Che Guevara als Bibliothekar

Schließlich sollte jeder Guerillero ein Buch in seinem Rucksack haben. Die Bücher können unter den Kämpfern ausgetauscht werden, und die Einheit besitzt so eine richtige kleine Bibliothek.
Zu empfehlen sind Biographien von Volkshelden vergangener Zeiten oder Geschichtsbücher und Wirtschaftsgeographien des betreffenden Landes.
Es können natürlich auch beliebige andere Bücher sein, die zur Hebung des kulturellen Niveaus der Kämpfer beitragen und sie von anderen, oft unwürdigen Beschäftigungen abhalten, da die Guerilleros nicht selten sehr viel freie Zeit haben.

Che Guevara: Guerillakrieg - eine Methode.

Von Negern, die auf ihrer Hautfarbe herumhacken


Im Steiermark-Falter wird die "Nazisse" Susanne Winter, die Grazer FPÖ-Spitzenkandidatin zur Gemeinderatswahl interviewt. Winter hat in letzter Zeit einen gewissen Bekanntheitsgrad durch ihr Geschreibsel im Phoenix, dem Blatt des Holocaustleugners Ochsenberger erlangt, sowie mit dieser und jener öffentlichen Wortspende für rechtsextreme Dauerpeinlichkeit gesorgt.

Die folgenden Auszüge des Interviews zeigen, dass im Fall der Frau Winter weniger Empörung und Abgrenzung angebracht ist, wie dies jetzt von den anderen Grazer Parteien praktiziert wird, sondern einfach Gelächter und Verspottung.
Hierin besteht auch der Unterschied zum Interview, welches von Michael Friedman mit Horst Mahler geführt wurde. In der Doppelconference "Der Nazi und der Narziss" wurde deutlich, dass mit Hardcore-Nazis es nicht einmal zur vermeintlichen Förderung der eigenen Eitelkeit Sinn macht, zu diskutieren. Doch Mahler ist jenseits und Winter ist mitten im Grazer Wahlkampf. Bei ihr lohnt sich die Entlarvung, wobei es bedauerlich ist, dass auch in diesem Interview wieder mal die Journalistin (der Journalist) das schwächste Glied der Inszenierung war.

[Fred Ohenhen - der Überraschungsgast im Interview - ist gebürtiger Nigerianer, längst Österreicher geworden und arbeitet als Leiter des IKU-Projekts mit Kindern an Schulen, gegen Rassismus und für Integration.]

Falter: Sie kennt im Unterschied zu Herrn Ohenhen in Graz kaum jemand. Warum sind Sie nicht so gut integriert wie er?

Winter: Vielleicht, weil ich nicht seine Hautfarbe habe. Nein, ich bin erst seit einem Jahr Stadtparteiobmann, da gibt es Aufholbedarf. In den Umfragen liegt die FPÖ immerhin bei 13 Prozent, das Gedankengut kennt man sehr wohl.
...

Winter: Nein, die FPÖ ist eine soziale Heimatpartei und nicht ausländerfeindlich, sondern inländerfreundlich. Wir wollen die Interessen unserer Österreicher vertreten.

Ohenhen: Ich bin Österreicher, vertreten Sie mich auch?

Winter: Wenn Sie ein Problem haben, das ich vertreten kann, gerne. Und Sie sitzen neben mir. Wo liegt das Problem?
...

Ohenhen: (...) Sie versuchen bewusst, einen Keil zwischen weiße und andersfärbige Österreicher zu treiben. Deshalb passiert es, dass ich aus einem Lokal geworfen und als „Neger“ beschimpft werde.

Winter: Ich geben Ihnen eine provokante Antwort: Da ist etwas in Ihren Genen, das Sie noch nicht verarbeiten konnten. Sie können nichts dafür, weil erst jahrtausendelange Tradition bewirkt, dass man die eigene Tradition verarbeiten kann.

Ohenhen: Was ist in meinen Genen? Ich habe gelesen, dass es keinen Unterschied zwischen Schwarzen und Weißen gibt.

Winter: Sie wissen, dass Tradition, dass alles, was sich mit einer gewissen Menschenschicht in der Geschichte abgespielt hat, als Transformation in den Genen weitergegeben wird. Sie haben dadurch automatisch zu wenig Selbstbewusstsein und zu viel Hoheitsdenken der anderen Hautfarbe gegenüber in sich, deshalb sehen Sie das so. (...)

