Unmissverständliche Logiken

Bekanntlich leben auch BibliothekarInnen nicht nur von Luft und Lektüre. Daher ist es für sie nicht uninteressant, was die Gewerkschaft gehaltsmäßig aushandelt.
Versehen mit einer ungesunden Sozialsensibilität ist es den meisten von ihnen auch nicht egal, wie die Gewerkschaft vorgeht und welche Ziele sie verfolgt.
Zu dem wie gehört außer der Höhe der Gehaltsforderungen auch die besondere Beachtung niedriger Einkommen, wenn es gilt, die hohe Inflation der letzten Monate abzugelten.
Und die innergewerkschaftliche Kommunikation.
Wie aus einer Rundmail an die Bediensteten der Wiener Büchereien zu entnehmen ist, hat die Gewerkschaft gleich gar keine Forderungen aufgestellt, sondern wartet auf Angebote der Dienstgeber in Prozentbeträgen, welche natürlich Bezieher [ja, vor allem -er und weniger -innen] höherer Einkommen bevorzugt.
Innergewerkschaftlich spielt sich im übrigen gar nichts ab und klar ist nur, wer ganz sicher nicht begünstigt werden kann: diejenigen, die am wenigsten verdienen.
Im Fall der Büchereien ist es das Reinigungspersonal [natürlich vorwiegend Frauen mit oft tragischen Lebensläufen, viele von ihnen durch die Jugoslawienkriege nach Wien geschwemmt], über dessen miese Situation und über den zynischen Umgang damit in "Schmutzige Geschichte" nachgelesen werden kann.

Liebe KollegInnen,
die untenstehende Mail vom Leitenden Rerenten der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten über den Abbruch der aktuellen Gehaltsrunde im Öffentlichen Dienst ist eingelangt. Wenn ich es recht verstanden habe, will uns die GdG folgendes sagen:

Da die Bundesregierung nicht gewillt ist, ein Angebot über die Gehaltserhöhung für 2009 zu machen, scheint die Gewerkschaft gefleht zu haben, doch bitte bitte wenigstens die Abgeltung der nominellen Inflationsrate (die reale ist mit 3,45% sowieso bei weitem nicht erreicht) zuzusichern.
Auch diese Selbstverständlichkeit wurde nicht gewährt.

Also wird die Gewerkschaft unmissverständlich: sie fordert diese Bundesregierung, die ihr gerade gesagt hat, sie möge sich brausen gehen, auf, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Und was dann? Werden gewerkschaftliche Maßnahmen in Aussicht gestellt?

Wie wäre es, mal damit anzufangen, dass die Gewerkschaft unmissverständlich eigene Forderungen stellt? Und zwar keine Prozentforderungen, welche gerade in Zeiten der Inflation die kleineren EinkommensbezieherInnen extrem benachteiligt, sondern beispielsweise 200 Euro für alle.
Da werden die Senats-, Obermagistrats- und Hofräte vielleicht keine Teuerungsabgeltung verspüren, alle anderen aber schon.
Bei Prozenterhöhungen ist es bekanntlich eher umgekehrt.

Das tut unsere Gewerkschaft aber nicht - unmissverständlich.
Sie nimmt dafür hin - wie im letzten Hauptausschuss  diskutiert -, dass die zu putzende Quadratmeteranzahl/pro Stunde für das Reinigungspersonal mit Jänner wieder erhöht wird. Denn damit wäre angeblich für 5 Jahre der Reinigungsbereich vor einer Privatisierung geschützt.
Aus diesem Grund ist auch die Gewerkschaft, sprich FSG, gegen eine Gehaltserhöhung von 200 € für alle. Denn dann würde sofort wieder - trotz Erhöhung der Quadratmeteranzahl - eine Ausgliederung des Reinigungsbereich seitens des Dienstgebers (SPÖ) im Raum stehen.

Eine beeindruckende Logik:
Weil die unteren Einkommen bei der Stadt Wien nicht zu "hoch" werden dürfen, weil der Bereich dann der Privatwirtschaft zum Fraß vorgeworfen wird, tritt die Gewerkschaft (=FSG) gegen eine sozial gerechtere Fix-Betragserhöhung für alle auf. Zu Freuden der Ober-Räte. Und auch der Gewerkschaftsbosse, die ja zumeist recht hoch eingestuft sind in der Gehaltshierarchie.

Wer solche Interessensvertreter hat, braucht wohl keine Gegner mehr.


3. Gehaltsrunde im öffentlichen Dienst ergebnislos unterbrochen

Bundesregierung bietet nicht einmal die Abgeltung der Inflation an!

Auch die 3. Verhandlungsrunde zur Erhöhung der Bezüge ab 2009 wurde am 17. November 2008 zwischen Vertretern der Bundesregierung, Staatssekretär Mag. Andreas Schieder, Staatssekretär Dr. Reinhold Lopatka und dem Verhandlungsteam der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) und der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) ergebnislos unterbrochen.

Die Vertreter der Bundesregierung waren nicht imstande, den Gewerkschaften der öffentlichen Dienste ein Angebot zur Gehaltserhöhung zu unterbreiten und waren auch nicht bereit, die Abgeltung der Inflationsrate von 3,45 Prozent zuzusagen.

Für die GdG ist als Ausgangslage die Außerstreitstellung einer Abgeltung der Inflation für den weiteren Verhandlungsverlauf unabdingbar.

Die GdG fordert die Bundesregierung unmissverständlich auf, sich ihrer Verpflichtung gegenüber den ArbeitnehmerInnen bewusst zu werden und ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.






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