie uns dauernd ab. Warum wehren wir uns nicht?"
Die Studie ist übrigens auch schon vier Jahre alt und "Die Zeit" hat aus ihr vor zwei Jahren die Befürchtung abgeleitet: "Vor lauter Unterbrechungen gibt die Menschheit bald den Geist auf."
Ähnliches befürchtet offenbar die "Falter"-Redakteurin und zitiert zum Thema noch einige andere "Unterbrechungsforscher", wie sie "Die Zeit" so hübsch nennt (oder ist dies eine Eigenbezeichnung dieser relativ neuen ForschungsnischenbewohnerInnen?), updatet die angejahrte Geschichte mit Facebooknutzungsdaten, läßt einen Soziologen davon reden, dass der durchschnittliche Amerikaner nur noch zwei statt drei enge Freunde sein eigen nennt (der tief in die Vergangenheitsform geschobene Antiamerikanist in mir flüstert völlig unangebracht: für einen Amerikaner ist das ja recht viel) und veranlasste "Falter"-KollegInnen zu eigenen, recht uninteressanten Schilderungen, wie sie mit ihrem elektronischen Werk- und Spielzeug umgehen. All dem haftet etwas Jammriges an, ähnlich wie auch dem Erlebnisbericht "Ich bin dann mal offline" des sich "Internet-Junkies" nennenden Marc Röhlig.
Der Nudelwalker hat sich zu Recht leicht sarkastisch über diese aufgesetzte Demonstration von angeblicher Charakterstärke geäußert und auf ein klassisches Beispiel eines "Furchtbar-was-macht-diese-neue-Technik-doch-mit-mir!" hingewiesen, welches wohl zu den häufigsten kindlichen Traumen der meisten später BibliothekarInnen und BücherantInnen Gewordenen zählen dürfte.

Jene, die heute über die Anmutungen der Internet- und Kommunikationsmedien jammern, waren zumeist auch diejenigen, die uns vor Jahren mit ihrem ungefragt vorgeführten neuen Spielzeug nervten. Das war schon in der Frühzeit der Handys so, wenn die wenigen Handybesitzer, die es damals gab, blitzschnell zu diesem teuren Ding griffen und sofort lospalaverten, wenn ein Bekannter in der Nähe aufkreuzte; oder mit einer Regelmäßigkeit angerufen wurde, dass damals der Verdacht die Runde unter den Spöttern machte, dass die wenigen Handybesitzer ein Netzwerk des Telefonterrors gebildet hätten, dessen einzige Aktivität darin bestand, sich ohne Unterlass gegenseitig anzurufen. Damals ging auch kaum jemand dieser Tinnitus-Aktivisten aus dem Haus, ohne das einer Revolvertasche ähnelnde "Handybag" umgeschnallt zu haben. Erst Umberto Eco hat den Bann gebrochen, als er in einer seiner Glossen darauf hinwies, dass die Handyträger nicht die wichtigen Menschen seien, weil wichtige Menschen jene wären, die sich von Untergebenen vor unerwünschten Kontaktaufnahmen abschirmen lassen:
"Wer das Handy als Machtsymbol heraushängen will, zeigt damit in Wirklichkeit doch nur allen seine verzweifelte Lage als Subalterner, der gezwungen ist, in Habachtstellung zu bleiben, auch wenn er gerade einen Beischlaf vollzieht".
Nicht gerade ein Status, welcher von den Handyträgern vermittelt werden wollte. Dazu passt ja auch, dass jemand wie Peter Westenthaler lange Zeit ausschließlich als "Haiders Handy" wahrgenommen wurde, ehe es beschlossen hatte, als Politiker laut zu werden.

Wenn man davon absieht, dass es außer wirklich Kranken jedem, der halbwegs seine Sinne beisammen hat, zuzumuten ist, seinen Umgang mit den Arbeitswerkzeugen und Spielzeugen vernünftig zu regeln, überschattet diese eitle Jammerei das wirkliche Problem: dass eine immer größere Zahl von Menschen bei der Strafe des Jobverlustes dazu gezwungen ist, stets und überall erreichbar und damit verfügbar zu sein. Dass dieses Anforderungsprofil als Randerscheinung - wie die prekären Arbeitsverhältnisse - mehr und mehr in der Mitte der Arbeitswelt zur Norm wird. Daher auch nicht mit dem einer Diätkur ähnlichen Verhaltensweise das Auslangen gefunden werden kann, sondern konkreter Widerstand notwendig ist. Darüber läßt sich aber nicht so infosexy berichten.


Weil auch mal was Positives geschrieben werden sollte: der Falter-Eigen-Hero der Woche ist diesmal Florian Klenk für seinen Artikel über die "Arigona-Spitzelaffäre"; ihm und Peter Pilz ist es zu verdanken, dass dieser Skandal noch nicht juristisch entsorgt werden konnte wie seinerzeit die FPÖ-Spitzelaffäre. Wobei die beiden sowieso als Dauer-Heroes für Namhaftmachung von Verbrechen im Politmilieu gelten können.
Brecht hätte wohl gesagt: ... arm ein Land, das Heroes braucht, um Selbstverständlichkeiten durchzusetzen. Womit wir wieder bei der feigen SPÖ wären, die seit einem halben Jahr kein Ohrwaschel gerührt hat, um gegen die Willkür der Behörden und des Innenministers im Arigona-Skandal einzuschreiten ...

Ein neues Dienstrecht für die Magistratsbediensteten

Ein offenbar bereits im tiefen Inneren der SPÖ-Wien (Stadträtin + Magistratsdirektion + FSG-Spitze) akkordiertes neues Dienstrecht für die Bediensteten des Magistrats liegt nun zur Begutachtung auf. Wie so oft werden wichtige und konfliktträchtige Materien im Sommer frei gegeben, wenn die Gremien und die Fraktionen nur unzulänglich in der Lage sind, dazu rechtzeitig und adäquat Stellung zu nehmen. Von einer innergewerkschaftlichen Diskussion ganz zu schweigen.

Der Text des Entwurfs::



Und hier die Erläuterungen.

Beim ersten Durchlesen fällt auf, dass magistratsweit die gleitende Arbeitszeit Pflicht sein wird, was in der geplanten Form eine Schwächung des Mitspracherechts der Bedienstetenvertretung nach sich zieht. Dass der Urlaubsanspruch nunmehr in Stunden statt in Tagen gemessen wird und es möglich sein soll, in Einzelfällen einzelne Urlaubsstunden zu konsumieren. Weiters Einführung eines Vierteljahres als "Freijahr", was sicher einen Fortschritt ist, Angleichungen an EU-Arbeitszeitbestimmungen u.a.m.
Es steht zu befürchten, dass der Teufel in den Details verborgen ist.
Oder gibt es gar keinen Teufel?
Ich fürchte, in dieser Hinsicht halte ich es mit dem Papst, der an den leibhaftigen Teufel glaubt. Oder war es der vorige Papst?