Ohenhen: Von welchen Genen reden Sie? Von deren Genen oder von meinen?

Winter: Von beiden, in beiden wird die Historie transformiert.

Ohenhen: Was verlangen Sie von mir, soll ich mich ausbleichen?

Winter: Das meine ich: Sie haben gewisse Ressentiments aus Ihrer Vergangenheit, weil Sie immer auf Ihrer Hautfarbe herumhacken. Mich interessiert Ihre Hautfarbe nicht.
...

Falter: Ihr Sohn hat in einer Aussendung Bürgermeister Nagl aufgefordert, Schafe in den Stadtpark zu treiben, damit es nicht zu Vergewaltigungen durch Moslems komme. Sind das nicht bedenkliche Fantasien?

Winter:
Ich gestehe der Jugend zu, dass sie stürmerisch ist und gelegentlich übers Ziel hinausschießt.(...)
Es gibt in muslimischen Ländern Tierbordelle, und wir bringen den Beweis. (...)

Falter: Wo genau soll es Tierbordelle geben?
Winter: Ich kann ad hoc keine Beispiele nennen.

Falter: Sie schreiben Leserbriefe und Artikel in der Zeitschrift „Phoenix“ des Vorarlberger Rechtsextremen Walter Ochensberger.

Winter: Warum darf man in einer Zeitung, die in Österreich erlaubt ist, nicht seine Meinung äußern?

Falter: Sie dürfen, aber wäre es nicht nötig, von jemandem Abstand zu halten, der nach dem Verbotsgesetz verurteilt wurde?

Winter: Mein Geschichtsbild ist Privatsache.
(...)

Ohenhen: Es gibt heute so viele Begriffe, die politisch nicht mehr vertretber sind. „Neger“ ist für uns eine Beleidigung und ich bitte Sie, das zu respektieren.

Winter: Wenn Sie die Geschichte anschauen, werden Sie sehen, dass das kein Schimpfwort ist, das sind Ihre persönlichen Empfindungen.

Ohenhen: Schauen Sie im Duden nach, der ist nicht von mir geschrieben, dort steht, dass das Wort diskriminierend verwendet wird. Mir gefällt es nicht und Sie sollen mich deshalb nicht so nennen. Wo liegt das Problem?

Winter: Ich werde mich nicht der political correctness unterwerfen. Ich schließe aus, dass das Wort Neger für mich beleidigend ist.

Ohenhen: Für mich aber, immerhin bin ich gemeint und nicht Sie.

Schlafdiebe

Sie versuche, möglichst nicht einzuschlafen, äußerte G. heute abend. Denn die Schwestern würden sie mit den Worten "Alles aufstehen!" umgehend wieder wecken und alle täten dann so, als sei schon morgen. Damit käme sie um ihren Schlaf.

Gegen die Heuchler

schreibt Herbert Lackner im Profil an.
Gemeint sind die in die Politmedienlandschaft als "Pensionsexperten" eingeführten Weisswäscher des Neoliberalismus und Schwarzseher für die Einkommen der untersten Einkommensschichten.
Aktuell sind es die PensionistInnen, die nach jahrelangen Realeinkommensverlusten nur eine Pensionserhöhung zugesprochen bekommen, die einen solchen Verlust wenigstens für dieses Jahr vermeidet, was diese Verdummungsmaschinisten auf den Plan ruft. Oder, wie Lackner schreibt:
"rückte der Chor der akademischen Jammersusen sogleich aus. Seine „schlimmsten Befürchtungen“ seien nunmehr bestätigt, stöhnte etwa der emeritierte Sozial- und Arbeitsrechtsprofessor Theodor Tomandl. „Sehr negative Folgen“ solcher Unmäßigkeit sah Bernhard Felderer, Chef des Instituts für Höhere Studien, auf Österreich zukommen. „Eine nachhaltige Belastung des Systems“, befundete der Sozialrechtsexperte Wolfgang Mazal ernst, und der Sozialforscher und Pensionsexperte Bernd Marin fand im Verhandlungsergebnis sogar „Extrawürste“, die für ihn unzweifelhaft „ein Vorziehen der nächsten Pensionsreform“ notwendig machen werden."
Wie sang schon Wolf Biermann über solche Heuchler und gewerbsmäßigen Falschinformierer - wobei die Nationalität deswegen gestrichen wurde, weil, diese Bande ist internaional. Herr Rürup geht mir übrigens im Chor der Professoren ab. Ist er von den österreichischen Pensionsreformen zu enttäuscht und wählt sich ein Land mit anderen Pensionisten bzw. Nicht-Pensionisten?:
"Was haben wir an denen verloren
an diesen deutschen Professoren
die sicher manches besser wüssten
wenn sie nicht ewig fressen müssten!"

