Was tun Jäger und wie werden sie geschützt?


Dankenswerterweise gibt folgende FAQ ausführlich Antwort, inklusive dem alten Märchen, dass Raben Kitzen die Augen aushacken.
(...) Jäger töten Tiere mit heißen und kalten Waffen, so, wie sie selbst getötet werden wollen.

Was sind heiße oder kalte Waffen?
Heiße Waffen sind Schußwaffen. Kalte Waffen sind Klingen, wie Hirschfänger, Nicker oder Spieße, wie Saufeder oder Ger.
Wer will selbst getötet werden?
Niemand will getötet werden. Wenn es denn sein muß, töte andere nur so, wie du selbst getötet werden möchtest, nämlich schnell und gründlich - ohne lang zu leiden.

Der Jäger schützt Wild und Forst vor Raubwild und Raubzeug, wie vor Wilderern und Holzdieben, notfalls mit der Waffe.

Der Jäger schützt sich selbst. Jäger sind für Verbrecher beliebte Beute geworden, denn ein Jäger hat das, was ein Verbrecher nötig braucht, nämlich immer Waffen meist Auto und vielleicht sogar ein bißchen Taschengeld. Jäger sind im Wald in der Regel allein, so daß Verbrecher keine Zeugen fürchten. Jäger tragen also zu deren eigenen Schutz Kurzwaffen , nämlich Pistole oder Revolver und immer Messer, um sich gegen einen verbrecherischen Angriff auf Leib oder Gut wehren zu können. Jäger sind leicht zu finden, da sie sich meist im Wald in der Nähe eines dort abgestellten (Gelände)wagens auf einer weithin sichtbaren Kanzel aufhalten.
Aber ich schlage dessen trotz vor "Schützt euch selbst. Laßt Eure Waffen zu Hause!"
Nein, denn ohne Waffen jagt es sich schlecht. Ohne Waffen schütze es sich schlecht.

Jäger achten Ihre Beute innerlich im Andenken. Äußerlich wird das Wild mit Bruch, letztem Bissen, Strecke zu legen, Stücke zu verblasen, gewürdigt.
(...) Der Jäger schießt als Jagdschutz Raubwild (Wolf, Bär, Luchs hier nicht), Fuchs, Marder und Raubzeug, wie wildernde Katzen (häufig außerhalb und weit von den Ortschaften), Waschbären, Enok (=Marderhund), Hunde (selten), die das Niederwild wie Reh, Hase, Fasan, Rebhuhn, Wachtel, Schnepfe usw. gefährden.
Ich nehme an, du meinst, Katzen töten die Jungtiere? Ich kann mir beim besten Willen keine Katze, die ein Kitz reißt, vorstellen. Nie!
Ich auch nicht. Füchse können das schon eher. Raben hacken den Kitzen erst die Augen aus, bevor sie sich von achtern an die ranmachen. Katzen mäuseln meist draußen. Im Frühjahr allerdings sind Katzen ganz wild auf Junghasen in der Sasse, sowie Fasanen-, Birk- und Haselwild-, Rebhuhn-, Wachtel-, Wiesenweihen-, Kiebitz- und aller Watvogelküken und so weiter. Deshalb werden als Niederwildschutz, des Niederwildes Feinde, wenn nötig eben auch Katzen, draußen im Felde geschossen!
Wer schützt eigentlich die Tiere (Würmer, Käfer), die von eurem Wild verzehrt werden?
Niemand.
Jäger tragen also zu ihrem eigenem Schutz Pistole, Revolver und immer Messer. Fühlt man sich als Jäger damit dann wirklich besser?
Ja.
(...)

