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Büchereien: Holzwegeeffekt oder Mafia-Rede?

Zum Bericht zu den neuen Vorgaben der "Kinderbibliotheksarbeit" in den Wiener Büchereien bekam ich den Hinweis, dass die angesprochene Zentrale Mail in ihrer Struktur den Garden Path Sentences, im Deutschen weniger elegant "Holzwegeffekt" genannt, ähnelt.

Der Witz bei diesen Sätzen ist, dass sie am Beginn eine Erwartungshaltung produzieren, die im weiteren Verlauf nicht eingehalten wird bzw. etwas ganz Anderes herauskommt. Z.B.:
„Maria legte zu ihren Spargeldern, was sie bei der Spargelernte verdient hatte.“

Im Bücherei-Jargon klingt das so:
  • Es gibt immer mehr Zweigstellen, die Kinderveranstaltungen anbieten möchten

  • Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung.

  • ... haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben
Im Presse-Spektrum werden übrigens seit kurzem Beispiele solcher Sätze gesammelt.

Es gibt aber noch eine Analogie, die ein wenig weniger freundlich erscheint. Nämlich jene Rede, welche in "Some like it hot" bei der Zusammenkunft der "Freunde der italienischen Oper" Little Bonaparte gehalten hatte, adressiert an Gamaschen-Colombo und seine Gang.
Der Rhythmus der Rede des Mafiabosses wechselt von einem positiven Satzanfang zu negativen Hinweisen und Drohungen am Ende des Satzes. So auch die Bücherei-Mail:
  • Es gibt immer mehr Zweigstellen, die Kinderveranstaltungen anbieten möchten
Hier der positive Anfang, der Positives erwarten lässt.
  • und damit unserem Schwerpunkt Kinderbibliotheksarbeit Rechnung tragen
Die erste, wenn auch verdeckte, negative Aussage: es wird so getan, als sei die rege Tätigkeit der BibliothekarInnen in den Zweigstellen, was Kinderanimation und Leseförderung betrifft, nur eine Folge der vor zwei Jahren erfolgten Ausrufung der "Kinderarbeit" als vorrangige Aufgabe der Büchereien.
In Wahrheit ist es umgekehrt. Die seit vielen Jahren initiativ und mit Erfindungsreichtum tätigen KinderbibliothekarInnen waren recht erstaunt, als ihnen damals mitgeteilt wurde, dass und wie sie das zu tun hätten, was für sie seit langem ohne Anweisung von oben gelebte Praxis ist.
  • Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung
No na. Dem gönnerhaft paternalistischen Tonfall folgt gleich der Pferdefuß:
  • bedeutet aber auch, dass wir mit dem Kinderveranstaltungsbudget besonders bewusst haushalten müssen.
Im Klartext heißt das in Verbindung mit dem vorher Gesagten:
"Seid ihr wirklich so dumm zu glauben, dass es für Ausweitung der Aktivitäten im Kinderbüchereibereich auch entsprechendes finanzielles Unterfutter gibt? Also heißt es einsparen!"
  • Weil dies leichter möglich ist, wenn Veranstaltungen zentral organisiert werden,
... die üblich Antwort der Bürokraten ...
  • haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben,
Die Zentrale gibt - die Zentrale nimmt ...
  • sondern dieses für alle Zweigstellen und die HB zentral zu verwalten.
... und die BibliothekarInnen dürfen ansuchen und sich bedanken.


Wie erinnerlich, endete die Zusammenkunft der "Freunde der italienischen Oper" mit einem Massaker.


Belohnte Initiativen - Das Wiener Modell der Kinderbibliotheksarbeit


Die Geschichte der Kinderbibliotheksarbeit in Wien ist eine Geschichte dezentraler Initiativen von BibliothekarInnen in den Zweigstellen, erfolgreich wegen ihres Einsatzes und Ideenreichtums, nicht immer goutiert und selten gefördert von zentralen Instanzen.

