Putzfimmel in den Büchereien

Wie berichtet (siehe "Schmutzige Geschichte"), macht die für das Reinigungspersonal der Büchereien zuständige Magistratsabteilung 34 und ihr Abteilungsleiter und Personalvertreter in Personalunion alles, um das Leben der ihm unterstellten Bediensteten mit Sinn zu erfüllen und spannend zu gestalten.
Trotz massiver Proteste der Büchereibediensteten und heftiger Interventionen der PersonalvertreterInnen der Büchereien hat sich an der Situation nichts verbessert. Nicht zuletzt deshalb, weil sich der von SP-Vertreter dominierte Hauptausschuss der Personalvertretung scheut, gegen ihr langjähriges Fraktionsmitglied vorzugehen.
Im aktuellen "Gemeindeforum" des "Gewerkschaftlichen Linksblocks" ist ein Artikel erschienen, der über diese in Belegschaften mit einer weniger korrumpierten Personalvertretung nicht vorstellbaren Zustände berichtet:

Nicht erst seit gestern spart der Magistrat der Gemeinde Wien.
Am liebsten tut er das auf dem Rücken der Wehrlosesten.
Zum Beispiel auf dem der gemeindeeigenen Reinigungskräfte, den am
miesesten entlohnten Arbeitskräften, billigen Arbeitskräften aus
Österreich,derTürkei, aus Serbien, Albanien & wer weiß woher sonst
noch. Seit Jahren arbeiten sie unter dem Druck, durch private Reinigungsfirmen ersetzt zu werden.
Ein solches Pilotprojekt ging allerdings bereits in die Hose:
Das seinerzeit neu errichtete Amtshaus in der Muthgasse, Döbling wurde mit seiner Eröffnung einer privaten Reinigungsfirma zur Reinigung überlassen.

Innerhalb kürzester Zeit war das neue Amtshaus allerdings vollkommen verdreckt, & die Reinigungsarbeiten wurden wieder von Gemeindebediensteten wahrgenommen.

Die nächste Attacke gegen die gemeindeeigenen Reinigungskräfte der MA 34 wurden wohl durch einen wohlwollenden Bericht der Inneren Revision der Gemeinde Wien motiviert, welcher zum Beispiel die Büchereilokale der Gemeinde als vorbildlich sauber charakterisiert hatte. Statt diese Stärke noch auszubauen, entschloss sich der Chef der MA 34, dem Vernehmen nach angeblich auch Gewerkschaftler für eine konträre Strategie:

Von einem Tag auf den anderen wurde vielen Reinigunskräften der MA 34, nennen wir sie politisch unkorrekt, aber zutreffend Putzfrauen, mitgeteilt, dass ihre Arbeitszeiten gekürzt, dafür aber ihre Tätigkeitsbereiche ausgeweitet würden. Erfunden haben diesen gloriosen Schildbürgerstreich Schreibtischtäter ( & -innen ?, eher unwahrscheinlich) aus der MA 34.

Diejenigen Frauen - & es handelt sich hauptsächlich um Frauen, die oft als Alleinerzieherinnen ihre Familien ernähren müssen - , diejenigen Frauen also, die sich nun gegen die Verkürzung ihrer Arbeitszeiten & beträchtliche Gehaltseinbußen (angeordnet von einem "Gewerkschaftler") erfolgreich zur Wehr setzten, wurden stantepede versetzt & durch Kolleginnen ersetzt, deren Arbeitszeiten so kurz & ungünstig angesetzt sind, dass sie mit der Arbeit der Büchereibediensteten in Konflikt geraten müssen:

Entweder es wird gescheit geputzt & die Büchereibediensteten stellen für diese Zeit ihre Arbeit mit Schulklassen oder anderem Publikum weitgehend ein, oder die Büchereibediensteten setzen ihre Arbeit ungerührt fort, & es kann dafür nicht gescheit geputzt werden. Im ersten Fall sind die Büchereien halbwegs sauber, aber als Büchereien nicht mehr voll funktionstüchtig, im zweiten Fall bleiben sie das zwar, verdrecken aber zusehends.

Ein offener Brief einer KIV-Personalvertreterin aus den Büchereien an den dienststellenleitenden Gewerkschaftsfunktionär der MA34 (kein Widerspruch spätestens seit der seinerzeitigen Inthronisierung des derzeitigen ÖGB-Vorsitzenden Hundstorfer als gleichzeitigem Vorsitzenden des Wiener Gemeinderats & der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten) brachte ihr von Seiten des dienststellenleitenden Gewerkschaftlers den Vorwurf der Inkompetenz, der Unprofessionalität, der Realitätsverweigerung & Ahnliches,

Vorwürfe, die in dieser barocken landesfürstlichen Art nur einem der Realität entrückten Mann entfahren konnten, der sich über seine eigene Schneemannexistenz nicht im Klaren ist.

Konsequent beschwerte er sich bei einem anderen Dienststellenleiter über die in seinen Augen unbotmäßige Personalvertreterin. Dieser wiederum willfuhr dem Verlangen seines Wiedergängers, entschuldigte sich erstens bei ihm & lud zweitens die Personalvertreterin zum Rapport, wo er sich aber anhören musste, dass er sich in die Angelegenheiten der Personalvertretung einmische & dies laut Personalvertretungsgesetz ungehörig sei. Das hat ihn vermutlich mehr getroffen als die Aussicht darauf, dass die Dienstorte, für deren Sauberkeit er auch die Verantwortung trägt, auf Grund der "marktkonformen" Entscheidungen seines Kollegen Dienststellenleiter mit gewerkschaftlicher Funktion zunehmend verdrecken werden.

Aber Putzfrauen scheint man für Putzfetzen zu halten & alle die, die es wagen, Kritik zu äußern für nicht viel Besseres.

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