Gewerkschaftlicher Gremienfrust


Aus einer Mail an die Vorsitzenden des Hauptausschusses der Hauptgruppe 1 (Hoheitsverwaltung) der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Wien.
Liebe Hauptgruppen-1-Vorsitzende,
meint ihr das tatsächlich ernst, den Hauptausschuss erst knapp vor Frühlingsbeginn tagen zu lassen?
Immerhin sind mit erstem Jänner einige Probleme akut geworden.
So zum Beispiel die bedingte Zusage der Personalvertretung (von welchenm Gremium?) zur Einführung der Chipkarte zur Dienstzeitkontrolle. Im letzten Hauptausschuss ist von einer solchen Zustimmung nicht die Rede gewesen. Wer hat in welchem Namen nun anders entschieden? Gibt es eine schriftliche Vereinbarung zwischen Dienstgeber und Gewerkschaft? Wer hat eine solche, falls es sie gibt, in welcher Schublade verstaut?
Oder die MitarbeiterInnenbeurteilung Neu. Der Dienstgeber führt sie flächendeckend seit 1.1.07 ein. Die Personalvertretung stimmt nicht zu. Der Dienstgeber gibt Weisung. Der Hauptausschuss schweigt. Der Zentralausschuss schweigt. Die Dienststellenausschüsse und die einzelnen Bediensteten werden im Regen stehen gelassen.
Seid ihr wirklich der Meinung, das gehe den Hauptausschuss jetzt nichts an und irgendwann im März werde schon darüber berichtet werden, wenn alles vorbei ist. Gab es da nicht irgend sowas wie das Versprechen, einen ÖGB neu mit mehr Transparenz und mehr Demokratie zu ermöglichen?
Oder ist euch das sowas von egal, weil die GdG ohnehin die beste aller Gewerkschaften sei, an der sich die anderen ein Vorbild zu nehmen hätten, um Kollegen Zangl zu zitieren?

Es hagelt Interne Kommunikation

Nach einer Studie der ikp - Kommunikationsplanung und Öffentlichkeitsarbeit GmbH hat wurde die Interne Kommunikationen in den Betrieben im Vergleich zur letzten Erhebung
  • finanziell besser ausgestattet
  • hat mehr materielle Ressourcen bekommen (Intranet...)
  • für 80% der Führungskräfte hat der Stellenwert der Internen Kommunikation zugenommen
  • Mehr als drei Viertel der Befragten geben an, dass die Interne Kommunikation in ihrem Unternehmen „eher gut bzw. sehr gut, offen und ohne Hierarchien“ funktioniert aber:
  • In mehr als drei Viertel der Unternehmen funktioniert die "Interne Kommunikation" nur von oben nach unten.
Zu vermuten ist, dass sich die interne Kommunikation der Führungskräfte mit ihren Untergebenen entweder in Anweisungen erschöpft oder die Untergebenen verweigern zunehmend den Dialog. Oder beides.

Trifft sich mit meinen Beobachtungen an meiner Arbeitsstelle: Leitung monologisiert mit der Geste des Dialogs vor sich hin und wehrt Einwände ab. Die Untergebenen sind es inzwischen müde geworden, gegen die fixen Ideen, die sich quartalsmäßig ändern, ihre guten Argumente zu verbrauchen und versehen zusehends Dienst nach Vorschrift oder Dienst neben den Vorschriften. In den Workshops wird geschwiegen. Gelegentlich gibt es Wutausbrüche und zornige Mails an alle. Das wars auch schon.

Sie leuchtet online

In einer Zeit, da Österreich noch vor der von radicaler Seite gewünschten Lösung an acuter Langeweile zugrunde zu gehen droht, in Tagen, die diesem Lande sociale und politische Wirrungen aller Art gebracht haben, einer Öffentlichkeit gegenüber, die zwischen Unentwegtheit und Apathie ihr phrasenreiches oder völlig gedankenloses Auskommen findet, unternimmt es der Herausgeber dieser Blätter, der glossierend bisher und an wenig sichtbarer Stelle abseits gestanden, einen Kampfruf auszustoßen. Der ihn wagt, ist zur Abwechslung einmal kein parteimäßig Verschnittener, vielmehr ein Publicist, der auch in Fragen der Politik die "Wilden" für die besseren Menschen hält und von seinem Beobachterposten sich durch keine der im Reichsrath vertretenen Meinungen locken ließ. Freudig trägt er das Odium der politischen "Gesinnungslosigkeit" auf der Stirne, die er, "unentwegt" wie nur irgendeiner von den ihren, den Clubfanaticern und Fractionsidealisten bietet.
Die Fackel ist online

