Im Kapitel über Österreichs Sonderweg hinsichtlich der "Konservativen Revolution" weist Mohler in seinem Handbuch zum einen darauf hin, dass der Begriff von Hugo von Hofmannsthal stammt und andererseits bezeichnet er einen Hanns Sassmann, von dem er nichts weiß außer dass er "inzwischen verschollen" und Österreicher ist, als den "eigentlichen Meister dieser besonderen österreichischen Mentalität - weniger rüde als Ringel und weniger geglättet als Wildgans"
Er bezieht sich dabei auf dessen Buch "Das Reich der Träumer. Eine Kulturgeschichte Österreichs vom Urzustand bis zur Republik" 1932.
Sassmann war übrigens weder verschollen noch ganz unbekannt. Als Feuilletonist verkehrte er in der Zwischenkriegszeit in den Wiener Caféhauskreisen, hat mit Egon Friedell zusammengearbeitet und ging schließlich nach Berlin. Im Österreichischen Literaturarchiv wird er zitiert mit dem Satz:"Nur ein Wutanfall, nur der Ausdruck höchsten Zorns vermag die Wiener Zunge zu zwingen, die Dentales, Labiales oder Linguales richtig auszusprechen"
Und weiters heißt es dort über ihn:Sassmanns Geschichtsbild orientiert sich an der imperialen Größe Österreichs zur Zeit des Barock. Seine antipazifistische Haltung erleichterte nach der Annexion Österreichs seine Anerkennung in Berlin, wo später der größte Teil seines Nachlasses verloren ging.
Blöd gelaufen, könnte man da sagen.
Das Buch selber erscheint beim schnellen Durchlesen als eher öd und nicht sehr ergiebig, was die Beschreibung einer wie auch immer gearteten österreichischen Mentalität betrifft. Aufschlussreich und bizarr ist allerdings, wenn er abschließend die Situation im "Roten Wien" beschreibt:"In den ersten republikanischen Wahlen erhielt Wien eine sozialdemokratische Gemeinderats-Mehrheit, die sich auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge fragwürdige Verdienste erworben hat: sie macht Wien zu einem riesigen Armenhaus, in dem den Ärmsten auch noch das letzte abgenommen wird: die persönliche Freiheit. Die soziale Fürsorge Wiens ist militarisierte Philantropie und so lästig für den Empfänger wie jede solche. Nennenswert sind nur die von ... Tandler ... geschaffenen sanitären Einrichtungen...Ansonst richtet das sozialdemokratische Gemeinderegime Wien wirtschaftlich und kulturell zugrunde. Es enteignet durch raffinierte Steuerpolitik das mittlere Bürgertum, es baut, angeblich zur Hebung der Wohnkultur, mitten in die Barockwunder Karls VI. ganze Straßenzüge, in denen man zwischen Fronten von Klosettfenstern spazierengeht, denn die Klosetts liegen nach der Straße zu. Dadurch wird die Definition Kürnbergers von Wien als europäisch-asiatischer Grenzstadt erst aktuell."
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