Nach dem Pisaschock entdeckte die Zentrale, dass "Kinderarbeit" nun die Parole des Augenblicks sei und erklärte den verdutzten BibliothekarInnen, was und wie sie das zu machen hätten, was sie seit Jahren sowieso schon taten.
Zusätzlich hieß es nun Bücherrucksäcke irgendwo hin irgendwie hin zu transportieren und Themenkisten wurden rasch zusammengestellt und ruhen seither irgendwo.
Doch die Optimierung hat kein Ende. Zur besseren Erreichung aller Kinder Wiens dürfen seit diesem Frühjahr nur noch erste und dritte Klassen zu Büchereiveranstaltungen eingeladen werden - oder sind es zweite und vierte?
Da die "Kinderarbeit" dennoch weiter funktioniert, folgt ein weiterer zentraler Motivationssschub, wie dieser Tage in einer Rundmail zu lesen war:

Es gibt immer mehr Zweigstellen,
die Kinderveranstaltungen anbieten möchten
und damit unserem Schwerpunkt Kinderbibliotheksarbeit Rechnung tragen.

Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung,

bedeutet aber auch, dass wir mit dem Kinderveranstaltungsbudget besonders bewusst haushalten müssen. Weil dies leichter möglich ist, wenn Veranstaltungen zentral organisiert werden,

haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben,

sondern dieses für alle Zweigstellen und die HB zentral zu verwalten.

Wie sich Bundeskanzler Gusenbauer hinaufgelesen hat

Aus dem neu erschienenen Buch "Die Wege entstehen im Garten. Alfred Gusenbauer im Gespräch." ist eines dieser durch K. Krawagna-Pfeifer und A. Thurnher geführten Interviews in der aktuellen Falter-Ausgabe abgedruckt. Unter anderem wird vom Prozess des "Hinauflesens" (kennt noch jemand diesen Ausdruck aus schwarzer Bibliothekspädagogik?) und von der Benutzer-Bibliotheks-Interaktion berichtet.
Seit meiner Kindheit war ich einer der fleißigsten Kunden der Ybbser Stadtbibliothek. Dort saß Frau Dorfner, die war begeistert von Kindern und Jugendlichen, die viel lasen. Ich habe Unmengen Kinder- und Jugendliteratur gelesen, alle möglichen Enid Blytons, Karl Mays und was weiß ich. Oder "Die Schatzinsel", "Tom Sawyer und Huckleberry Finn". Später habe ich sehr gern historische Bücher gelesen. Reden, Geografie und Bücher über andere Kulturen haben mich auch interessiert. Frau Dorfner sagte zu mir immer, sie habe zwar nicht viel Budget für Zukäufe, aber wenn ich der Meinung sei, es gebe etwas, das interessant sei, könne ich ihr das sagen, dann besorge sie das. Sie ist davon ausgegangen, wenn ich das lese, wird das vielleicht andere ebenfalls interessieren. Und daher habe ich der Frau Dorfner öfters einen Tipp gegeben.

Wien: ein noch besseres Service für die Benutzerinnen der Hauptbücherei!

Wie der "Propaganda- und Infototaldienst" (PID) gerade mitteilt, gibt es ab sofort ein noch besseres Service für die BenutzerInnen der Hauptbücherei: Seit heute ist es nicht mehr notwendig, quer durch Wien zu fahren, um Unklarheiten im Gebührenkonto rasch zu klären. Auch offene Gebühren müssen ab sofort nicht mehr zur Gänze beglichen werden - Einzahlung von Teilbeträgen ist möglich!
Die Kassenautomaten sind bis auf weiteres außer Betrieb.
  • Hauptbücherei Wien - die Bücherei mit menschlichem Antlitz!

  • f2f ist uns Programm!


Neue Leitung der Büchereien Wien

Sie hat ein halbes Jahr gedauert, die seit dem Wechsel von Dr. Pfoser in die Wienbibliothek leiterlose Zeit der Büchereien Wien.
Der Postentraffic zwischen Wien-Bibliothek und Büchereien ist dabei weiter aktiv: während die kaufmännische Leiterin die bisherige Budgetreferentin Elke Bazalka wird, kommt der neue fachliche Leiter Mag. Markus Feigl aus der Wienbibliothek, und zwar von der Plakatsammlung, die er bisher geleitet hat.
Die nächsten Monate werden wohl spannend werden, vor allem auch, ob die Abteilungsleitung der MA 13 sich künftig hinsichtlich des "Hineinregierens" in die Büchereiarbeit etwas zurücknimmt.

