Das oft gebrauchte Wort, dass die politische Realität die Kabarettisten und Satiriker ratlos mache, scheint nun tatsächlich Wirklichkeit geworden zu sein. Selten noch habe ich einen so laschen Artikel wie den heutigen von Thomas Maurer im Kurier gelesen: er gibt einfach wieder, was geschehen ist. Was unter normalen Umstände urlustig gewesen wäre. Doch die Umstände sind nicht normal. Der Schwenk der beiden Putschisten ins nationaldumpfe Lager kam selbst für jene überraschend, die ihnen sowieso schon ziemlich alles an politischer Blödheit und Charakterlosigkeit zutrauten. Also auch für mich.
Putschisten deshalb, weil Feymann bislang keinerlei Mandat als Parteivorsitzender hat. Nicht mal als geschäftsführender. Denn im Falle eines Rücktritts des Vorsitzenden kann nur einer der bisherigen Stellvertreter zum bis zum nächsten Bundesparteitag die Geschäfte führenden Vorsitzenden gemacht werden. Faymann war aber keiner der Stellvertreter und er wurde auch durch kein Gremium ernannt. Auch Doris Bures ist nicht, wie vorgeschrieben, vom SPÖ-Bundesvorstand zur Bundesgeschäftsführerin bestellt worden. Eine "Virtuelle SPÖ-Spitze" nennt dies Daniela Kittner im heutigen Kurier.
Mit wem sich die beiden Herren Putschisten ins Bett legen, war ihnen sicher bekannt, es wurde ihnen auch in der heutigen Kronenzeitung gezeigt, was ihnen blüht, wenn sie vom nationaldichandschen Kurs je abzurücken wagten. In der sich "Strudl" nennenden Kolumne gibt es einen Kommentar zum über alle Parteigrenzen hinweg hoch angesehenen EU-Abgeordneten Herbert Bösch, allgemein bekannt als immens fleißig und integer:
"A roter EU-Parasit namens Bösch kritisiert den SPÖ-Brief an den Hans Dichand 'Ich bin seinerzeit nicht der Kronenzeitung beigetreten. sondern der Sozialistischen Partei Österreichs.' Allerdings, I glaub nämli kaum, dass die Krone den gnommen hätt!"
Der künftige Koalitionspartner der NSDAP, die Effen, haben schon die nächste Vorgabe gemacht: Strache fordert, dass die 22 Sozialversicherungsanstalten auf zwei zu reduzieren wären: eine für Österreicher, eine für Ausländer.
Dem notorischen Aufdecker Peter Pilz ist bereits die künftige Ministerliste der NSDAP zugespielt worden, die da lautet:
Justizminister: Peter Gnam
Verteidigungsminister: Ernst Trost
Sozialminister: Kräuterpfarrer Weidinger (via Lotte Ingrisch)
Bildungsminister: Herr Strudl
Frauenminister: Michael Jeannee
Infrastrukturminister: Werner Faymann
Finanzstaatssekretär: Wolf Martin
noch ein Staatssekretär: Dieter Kindermann
Bundeskanzler: Hans Dichand
Und Rainer Nikowitz im Profil hat sich als Schlüssellochjournalist betätigt:
Gusenmann und ihr EU-Brief an den Herausgeber der „Krone“ – die packende Schlüsselloch-Story.
Dichand: Ja, servus Werner, mein Bub. Dass d’ mich du wieder einmal besuchen kommst! Des muss ja eine Ewigkeit her sein … Wann hamma uns des letzte Mal gsehn?
Faymann: Des war gestern, Onkel Hans.
Dichand: Kinder, wie die Zeit vergeht! Wer is denn der Komiker da?
Faymann: Des is der Bundeskanzler, Onkel.
Dichand: Bundeskanzler, soso. Aber war des net immer so ein Schmalpickter?
Gusenbauer: Des war mei Vorgänger.
Faymann: Und der Fredl is mei Vorgänger.
Gusenbauer: Des is aber no net ausgmacht.
Faymann: Zwischen dem Onkel Hans und mir scho.
Gusenbauer: Äh …, Herr Dichand, mir wären da wegen dem Text.
Dichand: Des is aber lieb, dass ihr mir helfen wollts, Buben, aber i hab ihn für heut scho fertig. Schauts einmal, da is er: Bei dieser Hitze schwört Nadine (19) auf ein altes Hausmittel von Kräuterpfarrer Weidinger – sie reibt sich die Brustwarzen mit Eiswürfeln ein und …
Faymann: Onkel, wir meinen den Text von dem Brief. Wegen der EU.
Dichand: Ah ja! Die EU! I freu mich, dass ihr endlich vernünftig werdets.
Gusenbauer: Ich möchte aber jetzt schon vorausschicken, dass ich immer noch für ein vereintes Europa bin.
Dichand: Burschi, i war scho für ein vereintes Europa, wie du no in der Nudelsuppen gschwommen bist. Und damals war des no net so modern wie heute.
Faymann: Meinst du 1994?
Dichand: Fast. 1944.
