Magistratisches Qualitätsmanagement

Von 100 Standorten nehme man die 50 Besten, ermittle den Median dieser 50, rechne diesen hoch auf alle Standorte und erhält dadurch ein Personalersparnispotential von 13%. Damit hat die Innenkontrolle ihre Aufgabe erfüllt. Nun ist der Controller der Abteilung am Zug. Er macht die sogenannte qualitative Analyse und rechnet anhand von Durchschnittswerten den Personalbedarf aus. Dieser ist höher als der von der Innenkontrolle ermittelte aber weniger als der aktuelle Personalstand. Dann wird zwischen Dienststelle und Personalaufsicht verhandelt und es gibt eine Einigung auf einen Personalreduktionswert, welcher in etwa in der Mitte zwischen dem von der Innenkontrolle und dem des Controllers liegt. Also 7 % Personalreduktion und alle freuen sich: Die Innenkontrolle, weil sie es geschafft hat, durch eine einfache und beliebige Rechnung das Budget zu entlasten. Der Controller, der den untersuchten Betrieb jetzt genau kennt und von allen geliebt wird. Von der Innenkontrolle, weil er sie ernst genommen hat und vom Chef der Abteilung, weil er wenigstens einige Posten gerettet hat. Und der Chef der Abteilung freut sich eben wegen dieser Posten, die im Nachhinein wie ein Postenzuwachs aussehen.
Qualitätsmäßig.

Lisa Rosa - 2006.10.03, 22:04

Schöne Beschreibung der schönen Bescherung

Ja. Echt qualitätsmäßig. Und freuen daran, daß das System so nett funktioniert, kann sich nur ein bestimmter Typ von Verwaltungsmensch. Nie werde ich verstehen, wie er mit einem solchen Lebenssinn froh sein kann. Eine solche Sinnkonstruktion würde mich Abgründe der Depression stürzen. Wo haben diese Leute ihre Widersprüche hingetan? Was machen sie damit, daß sie nicht ständig von dem Monster "Absurdität" angesprungen werden?

haftgrund - 2006.10.28, 12:17

ich denke, die Widersprüche kann man sich wegerklären, einen Höheren Sinn finden, einfach geil auf die Konformität seines Lebens sein. Aber dem MONSTER ABSURDITÄT, wie du es so schön bezeichnest, entkommen sie auf Dauer nicht. Irgendwann ist es da und nennt sie "Gregor".

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