Mission: Library

Bollywood is reading, ist via Erdberg in Indien zu erfahren:
Shah Rukh Khan on Mission: Library

Shah Rukh Khan is on a mission presently, Mission: Library. Not shooting for any film till at least the second half of 2008, the King Khan has embarked on an operation to create a huge library section within his villa, Mannat.



Our source close to the King Khan revealed, “Shah Rukh is an avid reader and already has a good collection of books. While their subjects vary from cinema to history, most of these comprise biographies of famous personalities. Now taking his passion a step ahead and passing on his favourite hobby to both his kids – Aryan and Suhana, he has decided to make a big library inside his house.” “It has been over a month since he has embarked on his Mission: Library of pondering, rejecting and deciding on the books he wants. He is even asking his close friends for suggestions and recommendations and many amongst them are doing the book hunting for him in various big books stores of Mumbai. SRK’s all time favourite book is - The Hitch-Hiker’s Guide To The Galaxy by Douglas Adams and he is ensuring that the collection comprises of a good mixture of both fiction as well as non-fiction apart from informative books. Aryan has already started showing interest in books that have begun assembling at Mannat as a part of the library collection and can be seen going through most of them when back from school,” adds the source. “It is not a hidden fact anymore that the reigning superstar has a habit of spending a lot of time in his huge bathroom after it was disclosed in his interview in Koffee With Karan. But, not many are aware that he always carries a lot of reading material along with him for company. Now with his upcoming library, he will have a better a place to spend his time with books,” quips another close pal of the Om Shanti Om star. ·

Abhijit Mhamunkar, Hill Road Media · Wednesday, January 30, 2008 Quelle: Indya.com
Im Erdberg-in-Indien-Blog gibt es auch einen Hinweis auf die Zusammenarbeit der Bücherei in Erdberg mit dem Haydn-Kino.

Bibliothekarisches Image, landläufig.


Auf Seite 23 seiner Erinnerungen "Ich nicht" bringt Joachim Fest es auf den Klischeepunkt:
Tante Dolly dagegen hatte ihrem Ehrgeiz von frühauf Grenzen gezogen und war Bibliothekarin geworden

No books but drugs


Im Jahr 2003 wurden im Auftrag der zuständigen Stadträtin die Lehrlingsbüchereien aus dem Verband der Büchereien entfernt und mit unausgebildeten ehrenamtlichen Kräften auf Schmalspurbasis weitergeführt. Auch den PatientInnenbüchereien ging es an den Kragen: Die PatientInnenbücherei im Allgemeinen Krankenhaus Wien wurde trotz beeindruckenden Aufschwungs der Entlehnzahlen und der BenutzerInnenfrequenz unter anderem mit der Begründung gesperrt, dass das AKH dringend eine Apotheke brauche.

In einem Artikel in einer alternativen Gewerkschaftszeitung ist damals unter der Überschrift "Matto regiert" geschrieben worden:

Lehrlingsbüchereien werden enthirnt, bzw. einem Zombiedasein zugeführt, die AKH-Spitalsbüchereien werden von Büchern entleert und der Pharmazie in Gestalt einer Apotheke überantwortet (no books but drugs), einzig im "Sozialmedizinischen Zentrum Ost" gibt es eine insofern akzeptable Lösung, als die Leitung der SMZO den Büchereibetrieb aufrecht erhalten will. Solang sie will ...
(Nachtrag: Auch diese PatientInnenbücherei ist inzwischen gesperrt worden - Geldmangel natürlich).

Die Räumlichkeiten der AKH-Bücherei dämmerten dann viereinhalb Jahre vor sich hin, nun werden sie wachgeküsst:
Aus dem Amtsblatt der Stadt Wien
MA 40-1-9639/07

Kundmachung

Frau Mag.pharm. U.F., Apothekerin, hat um die Erteilung der Konzession zum Betrieb einer neu zu errichtenden öffentlichen Apotheke im 9. Wiener Gemeindebezirk mit dem nachstehenden angeführten Standort angesucht:
„Hauptgebäude des Allgemeinen Krankenhauses der Stadt Wien."

