Atombusen und -bombenversuche

Kürzlich fiel das Wort "Atombusen". Dabei erwies sich, dass nur die an Jahren schon recht Reichen diesen Begriff, dessen hierzulande bekannteste Trägerin Jayne Mansfield war, kannten. Beim Googeln stellte sich dann heraus, dass der Atombusen tatsächlich zu den bedrohten Arten gehört. Dieser Ansicht dürfte auch Günter Jauch gewesen sein, der 2006 die ZuseherInnen aufforderte, während einer Werbepause nach diesem Wort zu googeln.
In den 50er und frühen 60er jedoch war der Atombusen so geläufig, dass sich auch ein damals noch nicht mal Pubertierender daran erinnern kann. Wobei die Verknüpfung des sogenannten sekundären Geschlechtsmerkmals mit der Unteilbarkeit semantisch unsinnig ist, aber gleichzeitig unmittelbar einsichtig, jedenfalls in der Nachkriegswelt, als ein Modeschöpfer seine für damalige Zeit gewagten Badeanzüge nach dem Ort der amerikanischen Kernwaffentests benannte.
Möglicherweise wäre hier die Schnittstelle zwischen Atom und Busen zu finden, als die Atomkraft in der Ideologieproduktion "als eine Art der explodierenden Weiblichkeit" transportiert wurde.
Als die Sowjetunion eine Serie von Atombombenversuchen in der Atmosphäre startete, geriet die Atomkraft zusehends ins Zwielicht, auch wenn anfangs noch zwischen guten und schlechten Kerntests unterschieden wurde:
Da zu diesem Zeitpunkt die USA fast nur noch unterirdische Versuche unternahmen, argumentierten die proamerikanischen Mitschüler einer Klasse jener Schule, die ein bekannter österreichischer Literat mal als Schule des gelebten Austrofaschismus bezeichnet hatte, dass diese Form der Tests ungefährlich sei, während die Tests hoch in der Luft für Wetterkapriolen, Ausschläge, Impotenz und Fehlgeburten verantwortlich wären. Die viel differenzierter argumentierende prosowjetische Gegenseite, also ich, wiesen auf die massive Gefährlichkeit gerade der unterirdischen Riesenexplosionen hin, weil die Gefahr nicht auszuschließen sei, dass der Planet dadurch Risse bekäme und eines Tages auseinanderbreche. Explosionen in der Höhe aber verpufften mehr oder weniger und die meiste Strahlung würde sich im unendlichen Weltraum verteilen.
Diese Diskussion blieb, wenn die geschönten Erinnerungen nicht täuschen, ebenso unentschieden wie die zwischen Urknall und Steady-State-Universum und wurde mit dem Durchsickern der Tatsache, dass auch die sogenannte friedliche Kernkraft nicht das Gelbe vom Ei ist, mehr und mehr obsolet. Daher dürfte auch der Atombusen seine beste Zeit für immer gehabt haben.

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