Demokratie, Freie Software


In einem lesenswerten Artikel von F.Naetar "Wie hältst Du es mit der Demokratie?" aus den Grundrissen wird der Demokratiebegriff in seinem Fetischcharakter "wiederentdeckt" bzw. versucht, sich seinem zwieschlächtigen Charakter zu nähern. Folgender Abschnitt behandelt Entscheidungsprozesse in free-software-Projekten.
Das grundlegende Prinzip einer Demokratie – in einer Entscheidungsabstimmung zählt jeder gleich – ist in keiner der „free software“-Initiativen realisiert. Im bekanntesten und größten Beispiel Linux gibt es einen definierten Prozess, wer an solchen Entscheidungen welches Gewicht hat. Im Prinzip handelt es sich um eine Zählung nach Verdienst. Wer mehr für das Projekt geleistet hat, (in Form von akzeptierten Beiträgen) hat mehr Entscheidungsrechte. Generell werden die vorgeschlagenen und diskutierten Beiträge von einem harten Kern von Hauptentwicklern beurteilt – nach einer offenen und freien Debatte unter allen Interessenten. Die letzte Entscheidung im Fall der Uneinigkeit hat in diesen Projekt der Gründer Linus Torvald, der deshalb auch als der „benevolent dictator“ – wohlwollender Diktator – bezeichnet wird.

Natürlich gibt es theoretisch immer die Möglichkeit, wenn man mit den Entscheidungen absolut nicht einverstanden ist, sich abzuspalten und ein eigenes Projekt zu begründen. Das ist auch schon einige wenige Male passiert und bei einem größeren Fork kam es sogar nach einiger Zeit zu einer Wiedervereinigung mit dem Hauptprojekt, aber wenn ein Projekt wie z. B. Linux eine derart große Menge an Entwicklern in Bewegung setzt, ist ein Austritt aus der Gemeinschaft nur dann erfolgreich, wenn gegen wichtige und gut begründete Vorschläge entschieden wurde und die Entwickler hinter den Vorschlägen entsprechendes Gewicht haben.[19] Es gibt zwar in anderen „free software“-Projekten auch Formen der Abstimmung, bei der jeder gleich zählt, aber um in den Kreis der für eine Abstimmung berechtigten einzutreten, bedarf es entsprechender Beiträge – also wieder nach Verdienst. Nicht zufällig sind diese „demokratischen“ Formen eher dort anzutreffen, wo sich Firmen mit eigenen von ihnen angestellten Entwicklern an diesen offenen Projekten beteiligen. Hier gibt es ja nach Größe des Beitrags dann verschiedene Klassen von Mitarbeitern und in der obersten Klasse kann dann unter den „Gleichen“ entschieden werden. Meiner Meinung nach zeigen daher die tatsächlich existierenden Projekte, dass ein politischer Begriff wie Demokratie diese Formen von Selbstorganisation nicht adäquat beschreibt. Ich kann mir auch nicht wirklich in diesen Projekten einen Entscheidungsprozess bezüglich technischer Fragen vorstellen, der nach dem Prinzip funktioniert: Jeder entscheidet mit und hat das gleiche Stimmgewicht.
Es scheint mir, dass es hier offen gehandhabt wird, was in Gruppenprozessen ebenso aber verdeckt abläuft: Entscheidungen treffen im Grunde die in der Gruppe anerkannten Autoritäten mit Modifikationen durch Autoritäten der zweiten Garnitur. Wenn ich mich richtig erinnere, hat es die Beschreibung dieses Prozesses bereits bei Robert Michels, Soziologie des Parteiwesens gegeben. Allerdings ohne dies als quasi neudemokratischen Ansatz anzusehen, wie im vorliegenden Artikel. Was insofern ungerecht ist, als F.N. sich unmittelbar im Anschluss an obiges Zitat "Überlegungen von Alain Badiou ins Spiel" bringt. Jedenfalls eine spannende Sache.

Tauziehen

um Saddams Hinrichtung

titelte der Standard in seiner Printausgabe vom 30./31. 12., als dieses Tauziehen bereits entschieden war.
In der e-Ausgabe ist aus diesem beliebten Turnsaalwettkampf ein ordinärer "Streit um die Hinrichtung von Saddam" geworden.
Ist eigentlich irgendwie was anderes.

