Joschka Fischer, Ernst Jünger, Götz Aly


Anläßlich des Wirbels um die Verleihung des Frankfurter Goethe-Preises an Ernst Jünger 1982 wandte sich Joschka Fischer im Unterschied zu den meisten anderen Linken gegen dieses „penetrante() Lüftchen von Zensur“ und gab sich als differenzierender Jünger-Leser zu erkennen:
„Bedenke ich meine eigene linksradikale Biographie, so kreuzte Jünger mehrmals meinen Weg. Sowohl Ernst Jünger als auch Carl Schmitt galten bereits während der Studentenrevolte im SDS als eine Art intellektueller Geheimtip, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen. Denn es waren Faschisten, zweifellos, und dennoch las man sie mit großem Interesse. Je militanter sich die Revolte gestaltete, je mehr der „Kämpfer“, der „Fighter“ in den Vordergrund trat, desto sinnfäl­liger wurden die Parallelen. Später, als längst die „Subjektivität“, die „Politik der ersten Person“ angesagt war, da las man wiederum Ernst Jünger, diesmal den Drogen-Jünger. Und noch später, als der Klassenkampf endgültig Don Juan oder fernöstlicher Erleuchtung gewichen war, da starrte das neulinke Dritte Auge auf den kosmischen Jünger, von Jüngers Affinität zur vorindustriellen Welt und seiner Zivilisationskritik ganz zu schweigen.“

Offenbar hat es keinen Götz Aly gebraucht, um festzustellen, dass es Parallelitäten gibt zwischen der von ihm sehr bemüht konstruierten paradigmatischen Figur „68er“ und der auch nicht eindeutig bestimmbaren Figur „Revolutionäre Konservative“, welche Aly versimplifizierend auf die nationalsozialistischen Studenten reduziert.
Dass es Berührungspunkte, ähnliche role-models und Überkreuzungen gegeben hat, besonders dann in Bezug auf die Hnwendung eines Teils der 68-Bewegten in Richtung RAF (wie Götz Aly) und in Richtung K-Gruppen, war bereits in den 70ern ein Diskussionsgegenstand gewesen. Götz Aly dürfte da gerade nicht viel diskutiert haben, was verwundert, da er ja gerade seine ersten journalistischen Versuche bei der taz gestartet hatte. Dass er, wie Jutta Ditfurth in einem Interview anmerkt, wegen seiner damaligen Nähe zur nationaldeutschen KPD AO sein seinerzeitiges Problem der Verwechselbarkeit mit den Nazitypen zu einem allgemeinen der "68er" macht, ist angesichts sonstiger Auslassungen im "Unser Kampf" nicht ganz auszuschließen

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