Nachhilfe für österreichische Justiz

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat nunmehr das von österreichischen Gerichten letztinstanzlich ergangene Urteil, welches der extrem rechten Zeitschrift ZurZeit erlaubte, den Journalisten Karl Pfeifer einer tödlich ausgegangenen Menschenhatz zu bezichtigen, als Fehlurteil klassifiziert und dem Journalisten eine Entschädigung durch die Republik Österreich zugesprochen.

Die Vorgeschichte ist bitter und grotesk: Karl Pfeifer wies nach, dass der Politologe Karl Pfeifenberger in einem Beitrag zum FPÖ-Jahrbuch sich in Inhalt und Form einer nazistischen Schreibweise bedient hatte. Daraufhin wurde die Öffentlichkeit auf das Wirken des als Universitätsprofessor Tätigen aufmerksam und es wurde bekannt, dass seine Nazitöne im Jahrbuch kein Einzelfall gewesen sind. Jedenfalls bekam er nach einigem hin und her eine Stelle, an der er nur noch forschen und nicht mehr lehren durfte. Außerdem wurde die Justiz - in Deutschland, wo der Professor lebte - aktiv und klagte ihn der Wiederbetätigung an. Kurz vor der Verhandlung starb er bei einem Bergunfall, der möglicherweise in selbstmörderischer Absicht herbeigeführt worden war.

Daraufhin beschuldigte ZurZeit, welche vom recht extremen Europa-Abgeordneten Mölzer herausgegeben wird, den Journalisten Karl Pfeifer, durch eine Menschenhatz den Politologen in den Selbstmord getrieben zu haben. Pfeifer klagte die Zeitschrift, bekam in erster Instanz recht, verlor aber in zweiter Instanz, zu einem Zeitpunkt, als die österreichische Justiz unter dem FPÖ-Justizminister (und vormaligen Anwalt Haiders) Böhmdorfer .... diente.

Was Rechtsextreme natürlich veranlasste, bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den "jüdischen Menschenhetzer, der aufrechte Menschen in den Tod treibt" hinzuweisen.

Damit ist jetzt Schluss.

Wenn man aber bedenkt, welchen Aufwands an Kosten, Nerven und welcher Zähigkeit es bedurfte, um eine offenkundig wahrheitswidrige Beflegelung durch das rechte Pack abstellen zu können, wäre eine Überprüfung der Rechtssprechung auf Schlampigkeit und Einäugigkeit der österreichischen Behörden, wie es Karl Pfeifer nun anregt, hoch an der Zeit.
Andererseits, was ist von einer Politik zu halten, die jetzt gerade einen Asylgerichtshof installierte und dabei gleich die Möglichkeit gekappt hat, gegen eine Entscheidung dieses Gerichtshofs beim Verwaltungsgerichtshof zu berufen. Da beruhigt es auch nicht wirklich, dass die Justizministerin nun gegen diese Regelung Bedenken äußert - nachdem sie im Ministerrat dafür gestimmt hat.

Links zur Geschichte der Urteile:

Technik strikes back

Friedrich Georg schreibt mir, daß bei dem letzten Angriff auf Hamburg der Satz der zweiten Fassung der "Illusionen der Technik" im Feuer zerschmolzen ist.