Der dritten Art

    Die Sonne schaut ganz anders aus als Licht im Morgengrauen. Der Zottel zieht mich schon recht energisch. Aus dem Nichts erscheint der Astralkörper der Hausmeisterin, wie Madame Mim hat sie plötzlich einen Besen in der Hand und beginnt in der Haltung des Glöckners von Notre Dame unter unseren über den Zaun hängenden Rosensträuchern, welche nicht nur einmal Gegenstand von ihr in Auftrag gegebener Beschwerden waren, das ebenfalls beschwerdeanhängige Laub aus unserem Garten zu kehren. "Swill goa nimma Winta werdn" herrscht sie mich freundlich an. Eine unserer Katzen kehrt ebenfalls, nämlich heim von ihrem nächtlichen Ausflug. Ein weiteres beliebtes Thema in den Genossenschaftsbriefen. Ich sage "jo" und Zottel zieht mich aus dieser Situation. Der Tag hat an Schärfe gewonnen. Die Sehnsucht nach einem Paralleluniversum bleibt.

Eine neue Welt schaffen.

Wie meint Lisa Marahiel, Sprecherin von Exozet interact so treffend:
    In Second Life gibt es noch viel unverbrannte Erde, auch was das Marketing betrifft
aus dem Standard.


"Mörder im Werdegang"

    glaubt Laura Richards, deren Name aus einem Krimi von Patricia Cornwell entsprungen sein könnte, erkennen zu können. Sie ist Kriminalpsychologin und Chefin der seit 2 Jahren bestehenden Metropolitan Police's Homicide Prevention Unit, der "Mordverhinderungsabteilung" von Scotland Yard.
    Das Ziel dieser rührigen Truppe ist nicht mehr und weniger als die 100 gefährlichsten Menschen Londons aufgrund des bestehenden Strafdatenmaterials auszumachen: "Es ist ein neuer, mutige Weg, der hart erarbeitet wird, aber er ist wichtig", so Richards zu ihrer Methode des Präventionsprofilings: "Menschen machen böse Dinge und man kann sie nicht alle stoppen. Womit ich allerdings ein Problem habe, ist, wenn Experten daneben sitzen und nichts weiter als zusehen können. Hier ist Handlungsbedarf gegeben". Also wird fleißig an "Listen der Bösen" gearbeitet und zu überlegen begonnen, was man dann mit den in diesen Listen Erfassten macht. Gleich einsperren? Vielleicht gestaffelt nach Höhe des zu erwartenden Verbrechens? Oder in die Psychomaschinerie einweisen? Man könnte sagen, Guantanamo ist ein guter Anfang und Laura Richards ein gutes Model für mehr Sicherheit und Glück in unserer Gesellschaft. Und billiger soll es auch sein: "Ein durchschnittlicher Mord", so Andy Baker, Leiter der Mordkommission, "kostet den Staat Hunderttausende von Euro, bis es zur Verhandlung kommt, weswegen es eine gute Investition sei, Geld in die Prävention zu stecken, zumal damit auch Leben gerettet würden".
Times
ORF
Telepolis
Spiegel

