Der sogenannte "ADV-Installer" (Die "ADV" ist die EDV-Dienststelle des Wiener Magistrats - "Automationsunterstützte Datenverarbeitung") ist ein Installations- und Updateservice, welches die für die Einzel-PCs der Dienststellen notwendige Software über das Magistratsnetz installiert und bei anstehenden Updates die BenutzerInnen zur Abrufung der Intallation auffordert.
Angeblich funktioniert das überall im Magistrat so.
Bei den Büchereien nicht.
Denn die Büchereien sind anders.
Es hat schon bei der Installation der Ur-PC's und ihrer Netzanbindung begonnen. Zu diesem Zweck rückte 1 (ein) Mitarbeiter der ADV aus, assistiert von zwei Büchereibediensteten mit PC-Erfahrung,welche an sich nur dazu da waren sicherzustellen, dass büchereispezifische Anforderungen bei der Aufstellung der Geräte berücksichtigt werden. Die Ankündigung, dass das Ganze (ca. 200 PC) "ruckzuck" gehen würde, musste etwas "zuruck" genommen werden, als nach dem ersten Tag ein einziger PC noch nicht ans Netzwerk angeschlossen war.
Alle anderen auch nicht, aber an diesem einzigen ist der ganze erste Arbeitstag draufgegangen. Es stellte sich heraus, dass es mannigfache Inkompatibilitäten zwischen Hardware, Software, Leitungen und Befehlsgewalten gab. Dem ADV-Mitarbeiter gelang es, einen zweiten Techniker zu rekrutieren und die zwei assistierenden Büchereibediensteten suchten in der Belegschaft nach den damals kaum vorhandenen KollegInnen, welche unter "PC" nicht nur "Political Correctness", unter "Internet" nicht nur eine Filiale von "Interspar" und unter "Netzwerk" mehr verstanden als ein Utensil für den Fischfang. Wenn sie darüber hinaus auch noch Windows als nicht gottgegeben, sondern als den schlechtesten DOS-Aufsatz aller Zeiten verstanden, waren sie bereits extrem gut gerüstet für die Niederlagen und Frustrationen der nächsten Wochen und Monate.
Denn mangels personeller Unterstützung durch die ADV fand die Installation der Bücherei-PCs und deren Anbindung ans Magistratsnetz durch die Bediensteten selbst in einem furiosen Learning-by-doing statt.
Als das Problem der Updates oder Neuinstallationen (inzwischen wurde magistratweit von Windows 95 auf 2000 umgestiegen) angesprochen wurde, erfuhren die Büchereibediensteten von der ADV-Dienststelle, dass sich das ohne zusätzlichen Personaleinsatz ganz leicht über den ADV-Installer lösen lasse, der quasi automatisch die Updates durchführe. Der Einwand der BücherantInnen, das würde doch mit erheblichen Performanceverlusten für den Betrieb einhergehen, wurde lächelnd abgewunken: das ist in Sekunden vorbei und ihr merkt nicht mal was.
Doch wie gesagt, die Büchereien sind anders. Oder sollte man sagen, die Behandlung der Büchereien durch die anderen Dienststellen des Magistrats ist anders?
Einige Beispiele aus den Mails der letzten Zeit:
Liebe KollegInnen,
möchte ich Sie erneut darauf hinweisen, dass mindestens einmal die Woche der ADV-Installer auf Updates kontrolliert werden muss.
Liebe KollegInnen,
haben Sie in den letzen Minuten den ADV Installer gestartet?
Wenn ja, bitte dringend um Rückmeldung beim EDV Referat!
Liebe KollegInnen,
Bitte installieren Sie das im ADV-Installer aufscheinende Update "Microsoft Outlook 2003" ausschließlich über Nacht und dann nur immer auf einem Gerät. Das Update dauert außergewöhnlich lange und beansprucht die gesamte Bandbreite der Datenleitung, so dass ein Arbeiten in Bibliotheca 2000 nicht mehr möglich ist, sobald das Update gestartet ist.
Liebe KollegInnen,
der ADV-Installer darf noch immer nicht gestartet werden. Sollten Sie Ihn irrtümlich aufgerufen haben, so melden Sie sich bitte unverzüglich beim EDV-Referat!
Liebe KollegInnen,
zur Zeit bricht das Netz in der Hauptbücherei wieder ein. Bitte melden Sie sich bei uns, falls Sie irrtümlich den ADVInstaller gestartet haben sollten.
Nachtrag: Die Sache mit dem "Assistenzeinsatz", besser der Selbstorganisation der Büchereibediensteten bei der Installation des neuen Büchereisystems wäre noch einen eigenen Eintrag wert, der einerseits das Hohelied der Beteiligten singen würde und andererseits von der Schäbigkeit des Magistrats berichten müsste. Davon aber vielleicht ein andermal.
schnieff