Jünger, Strahlungen

Der Gang des Pfaus

Am Abend Post, darunter eine bedeutende Konfession. Selbst wenn man dergleichen nicht beantwortet, erfüllt man durch den Akt des Lesens eine Aufgabe. (Edelingen, 21. Juli 1940)

Gang durch die Stadt; es wiederholten sich die Bilder der Entzauberung. So wie in Rio, auf Las Palmas oder an manchem Meeresufer meine Gänge wohlkomponierten Melodien glichen, drangen hier die Dissonanzen kränkend in das Gemüt (Rostow, 22.11.42)

Jünger, Strahlungen

Ein innerer Aushang

Und wieder wurden die Büchereibediensteten mit einer neuen Weisung beglückt:
Aushang in der Kassenstelle
Sie bekommen in den nächsten Tagen mit der Ringleihe einen Aushang, auf dem der/die Kassierer/in und deren Stellverter/in vermerkt werden muss.
Eine Unterschriftenprobe ist ebenfalls auf diesem Formular zu leisten. Der Vordruck muss im mitgelieferten Wechselrahmen im Büro der Zweigstelle, in Kassennähe, aufgehängt werden. Zur Info: es handelt sich hierbei um eine Vorgabe in der Allgemeinen Kassen- und Verlagsvorschrift (Kapitel 2.4), deren Nichteinhaltung von der Internen Revision bemängelt wurde.


Da die Büchereien aber keine Auszahlungen an Kunden tätigen, wurde mit der IR vereinbart, dass der Aushang nur im Büro und nicht in Ausleiheraum angebracht werden muss.
Also: Allgemeine Vorschrift für Stadtkassen ist, dass für die "Kunden" durch ausgehängtem Namen und Unterschrift ersichtlich sein muss, wer der Kassier ist, mit dem er es zu tun hat. Soll sein.
Was es bringen soll, ist mir allerdings nicht ganz ersichtlich, aber gut.

Da es hochgradig lächerlich erscheinen würde, wenn bei den Ausleihetheken in den Büchereien gerahmte Tafeln mit Namen und Unterschriften hängen würden, werden die gerahmten KassenführerInnennamen halt innen im Büro aufgehängt, wo sie außer von den Büchereibediensteten selber niemand zu sehen vermag. Aber wenn die Innenrevision wieder kommt, dann wird sie sich sehr freuen.

In schlechter Gesellschaft

Es war mir schon klar, dass eine Beschäftigung mit Ernst Jünger einen beim Googeln auf rechtsextreme Webseiten bringen würde, da ja diese Idioten ihn seit alters her als Idol anhimmeln. Nicht zuletzt wohl, weil er einer der wenigen aus dem rechten Lager war, der lesen und schreiben konnte.

So nannte auch der Chef der parlamentarischen Rechtsextremen in Österreich, H.C. Strache, dem diese Gabe zweifelsohne nur in sekundärem bis tertiärem Ausmaß gegeben ist, auf seiner Homepage und in einem Interview den "Waldgänger" dieses Autors als sein Lieblingsbuch. Allerdings wies der Interviewer umgehend nach, dass die angeblich von Strache stammende Rezension schon vor Jahren von einem deutschen Rechtsextremen, der in seinem Umfeld als Intellekueller gilt, verfasst worden war...

Und heute lese ich in einen der zumeist aus den Stationierungen des Zweiten Weltkriegs gespeisten Erinnerungsartikeln von Hans Dichand, dem dirty old Hausmeister der Xenophoben und geistigen Kleinstkrämer, in dessen Printgeschwür Kronenzeitung vom 11.11. über die Begegnung Jüngers mit Picasso und zitiert aus dem "Zweiten Pariser Tagebuch". Aber dann kommt Dichands eigene Schreibe:
"Das Gespräch zeigt, welche Hochachtung Picasso dem deutschen 'Dichter und Denker in Uniform' entgegenbrachte. Ernst Jünger hatte viele prominente Franzosen als Freunde gewonnen. Sein Ansehen in Frankreich ist heute größer als in Deutschland, wo der mehr als Hundertjährige [offenbar hat Dichand den Text schon vor einem Jahrzehnt geschrieben] nicht in die Atmosphäre passt, die durch Parolen wie 'Soldaten sind Mörder' - und dem allgemeinen politischen Masochismus entstanden ist"
Und flugs dient der sich wohl selber auch gerne als "Der gute Preusse" gerierende Jünger als Projektionsfläche für allgemeine Exkulpation der Frontkämpfergeneration. Jünger sieht in seinen Tagebüchern die Schuldfrage allerdings viel differenzierter und beklagt mehrfach, dass sich die Armee mit Verbrechen befleckt hat, auch wenn er viel zu blauäugig und Gegenrechnungen aufstellend ist. Vor allem in der Nachkriegszeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls ein widerliches Umfeld, in dem ich mich bewege.