Protestierende BibliothekarInnen

Resolution
    Die Bediensteten der Büchereien Wien protestieren gegen den von der Innenrevision erstellten Bericht vom Juni 2006, in dem durch fragwürdige Berechnungsmethoden und realitätsferne Interpretationen eine Personalverminderung um bis zu 31 Dienstposten empfohlen wird. Die Einbeziehung der KollegInnen mit Behinderung (PAST) in diese Personalabbau-Kalkulation wird als menschenverachtend und unsozial zurückgewiesen.
    Dass die MA 13 auf diesen Bericht mit einem Stopp von Nachbesetzungen von frei werdenden Posten reagierte, wird von den Bediensteten ebenso abgelehnt wie die Streichung von 4 Dienstposten anlässlich der Sperre zweier Büchereien.
    Diese Vorgangsweise der MA 13, die im Falle der Dienstpostenstreichung unter Umgehung der Personalvertretung und der Leitung der Büchereien Wien erfolgte, lässt den Schluss zu, dass die Abteilungsleitung nicht voll hinter der Dienststelle Büchereien steht, sondern sich als verlängerter Arm der auf Personalreduktionen orientierten Innenrevision versteht.
    Angesichts der Effizienzsteigerung der Zweigstellen von 48% seit 2002 verlangen die Bediensteten der Büchereien Wien, dass die derzeit laufende Personalbedarfserhebung durch die MA 13 dieser Intensivierung bibliothekarischer Arbeit in realistischer Weise Rechnung trägt.
    Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die Büchereien nur dann als integraler Bestandteil einer Bildungsoffensive wirken können, wenn sie mit den entsprechenden materiellen und personellen Ressourcen ausgestattet sind.
    Daher kann aus der Sicht der Bediensteten der Büchereien das Ergebnis der Personalbedarfserhebung nur eine Vermehrung und keine Verringerung der Dienstposten sein.
Einstimmig angenommen von der Teildienststellenversammlung vom 7. November 2006

Freundet

Spiegel: Viele der Helden waren befreundet, haben sich aber nach der Aktion überworfen. Wie kam es dazu?

Biermann: Naja, die waren vorher schon ziemlich zerfreundet.

Spiegel: Aber eben auch befreundet.

Biermann: Befreundet auch. Das kommt ja hinzu, wenn man lebendig verfreundet ist und in einer Gesellschaft lebt, wo so viel Druck auf einen ausgeübt wird, wo viele versuchen, kein Schwein zu werden, aber auch nicht den Heldentod zu sterben.
Der Spiegel 44/06

ÖGB-Reform basismäßig

Die für alle offene Regionalkonferenz zur ÖGB-Reform findet am 9.10.06 im geschichtsträchtigen großen Saal des Gewerkschaftshauses der Gemeindebediensteten statt. Und bei meinem Eintritt erblicke ich auf Anhieb die Zukunft der Gewerkschaft in Gestalt von Mikulasch und Wukovitsch. Und Kurt Obermülner. Zirka fünfzig TeilnehmerInnen haben sich eingefunden und harren in den Sesselreihen, was vom Podium kommen wird. Dort sitzt ein leicht grämlich dreinblickendes älteres Männlein, welches sich später als Zentralsekretär der Gewerkschaft für Kunst, Medien, Sport, Freie Berufe (KMSfB), Dr. Herbert Stegmüller, vorstellt. Zu seinem Team gehören ein als Bildungssekretär bezeichneter Mann, der ebenfalls am Podium sitzt, eine jüngere Frau von der Jugendabteilung und zwei jüngere Männer, die gleich Bodyguards im hinteren Teil des Saales stehen und die geplante Gruppenarbeit begleiten sollen. Und dann gibt es noch den offenbar als Moderator vorgesehenen Peter Paul Skrepek,Vorsitzender der Gewerkschaft KMSfB und Präsident der Sektion Musik.

In der ersten Reihe sitzen einige Männer in dunklen Anzügen, teils mit Krawatte, teils mit demonstrativ offenem Hemd, alle unschwer als gehobenere Funktionäre zu erkennen. Zu ihnen gesellt sich der Metallerchef Erich Foglar, dessen Erscheinen von den Erstereihe-Funktionären mit einem leisen "na, wenigstens ana, der wos z redn hod" quittiert wird. Da Stefanie Wukovitsch und ich uns in die erste Reihe gesetzt haben, werden wir ebenfalls in sein Funktionärshändeschütteln einbezogen.

Nun kann es losgehen. Skrepek schließt die Tür und meint leichthin, es sei eine geschlossene Veranstaltung und begrüßt uns vor dem Schriftzug "Gewerkschaft der Gemeindebediensteten" stehend quasi als Hausherr, weil die KMSfB in diesem Haus ihren Sitz habe. Mit Blick auf einen Zettel beginnt er den geplanten Ablauf vorzutragen, er wirkt wie ein Schauspieler, den man gebeten hat einen Text vorzulesen, welcher aber nur in Bruchstücken vorhanden ist. Also muss er gewaltig extemporieren, was sich in etwa so anhört: "... und die Ergebnisse werden dann nach oben gesandt, irgendwohin nach oben, ich weiß selber nicht wohin, aber ich trete dafür ein, dass alles, was hier entsteht, auch oben ankommt".