Die voraussichtliche Betriebsstätte soll sich in Wien 9, Allgemeines Krankenhaus der Stadt Wien, ehemalige Patientenbibliothek, befinden.

Erschienen in der Wiener Zeitung am 12.01.2008


Vielen Dank an "Mr. Linksblock", der den Hinweis gepostet hat und an jene Bibliothekarin aus Fünfhaus, die beim Sonntagsfrühstück das Amtsblatt liest!

Naturgemäß nur in eigener Aktivität



und wieder ein naturgemäß frei erfundenes Mailolett:
"dieses Jahr beginnt mit einer vehementen Rasanz an Andrang und Nachfrage, sodass wir in allen Bereichen an unsere Grenzen vorgedrungen sind (nicht zuletzt durch einige Ausfälle)."

"Herzlichen Dank an alle MitarbeiterInnen an dieser Stelle für den permanenten Dienst am Kunden, für den Einsatz und das fabelhafte Know-How!!!"

"Nebenbei sind die Kisten laufend knapp, da wir in Rückgaben und Ringleihe fast untergehen, auch hier ist jede Hilfestellung willkommen"

"heute sind es schon soviele Bücherwagen, daß wir nicht mehr wissen wohin damit. Bitte dringend abräumen."

"Die Kollegen aus dem Sortierraum sind mit den Rückgaben aus der Bücherei voll ausgelastet."

"es sind nicht die fehelenden [sic!] Kisten, es ist die Menge der Medien, die retourniert werden. Mit meinen wenigen, fleissigen Mitarbeitern ist das nur langsam abbaubar"

"dieser Riesenandrang hat auch verursacht, dass im Eingangsbereich ein massiver Rückstau an Einstellmengen (in Form dutzender uneingestellter Bücherwagen) vorhanden ist!"

"Zudem stapeln sich die Kisten der Ringleihe zwischen den Liften, Viele Bücherwagen stehen bis zum Büro und die meisten Kisten können nicht ausgeräumt werden, weil die dementsprechenden Kisten für die Ringleihe fehlen."

"Ich ersuche in diesem Zusammenhang um Hilfestellung von Seiten der Leitung der Büchereien, um dieses Nadelöhr beheben zu können."

Eine so kurzfristige Hilfestellung kann

naturgemäß

nur in eigener Aktivität liegen;
ich ersuche daher diejenigen zentralen
MitarbeiterInnen - die derzeit allerdings
auch gar nicht viele sind - nach
Maßgabe ihrer Möglichkeiten am Vormittag
beizustehen.  Ich

werde das auch tun.

Als p.s. eine vermutlich unnötige Anmerkung, die doch gemacht werden soll:

naturgemäß

sind sämtliche sonstigen anwesenden Mitarbeiter angewiesen, sich der Hilfsaktion anschließen.


"herzlichen Dank für die solidarische Hilfe!!
Ich denke, ich habe seit der Eröffnung noch nie einen derart starken Andrang zu Jahreswechsel erlebt."


"Ein Problem, das offen bleibt, sind die fehlenden Ringleihekisten, ohne diese können wir den Rückstau in der Ringleihe nicht abarbeiten."

Zustrom zur Lust- und Genussbibliothek

Wie Library Mistress in: "Noch vier Wochen..." schreibt, freut sie sich bereits auf ihren neuen Job in der Wien-Bibliothek. Die von ihr aufgezählten Attraktionen dieser Bibliothek lassen vermuten, dass dort ein recht sinnliches Arbeitsklima herrscht :-)

Überhaupt scheint die Wien-Bibliothek, um den Fußballerjargon, der gerade Wien angesichts der geplanten Fußballeuropameisterschaft nachgerade überschwemmt, zu verwenden, derzeit ihre Mannschaft zu verstärken: nach dem ehemaligen Leiter der Büchereien Wien und dem Personalchef der selben Institution findet nun ein Transfer aus Eisenstadt statt.

Wienbibliothek hat also eine starke Saison vor sich :-)