Darüber gestolpert

Physiognomisch erinnert er an einen Vogel, doch an keinen lebenden.

Jünger, Strahlungen
(Es scheint, dass Jünger eher einen ausgestorbenen und nicht einen toten Vogel, so wie ich es gelesen habe, gemeint hat).

Nazi sells


Drei Sachen sind mir aufgefallen an der unsäglichen Mahler-Friedman-Geschichte:
  1. Henryk Broder scheint von allen von mir gelesenen Beiträgen die bislang vernünftigste und umfassendste Stellungnahme verfasst zu haben.
  2. Es wird in Artikel mehrerer Publikationen ausdrücklich von "bekennenden Nazigegnern" u.ä. geschrieben, wenn Stellungnahmen zitiert werden, als ob das Nazigegner-Sein nicht zu den Konstituanten der Welt nach 45 gehörte.
  3. Der Publizist Arno Lustiger hat mit dem Hinweis, dass ihm Mahler und Friedman völlig egal seien, Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen die Herausgeber von Vanity Fair erstattet.

1 und 3 finde ich gut. 2 zeugt von der anhaltenden Verblödung in der Medienszene.

 



Heut locht er uns die Fahrkarte


Zur Banalität des Bösen hat E. Jünger anlässlich der Nachricht von der Verhaftung Himmlers in sein Tagebuch vom 23. 5. 1945 notiert:
"Was mich an diesem Mann immer seltsam berührt hat, das war die penetrante Bürgerlichkeit. Man möchte denken, daß ein Mensch, der den Tod von vielen Tausenden ins Werk setzt, sich sichtbar unterscheiden müsse von anderen und daß furchtbarer Glanz ihn umstrahle, luziferische Pracht. Statt dessen diese Gesichter, die man in jeder Großstadt findet, wenn man ein möbliertes Zimmer sucht und ein vorzeitig pensionierter Inspektor die Tür öffnet."
Das mit der "luziferischen Pracht" ist ganz der alte Jünger, und seine Enttäuschung über diese billigen Aufblaspuppen, die sich anmaßen für das zu stehen, was Jünger einer kleinen Elite vorbehalten glaubt, ist in seinen Tagebuchblättern immer wieder zu finden. Aber Folgendes geht tiefer, dort, wo wir noch immer und in einer auf den ersten Blick sanfteren Totalität mehr denn je sind:
"Hieran wird andererseits der Umfang deutlich, in dem das Böse in unsere Institutionen eingedrungen ist: der Fortschritt der Abstraktion. Hinter dem nächstbesten Schalter kann unser Henker auftauchen. Heut stellt er uns einen eingeschriebenen Brief und morgen das Todesurteil zu. Heut locht er uns die Fahrkarte und morgen den Hinterkopf. Beides vollzieht er mit der selben Pedanterie, dem gleichen Pflichtgefühl. Wer das nicht bereits in den Bahnhofshallen und im Keep smiling der Verkäuferinnen sieht, geht wie ein Farbenblinder durch unsere Welt. Sie hat nicht allein fürchterliche Zonen und Perioden, sondern sie ist von Grund auf fürchterlich."

Für UNO-Sitz ins Negerland. Frau soll nicht davon laufen.



Aus dem Kurier
  1. Bei der EU-Mission im Tschad handelt es sich um einen humanitären Einsatz.
  2. Österreich erhofft sich, nicht zuletzt mit dem Engagement eine bessere Stellung bei der Bewerbung um einen nicht-ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat.


http://kurier.at/mmedia/2007.11.09/1194604158_4.jpg
    "Es war der Mythos, ich wollte zu den Besten gehören", erzählte der nunmehrige Oberstaatswachtmeister Karl S. dem Sonntagskurier.
Rudolf Weissenbacher, der Kommandant, hat wohl Hannah Arendts Eichmann in Jerusalem gelesen und bringt seine Definition der "Banalität des Bösen":

    "Wir wollen keine Rambos, die irgendwen umlegen - wir brauchen normale Staatsbürger"
Auch eine Definition der idealen Soldatenfrau liefert der Kommandant gleich mit:

    "Nervenstark, selbstständig und treu. Wenn er wieder ganz plötzlich ins Ausland verschwindet, schaukelt die Frau den Laden zu Hause alleine. Und es ist wichtig zu wissen, dass sie dir jetzt nicht davonläuft, denn sonst kannst du keinen Einsatz durchführen."



