Robert Gernhardt 1937 - 2006
- DER LETZTE GAST
Im Schatten der von mir gepflanzten Pinien
Will ich den letzten Gast, den Tod, erwarten:
„Komm, tritt getrost in den betagten Garten,
ich kann es nur begrüßen, daß die Linien
sich unser beiden Wege endlich schneiden.
Das Leben spielte mit gezinkten Karten.
Ein solcher Gegner lehrte selbst die Harten:
Erleben, das meint eigentlich Erleiden.“
Da sprach der Tod: „Ich wollt’ mich grad entfernen.
Du schienst so glücklich unter deinen Bäumen,
daß ich mir dachte: Laß ihn weiterleben.
Sonst nehm ich nur. Dem will ich etwas geben.
Dein Jammern riß mich jäh aus meinen Träumen.
Nun sollst du das Ersterben kennenlernen.“
Robert Gernhardt 1937 - 2006
Trackback URL:
https://haftgrund.twoday.net/stories/2278220/modTrackback