Unruhe beginnt sich im Saal breit zu machen. Als er dann launig darüber informiert, dass an der Wiener Börse täglich 8 Milliarden Euro verspekuliert würden und da rege sich niemand darüber auf, während man bei der BAWAG so ein großes Aufhebens wegen 4 Milliarden mache, aber das Bankgeschäft sei nunmehr kein Honigschlecken ..., entsteht Stimmengewirr im Saal, es fallen hässliche Worte wie "Frechheit!" und "weg mit dem!" und nach einigem hin und her wird er wieder aufs Podium niedergesetzt, wo er bis kurz vor Schluss der Veranstaltung beleidigt schweigt. Der Dr. Stegmüller beginnt nun davon zu reden, dass es 12 Fragen in 3 Gruppen zu beantworten gebe, wobei die ersten 3 Fragen offene Fragen seien. Es wächst wieder Unruhe im Saal, da der Stegmüller aber bereits am Podium sitzt, kann er nicht mehr niedergesetzt werden.

Neben uns in der Bonzenreihe ruft ein nicht Unstämmiger, der eine Ausstrahlung vom Positivwert eines Stechapfelgemischs in einer Hofer-Hirsepackung hat: "theaterts eich do ned no mehr eine". Dieser Sympathieträger versucht auch noch kurz Ordnung ins vermeintliche Chaos zu bringen. Schließlich schafft es aber Fogler von den Metallern dem Podium zu vermitteln, dass angesichts der Unruhe im Saal nicht die vorbereitete Fragen beantwortet werden sollen, sondern der Reihe nach jeder reden darf und aus jedem Beitrag ein Merksatz auf den Flipchart geschrieben wird (von der jungen Funktionärin, die im Unterschied zu den Bodyguards und zum Bildungssekretär eine Aufgabe für diesen Abend gefunden hat).

Ein Redebeitrag folgt auf den anderen, die meisten Anwesenden und Redenden sind Gewerkschaftsfunktionäre und/oder Betriebsräte, nur 5 bis 6 sind, wie sich herausstellt, einfache Gewerkschaftsmitglieder, ein gutes Drittel ist so 70 plus, die bringen zumeist Zornausbrüche über den Verrat von Verzetnitsch, diverse Anekdoten und Erinnerungsbeiträge wie etwa einer von der Gewerkschaft Bau-Holz, welcher davon erzählt, dass er als Olahs Kampflatte uns in den 40ern und 50ern Österreich vor dem Kommunismus gerettet habe (auch in der ersten Hälfte der 40er Jahre?); Heinz Kienzl, der Gewerkschafter, Atomkraftfetischist und Banker ist ebenfalls da und verrät ein Geheimnis: schuld an der finanziellen Misere seien all jene, die nicht bei der Gewerkschaft gewesen wären, sondern die Errungenschaften als Trittbrettfahrer konsumiert, aber keinen finanziellen Beitrag geleistet hätten. Dann ist er gegangen um die Gewerkschaft zu retten. Auch andere gehen. Es gibt klügere und weniger kluge Beitrage, es gibt längere und kürzere.

Die längeren kommen zumeist von revolutionstouristischen Funke-Leuten und Kommunistischen Initiativlern. Wenn diese fordern: "keine Sozialpartnerschaft sondern Klassenkampf" und das auch auf den Flipchart aufgeschrieben wird, meint Obermülner, er sei für Partnerschaft und gegen Klassenkampf. Wenn Unvereinbarkeit von politischen und Gewerkschaftsfunktionen verlangt wird, lobt Obermülner Rudi Hundstorfers Einsatz für die Gemeindebediensteten in seiner Funktion als Gemeinderat. Es wird fader und fader. Dann ist es zu Ende. Die 12 Fragen sind nicht beantwortet worden und Dr. Stegmüller freut sich zum Abschluss, dass wir uns basisdemokratisch nicht an das vorgegebene Programm gehalten hätten. Skrepek wacht auf und beginnt wieder zu extemporieren. Alles geht.