Gewerkschaft und Transponder in Aktion



Aus einer Einladungsmail an Büchereibedienstete für eine Dienststellenversammlung ist zu entnehmen, dass die Sorgen in dieser Abteilung nicht weniger werden. Ob die Gewerkschaft wohl anderes zu tun hat?
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Gerne leite ich das Aktionsangebot der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten weiter.
Wie aus beiliegendem Prospekt (pdf, 281 KB) zu entnehmen ist, haben Gewerkschaftsmitglieder die Möglichkeit, dem "Battle Europe vs. USA" begünstigt beizuwohnen.

Für KollegInnen aus Selbstverbuchungszweigstellen bietet sich überdies die Gelegenheit, eine möglicherweise gut funktionierende Anwendung der Transpondertechnik zu erleben:
"mittels Transponder-Zeitnehmung werden in den Qualifikationsläufen die schnellsten Fahrer ermittelt, die dann wiederum im Superfinale um die prestigeträchtige RODEO-X ENDUROCROSS Krone gegeneinander antreten."
Auch der Umweltschutzgedanke dürfte bei dieser Veranstaltung in beruhigender Weise Platz greifen: da die Motocross-Fahrer der Abbildung zufolge sich offenbar die meiste Zeit mit ihrer Maschine in der Luft befinden, kann der Abrieb der Gummiräder (Sichwort: Regenwald) auf ein Minimum reduziert werden.

KollegInnen, die nicht bei der Gewerkschaft sind, kostet dieser Ökopax-Event leider das Doppelte.

Doch die Dienststellen-Versammlung am Mittwoch ist für alle Büchereibediensteten offen. Und das umsonst.

Neben den angekündigten Themen wie
  • die angespannte Lage bei den Zulagen und Nebengebühren (Streichung der Supportzulagen, Reduzierung der Lektoratsexemplare, seltsame Weisung bei Animationszulage, angeordnete Rückzahlungen)
  • der Angriff auf die Kolleginnen aus dem Reinigungsbereich und damit auch die Verschlechterung der Reinigungssituation in manchen Zweigstellen
  • etc.
haben alle TeilnehmerInnen die Möglichkeit, Themenvorschläge zu machen und Anträge an die Personalvertretung und Gewerkschaft zu stellen. Z.B.:
  • war da nicht mal was mit einer Gewerkschaftsreform?
  • Wie steht es mit Unvereinbarkeiten von Dienstgeber- und Personalvertreter/Gewerkschafterfunktionen?
  • Hat die Personalvertretung die Dienstpostenkürzungen und die von der MA 13 angeordneten Rückzahlungen von angeblichen Übergenüssen akzeptiert?
  • Wie steht es mit der Einführung der Chipkarten zur Arbeitszeitkontrolle?
  • Hat die Personalvertretung der MitarbeiterInnenbeurteilung-neu zugestimmt oder nicht. Und wenn nicht, warum wird sie praktiziert?
  • usw.
Damit Diskussionsbeiträge, Anfragen, Anträge auch entsprechendes Gewicht haben, sollten möglichst viele KollegInnen an der Teildienststellenversammlung teilnehmen!

Es ist dies fast die einzige Möglichkeit für Bedienstete und einfache Gewerkschaftsmitglieder, sich gegenüber ihren VertreterInnen Gehör zu verschaffen!

Büchereien: Alles ist verboten, was nicht erlaubt ist?


