Bootsbibliothek

Die Zukunft in Bangladesch liegt auf dem Wasser. Der United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) prophezeit, dass Bangladesch im Jahre 2050 etwa ein Fünftel seiner Landmasse verloren haben wird. Als Folge des Klimawandels und eines steigenden Meeresspiegels. Schon jetzt sind zu Monsunzeiten große Teile des Landes überschwemmt und es werden immer mehr.
Das Leben wird nach und nach auf Boote verlegt:

Am Wochenende stöbert Shapla in der Bibliothek, die nur unfern von ihrer Wellblechhütte vor Anker geht. ...

Vor sechs Jahren gründete der Architekt Shidulai Swanirvar die NGO Sangshta (Eigenständigkeit) in seinem Distrikt Natore. Noch heute gibt es in dieser abgelegenen Gegend, durchzogen von unzähligen Seitenarmen des Brahmaputra, keine Elektrizität, kein Abwassersystem und keinen Staat. Seine Organisation hat heute eine Flotte von zweiundvierzig Bootsschulen, Arztpraxen, Transportbooten, Booten, auf denen Bauern nachhaltige Landwirtschaft lernen, und Bibliotheken. ...

Shidulais Chefbibliothekar, Maksudar Rahman, sagt, er wisse noch nicht, wie die Bücher auf die extreme Hitze und Feuchtigkeit reagieren. Die Schüler jedenfalls behandeln die Bücher mit großer Sorgfalt. Die Dorfbewohner betrachten die Bibliothek als Attraktion und ihr Eigentum, sagt Maksudar. Für die meisten hier sind die Mobiltelefone und mit Solarenergie betriebene Computer an Bord der Bibliothek die einzige Berührung mit dem 21. Jahrhundert. ...

„Die Klimakatastrophe ist hier längst angekommen“, sagt Rezwan. Die Wissenschaftler prophezeien einen dramatischen Einbruch der Reis- und Weizenernte, bis zu dreißig Prozent der heutigen Produktion. Das Massensterben scheint programmiert. Rezwans nächstes Projekt sind Boote für den schwimmenden Ackerbau und Hausboote für Klimaflüchtlinge: „Ich arbeite gerade an dem Design der Boote. Wir brauchen mehrere Decks.“



Trackback URL:
https://haftgrund.twoday.net/stories/5215663/modTrackback