Patriotismus am Ende der Fahnenstange - ein Kontra und ein Pro

Die in den letzten Tagen immer häufiger werdenden rot-weiß-roten Fähnchen an Kraftfahrzeugen sind nach der Straßenverkehrsordnung für private Zwecke verboten. Dank des Verkehrsministers mit der braunen Halskrause aus dem Hause Dichand wurde auf den ersten Pfiff der Krone hin die STVO für diesen Fall bis zum Ende der Fußball-Europameisterschaft ausgesetzt.
Manche Fähnchen haben schlicht nur die Landesfarben, andere haben noch den Bundesadler drauf, was an sich nicht ganz ungefährlich ist, wie ein Tiroler Journalist erfahren musste, der dem Adler einen Fußball implantiert hatte und dafür zu einer Strafe wegen Herabwürdigung eines staatlichen Symbols verdonnert wurde.
Das kann aber Kronenzeitungslesern wohl nicht passieren, da sie es ja umgekehrt machen, den Adler dem Fußball zu subsumieren.
Auch eine Patriotismusdiskussion ist angelaufen, zu der hier Argumente sowohl gegen einen Fahnenpatriotismus als auch für Patriotismus mit Augenmaß geliefert werden sollen.
KONTRA: Der Patridiotismus von der Medien Gnaden wird von viel zu Vielen, die wahrlich andere Sorgen haben, mitgetragen für die kurzzeitige Illusion der Geborgenheit in einer großen Gemeinschaft.
Ein Mittel dagegen könnte in Anlehnung an die Mercedesstern-Aktionen der 50er und 60er die konsequente Entfernung jeder Österreichfahne sein, deren man habhaft werden kann.
Eine sanftere Form wäre das Herausschneiden des weißen Teils, was dann 2 rote Fähnlein ergäbe. Oder der roten Teile, was schon vor dem ersten Fehlpass die Kapitulationswilligkeit unterstreichen würde.
Mit den konfiszierten Fähnchen ließe sich sicherlich mancher Ulk treiben, damit patridiotische Gefühle gar nicht erst aufkommen.

PRO: Für einen Fahnenpatriotismus mit Augenmaß spricht vieles. Doch Patriotismus soll im Herzen stattfinden - siehe die Handhaltung echter Österreicher beim Absingen der Hymne. Ein echter Patriotismus eignet sich nicht für das öffentliche Herumwacheln. Ein Patriot ist schließlich kein Unparteiischer.
Daher sollte jeder echte Patriot die Fähnchen von den Autos wieder einsammeln und sich sein Heim damit drapieren. Denn bekanntlich gilt: "Daham bin i im Kastl", was die Engländer ungenau übersetzen mit "My Homepage is my castel", was eigentlich wörtlich heißt: "Meine Hampotschn san unterm Kastl (=Fernseher, daher "Patschnkino")".
Genug dieser semantischen Abschweifung. Ob diese Fähnchen gerecht in der Wohnung verteilt werden oder ein eigenes Vaterlandswinkerl für sie mit Lebenslangkerze hergerichtet wird, soll jeder echte Patriot mit Herz entscheiden.
Gegen das Flattern der Österreichfahne im Verkehrsgewühl spricht auch die Schadstoffbelastung, welche unserer Fahne gewordener Patriotismus dadurch erleiden muss. Da geht es ihm und seiner Fahne in der Wohnung doch viel besser.

Patriot oder nicht Patriot. Ja oder nein. Mitesser oder Gegenesser. Das ist die nationale Frage der Stunde.

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