Und wieder flatterte ein nützlicher Hinweis auf die Schirme, auf den die Büchereibediensteten sowas von gewartet haben:
"Gelegentlich kommt es vor, dass Büchereibedienstete aufgefordert werden, Artikel für Fachzeitschriften zu verfassen; dabei gelten folgende Regelungen:

1. tritt der Büchereibedienstete als reine Privatperson auf und kann aus dem Artikel keine Verbindung zu den Büchereien Wien, MA 13 bzw. Stadt Wien hergestellt werden - ist davon auszugehen, dass die Betroffene/ der Betroffen allein als Privatperson tätig wird - in diesem Fall ist der beabsichtigte Artikel Fr. Mag. Vogl (Leiterin des Koordinationsbereichs Öffentlichkeitsarbeit in der MA 13) nicht bekannt zu geben.

Hinweis: möglicherweise ist dies als Nebenbeschäftigung zu melden - jedenfalls wenn dafür ein Honorar ausbezahlt wird.


2. schreibt die Autorin/ der Autor den Artikel als Büchereibediensteter (Indizien dafür: z.b. während der Dienstzeit, Bezugnahme auf die Büchereien Wien bzw. offizielle Bezeichnung als MitarbeiterIn der Büchereien der Stadt Wien) - ist die Absicht bzw. der Artikel mit Fr. Mag. Vogl abzusprechen.

Hinweis: ein Honorar darf in einem solchen Fall nicht verlangt bzw. ausbezahlt werden."

In strenger Interpretation heißt dies wohl, dass Büchereibedienstete sich weder als solche zu erkennen geben dürfen, wenn sie Artikel schreiben, noch dürfen diese irgendwie die Büchereien erwähnen.
Sollte dies aber doch der Fall sein, was bei Artikel in Büchereifachzeitschriften nicht immer zu vermeiden ist, dann muss er erst von einer fachfremden Stelle genehmigt werden. Und Honorar darf auch nicht kassiert werden.

Scheint mir hart an der Grenze, wenn nicht sogar darüber hinaus gehend, von Unterdrückung der Meinungsfreiheit zu sein.

Damit hört sich natürlich jede öffentliche Diskussion über das Büchereiwesen und über die Zukunft der Büchereien auf.

Sinn hinter dieser rigiden Anordnung ist natürlich, dass kein Bediensteter des Magistrats irgendwas von sich verlauten lassen darf, was nur irgendwie von der gerade herrschenden Linie der politischen und magistratischen Macht-Haberer abweicht.
Selbständiges Denken und gar Artikulieren darf ausschließlich berufsanonym und über alles, nur nicht über das Eine erfolgen.

"New Middle Age Management is watching you"



Mit Nummern wird der Staat gemacht


Das sehr informative Interview mit Anton Tantner,

der Foucaults Hinweis in "Überwachen und Strafen"  dass sich die Historiker noch nicht ausreichend mit dem Phänomen der Karteikarte beschäftigt hätten, auf die quasi Freiluft-Karteikarten, den Hausnummern, anwandte und sich mit der Funktion dieser Durchnummerierung für die Staatsbildung beschäftigt:

Mit Nummern wird der Staat gemacht - futurezone.ORF.at

hat wieder Lust auf das Nummernbuch  gemacht.

Klein und unscheinbar hat sie sich an die Häuser festgemacht: Die Hausnummer. Sie scheint keine Geschichte zu haben, so selbstverständlich, so alltäglich ist sie für uns geworden; doch wie so oft ist ihre Herkunft in jenem Grenzgebiet von Militär, Fiskus und vormoderner "Policeywissenschaft" zu verorten, in jenem "Staub der Ereignisse", der bis vor kurzem nur selten Eingang in die Geschichtsbücher fand. Das vorliegende Buch zeichnet die Geschichte der Hausnummer von ihrer Einführung in vielen europäische Städte im 18. Jahrhundert über die Verbreitung der straßenweisen Orientierungsnummern im 19. Jahrhundert bis hin zur globalen Durchdringung im 21. Jahrhundert nach. Dabei werden auch die Widerstände gegen diese Adressierungs- und Kontrolltechnik beleuchtet, denn die betroffenen Bewohnerinnen und Bewohner waren keineswegs immer glücklich mit dem Umstand, dass ihren Häusern eine Nummer verpasst wurde. Illustriert wird der Band durch eine Vielzahl von Aufnahmen historischer Hausnummern. (Verlagstext)

"Die Hausnummer" gibt es in den Wr. Büchereien, wie ich gerade sehe.
Leider noch nicht die "Ordnung der Häuser, Beschreibung der Seelen"