In schlechter Gesellschaft

Es war mir schon klar, dass eine Beschäftigung mit Ernst Jünger einen beim Googeln auf rechtsextreme Webseiten bringen würde, da ja diese Idioten ihn seit alters her als Idol anhimmeln. Nicht zuletzt wohl, weil er einer der wenigen aus dem rechten Lager war, der lesen und schreiben konnte.

So nannte auch der Chef der parlamentarischen Rechtsextremen in Österreich, H.C. Strache, dem diese Gabe zweifelsohne nur in sekundärem bis tertiärem Ausmaß gegeben ist, auf seiner Homepage und in einem Interview den "Waldgänger" dieses Autors als sein Lieblingsbuch. Allerdings wies der Interviewer umgehend nach, dass die angeblich von Strache stammende Rezension schon vor Jahren von einem deutschen Rechtsextremen, der in seinem Umfeld als Intellekueller gilt, verfasst worden war...

Und heute lese ich in einen der zumeist aus den Stationierungen des Zweiten Weltkriegs gespeisten Erinnerungsartikeln von Hans Dichand, dem dirty old Hausmeister der Xenophoben und geistigen Kleinstkrämer, in dessen Printgeschwür Kronenzeitung vom 11.11. über die Begegnung Jüngers mit Picasso und zitiert aus dem "Zweiten Pariser Tagebuch". Aber dann kommt Dichands eigene Schreibe:
"Das Gespräch zeigt, welche Hochachtung Picasso dem deutschen 'Dichter und Denker in Uniform' entgegenbrachte. Ernst Jünger hatte viele prominente Franzosen als Freunde gewonnen. Sein Ansehen in Frankreich ist heute größer als in Deutschland, wo der mehr als Hundertjährige [offenbar hat Dichand den Text schon vor einem Jahrzehnt geschrieben] nicht in die Atmosphäre passt, die durch Parolen wie 'Soldaten sind Mörder' - und dem allgemeinen politischen Masochismus entstanden ist"
Und flugs dient der sich wohl selber auch gerne als "Der gute Preusse" gerierende Jünger als Projektionsfläche für allgemeine Exkulpation der Frontkämpfergeneration. Jünger sieht in seinen Tagebüchern die Schuldfrage allerdings viel differenzierter und beklagt mehrfach, dass sich die Armee mit Verbrechen befleckt hat, auch wenn er viel zu blauäugig und Gegenrechnungen aufstellend ist. Vor allem in der Nachkriegszeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls ein widerliches Umfeld, in dem ich mich bewege.

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