Auch ich verlasse diesen Saal, der im Laufe des Abends von einem Diskussionsteilnehmer als spätstalinistisch bezeichnet worden ist. Dieser Saal, in dem schon rauschende KIV-Feste gefeiert wurden, wo uns in vielen Sitzungen des Wiener Vorstands der fein ziselierten Rethorik eines Alfred "Demosthenes" Nickel zu lauschen gegönnt war! Bei dem trotz der quantitativen Vielfalt seiner Beweisstücke nie die Qualität der Begriffe zu leiden gehabt hat! Dieser Saal, in dem wieder und wieder das glänzende Differenzierungsvermögen von Franz "Das Sensibelchen" Simanov zum Tragen gekommen ist, dieser Lichtgestalt der HG 4, die sich nie gescheut hat, in Anwendung ihrer dialogischen Seinsweise immer wieder begütigend die Hand dem Nächsten hin zu strecken, auch wenn dieser Nächste oft nur der Kollmann war! Nicht zu vergessen das gelebte Rebellentum der pulsierenden Garde der Jugendabteilung, welche bei Abstimmungen den Anträgen der überwältigenden Mehrheitsfraktion mit geballter Faust mahnhaft trotzig ihre Zustimmung gab!

Und wer erinnert sich nicht an Günter "Open Mind" Weninger, welcher mit seinen Informations-Tsunamis den Raum stets ins Überschwappen gebracht und uns alle oft schaudern gemacht hat vor lauter Durchblick. Und schließlich und endlich lebt hier ja auch noch der Geist von Rudi "Machmascho" Hundstorfer, unserem langjährigen Boll im Gemeinderat, bei dem sich Offenheit und Ehrlichkeit ein stetes Kopfankopfrennen liefern, der uns nie im Unklaren gelassen hat über den Stand von Verhandlungen, da sie stets am nächsten Tag schon erfolgreich abgeschlossen hätten werden sollen.
Und da redet so ein junger Schnösel von spätstalinistisch!

In der U-Bahn setzt sich Skrepek zu mir hin und meint, er habe wenig Hoffnung, dass oben was weitergehe. Das habe er aber nicht sagen wollen, um die Leute nicht zu demotivieren. Und der Bundesvorstand, das sei der reine Wahnsinn, da würden Beschlüsse gefällt und alle dürften nur abnicken. Da meine Station zum Aussteigen kommt, muss ich diesem Funktionär des unglücklichem Bewusstseins zum Abschied begütigend zunicken.

Ich dagegen setze meinen Weg fort in Richtung Morgenröte
und vermeine bereits zu hören, wie die Kanonenschüsse der Aurora
einen Neuen Morgen der Gewerkschaftsbewegung einläuten. Quasi.


Mikulasch und Wukovitsch: Alternative GewerkschafterInnen - 70+ und 60+.(zurück)
Nickel, Simanov: ehem. Hauptgruppen-Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten
(zurück)


Böse Menschen

sind solche, die einen unangehängten Einkaufswagen sehen, ihn beim Einkaufen benutzen und ihn hernach in die Einkaufswagenreihe einhängen, damit der Nächste eine Münze einwerfen muss.

Menschen mit unglücklichem Bewusstsein sind solche, die das selbe tun aber unabsichtlich, und sich dann darüber ärgern, dass sie dem Automatismus des Einhängens verfallen sind ohne an die Welt zu denken bzw. an jene, die keine Münze haben.

Nette Menschen dagegen denken bei solcher Gelegenheit immer an die Welt und verfangen sich nicht in automatisierte Gewohnheiten.

Gute Menschen übernehmen quasi Patenschaften für einen Einkaufswagen: sie lösen einen mittels Münzeinwurf und stellen ihn dann nach erfolgtem Einkauf frei in die Nähe des Augustin-Verkäufers, dem sie keinen Augustin abkaufen können, weil sie diese Nummer bereits mehrfach gekauft haben.

Sehr gute Menschen, mutterthereseske sozusagen, werfen statt 1 gleich 2 Euro in den Schlitz.

Mensch sieht, es gibt eine breite Palette zwischen böse und sehr gut.
Darinnen wollen wir tauchen :-)