Gusenbauer: Wenn des scho so anfangt, werden wir da jetzt in der Diskussion auf keinen grünen Zweig kommen.
Dichand: Diskussion? Wovon redet der bitte?
Faymann: Sei ihm net bös, Onkel Hans, er meint des net so. Er is halt manchmal a bissl hoppertatschig.
Dichand: So? Na gut. Fang ma an. Du …, Dings da …, was is er noch amal, Werner?
Faymann: Bundeskanzler.
Dichand: Ah so, genau. Also, Bundeskanzler, du setzt dich da her und nimmst den Diktierblock.
Gusenbauer: Bin i a Sekretärin?
Dichand: Na ja, nein. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Und du Werner … Mein Hund is heut net da. Aber i brauch was zum Streicheln, wenn ich aus dem Vorhof der Macht goldene Worte in die Welt da draußen entlasse. Leg dich neben den Schreibtisch, schau mich lieb an und hechle ein bisserl.
Faymann: Okay.
Gusenbauer: Des machst du wirklich? Des is ja unpackbar!
Faymann: Eh. Weil du macherst ja nie alles, nur damit du Bundeskanzler bleibst.
Gusenbauer: Hab i scho erwähnt, dass i recht gut Steno kann, Herr Dichand?
Dichand: Da schau her! Na dann stenografier: Sehr geehrter Herausgeber!
Gusenbauer: Sollt man net lieber so was schreiben wie: Liebe Mitbürgerin, lieber Mitbürger?
Dichand: Werner? Der Kerl nervt.
Faymann: Tschuldigung, Onkel Hans … hehehehe … aber er … hehehehe … er weiß scho, dass du der erste Bürger im Staat … hehehehe …
Dichand: Was machst denn für komische Geräusche?
Faymann: I hechle. Du wolltest es so.
Dichand: Ich? So ein Blödsinn. Und jetzt mach Platz.
Gusenbauer: Also gut. I schreib: Sehr geehrter Herausgeber! Aber über den restlichen Inhalt müss ma trotzdem noch reden.
Dichand: I hör immer nur reden. Worüber? Ihr seids jetzt auch für eine Volksabstimmung über den EU-Vertrag, die „Krone“ hat damit wieder einmal einen rauschenden Erfolg für das darbende Volk erzielt, und alle san glücklich.
Faymann: Aber wir san net für a Volksabstimmung über den jetzigen Vertrag, Onkel. Den hamma scho beschlossen.
Gusenbauer: Genau. Des gilt nur für zukünftige Verträge.
Dichand: Aber es wird keine zukünftigen Verträge geben.
Faymann: Eh net.
Gusenbauer: Um Gottes willen, des brauchert ma no! Stell dir vor, Werner, wir müssten wirklich eine Volksabstimmung machen und die ganzen Koffer …
Faymann: Des meint er auch net so, Onkel Hans.
Dichand: Dann lassts mi des einmal richtig verstehen: Der Brief hat eigentlich keinen anderen Sinn, als dass ihr öffentlich meinen Speichel leckts?
Gusenbauer: Ja.
Dichand: Ich halt ja an sich gar nix von heuchlerischem Geschmeichel.
Gusenbauer: Net? Der Werner hat gemeint …
Dichand: Außer natürlich, der Adressat bin ich. Und dass ihr die „Krone“-Leser für deppert verkaufts, das is …
Faymann: … na ja, ein kleiner taktischer Schachzug …
Dichand: … großartig! Besser könnt i’s ja selber net. I bin so begeistert, i muss mir nachher gleich zwei, drei Leserbriefe schreiben.
Gusenbauer: Schön, dass wir uns einig sind. Fang ma jetzt an?
Dichand: Gleich. Vorher haben der Werner und ich noch was zu erledigen. Na komm, Burli, gemma gschwind Gassi. Na wo hat er denn seine Leine, der kleine Racker, ha?
Faymann: Pfah, Onkel Hans! Kömma heut wenigstens in den Hof gehen, wo uns kana sieht?
Dichand: Nix da. Wir gehen vorn auf die Straßen.
Faymann: Na ja. A scho wurscht.
Mehr fällt "mir" zu Gi-Ga-Gusemann nicht ein.
Zum Glück gibt es aber andere. Im stets lesenswerten Kellerabteil werden Kommentare zusammengetragen und u.a. auch auf die Hinweise von adresscomptoir verwiesen.
Bei dieser Gelegenheit ist mir ein Satz im Kellerabteil untergekommen, der wohl auch für Ereignisse wie diese gilt und der bei Gefahr des in einen abgehobenen Zynismus Driftens immer wieder in Erinnerung zu rufen wäre:
dass wir konsequent üben sollten, dem drang nach einer abschätzig abgeklärten haltung NICHT nachzugeben, training darin, uns sehr wohl zu echauffieren, im privaten, in unseren halbprivaten öffentlichkeiten der näheren umgebung und in der öffentlichkeit, in der wir als bürger aufbegehren, wenn uns solche eben-nicht-belanglosigkeiten vorgesetzt werden.
wir haben kein recht der gleichgültigkeit.
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