kreuzweise

Weihnachten ist keine Orgie

Gegenüber der "Presse" rückt ein Klosterbruder frei damit heraus, was im Kloster wirklich ein scharfer Renner ist. Weihnachten ist es nicht:

Wie ist denn Weihnachten im Kloster?

Pater Karl: Wir sind im Kloster eine Gemeinschaft von Männern, da gibt es keine Exzesse von Romantik. Es ist trotzdem sehr schön. Eine sehr gemütliche Stimmung. Das schönere, höhere Fest ist aber für uns natürlich Ostern. Zu Weihnachten feiern wir nur den Beginn unserer Erlösung, aber Ostern mit Tod und Auferstehung – das ist im Kloster wirklich eine Orgie. Da erlebe ich Gefühle, die man sonst nicht erleben kann.




Hinuntergekommener Geist im First Life

Zeitgerecht zum Muttertag wird der oberste Kuttenträger Österreichs in der Presse danach befragt, was Geist sei
  • Wovon spricht ein intellektueller Priester heute, wenn er vom Geist spricht?
  • Er spricht von dem, was grundsätzlich immer Priorität hat
  • Das ist in Ihrer Sprechweise der Geist Gottes
  • Wir haben natürlich keine direkte Vorstellung vom Geist Gottes
  • Wo wünschen Sie sich die Unterstützung des Geistes am stärksten?
  • Erstens in einem stärkeren Wahrnehmen des Wirkens des Geistes
  • Der Geist, der ohnehin da ist, möge bewirken, dass er bemerkt wird?
  • Das ist eine ausdrückliche Bitte an den Heiligen Geist, uns wach zu machen für die Spuren seines Wirkens.

Jugend ohne Erbsünde

40 Jahre nach dem 1. Mai 1968 brach der alte Ministrant voll in ihm durch. Wie dem news.ORF.at zu entnehmen ist, freut sich der Sandkistenkanzler bei seiner Christi-Himmelfahrt-Rede sehr, endlich mal sein eigener Schulterschluss sein zu dürfen und allfälligen (wiehießensiedochgleich? ahja:) "Österreichvernaderern" seine breite Brust entgegen stemmen zu können:
"Aber wir werden nicht zulassen, dass irgendjemand glaubt, unserer Jugend eine neue Erbsünde andichten zu können. "
Ehe Beifall überschwappt wie die Urinprobe eines Biertrinkers, drängen sich erst mal einige Fragen auf:
  1. Wie war das gleich mit der Erbsünde? Die ist doch ein Glaubensgrundsatz jener Religion, die für A.G. auch heute noch sozusagen ministrabel ist? Demnach wurde da nix angedichtet, sondern selbstverursacht von den ollen A & E. Hat er das vergessen oder ist er inzwischen abgefallen von seinen Glaubenswahrheiten?

  2. Oder meint ers im übertragenen Sinn: "diese Medien da draußen"? Erinnert an den Zungenschlag der Koalition der Rechten und der Rechtsextremen zur Zeit der europäischen Reaktion auf diese Koalition. Womit wir wieder beim Schulterschluss wären.

  3. Und welche alte Erbsünde ist unserer Jugend wann angedichtet worden? Wieso kommen da Assoziationen auf an die vorauseilend exkulpierende Verwendung des Begriffs "Kollektivschuld", ehe der noch von "irgendwelchen" als Vorwurf gebraucht worden wäre?

  4. Könnte es sein, dass der wüste Sand aus der Kindheitskiste wieder mal einiges durcheinandergewirbelt hat und die fragile Düne Politisches Bewusstsein schon durch ein leichtes Lüfterl in sich zusammengesunken ist?

Für diese Annahme spricht auch der nächste Satz, dessen Tiefendimension Berufenere erst auszuloten haben werden:
"Denn wir sind nicht für jeden einzelnen Kriminellen verantwortlich, ganz im Gegenteil."
Und abschließend der voll und ganz kronenzeitungskompatible Satz, der eigentlich immer angewendet werden kann, egal worum es sich handelt:
"... lassen wir uns von niemandem, egal wo auf der Welt, miesmachen"

Gelegentlich versteht man sehr gut, dass Christus an einem Tag wie diesen abgefahren ist von dieser unserer Welt.

Massenerregung in Fulda - Schlecker ohne Kondom

"Die Kirchengemeinde gibt sich zugeknöpft". Das kann schief gehen, wenn diese Gemeinde St. Blasius heißt. Andererseits steigt die Hoffnung auf geringeren Sünden-Traffic, wenn alles hübsch zugeknöpft ist.
Daher kann der schon dem Namen nach passende Bistumssprecher Ohnesorge die Erregung nicht nachvollziehen, die in Fulda Platz greift, weil jener Schlecker , der sich in ein Haus im Eigentum der Diözese eingemietet hat, auf Weisung des Hausherrn jenes Tool nicht mehr vertreiben darf, welches im Falle einer sicher nicht von der Kirche hervorgerufenen Erregung seine nachkommenhemmende Wirkung entfalten sollte.
Prinzipiell ist es gut, wenn der katholische Klerus den Zölibat so ernst nimmt, dass ihm Erregung fremd  bleibt. Und nichts daran ist kurios, wie Ohnsorge dem HR-inline unerregt kundtut.

Eine Kronenohrfeige für den Kardinal

Während auf den vorderen Seiten der christlich-abendländischen Untergangszeitung "Krone"  der intelligent designte Kardinal Schönborn allwöchentlich seinen sakralen Ausfluss absondern darf, kann die Leserschaft weiter hinten  im wöchentlichen "Psychotest" herausfinden, wie es ist um ihre Seelenlandschaft bestellt ist. Diesmal wird sie auf ihre Glaubensfestigkeit hin abgeklopft. Mit einem niederschmetternden Ergebnis: 42 % sind Atheisten - die werden in der Testauswertung pädagogisch darauf hingewiesen, dass sie nicht auf die Gläubigen runterschauen sollen, solange sie nichts besseres anzubieten hätten. 18 % sind strikt abergläubisch und hätten daher ungelöste psychische Probleme, wie ihnen beschieden wird. Und der schnöde Rest von 40 % ist so sicher in seinem Glauben, dass er erst gar nicht auf die Idee kömmt, andere bekehren zu müssen, wie die Testmacher zu wissen glauben.
Naturgemäß drängt sich die Frage auf, ob die Zahl des atheistischen Element in der Kronenzeitungslesergemeinde seit der Kolumne des ebenfalls aus uraltem aAdel stammenden Kardinals gestiegen oder gefallen ist?
Als regelmäßiger Leser dieser wöchentlichen Zwergpredigt vermute ich, dass sie aufgrund ihrer inhaltlichen Aufbereitung und der Logik ihrer Argumentationsketten tatsächlich hilfreich für Menschen mit Glaubenszweifeln sein kann.
Und es offenbar auch ist, wie man an den 42  % sieht.


Provokanter uralter Arschadel?

Bekanntlich sind im April 1919 Adelstitel und die Privilegien des Adels in Österreich gesetzlich abgeschafft worden und der Gebrauch von Prädikaten und Titeln wurde unter Strafe gestellt (Adelsaufhebungsgesetz StGBl. Nr. 211, Vollzugsanweisung am 18. April 1919, StGBl. 237):
§ 2.
Durch § 1 des Gesetzes vom 3. April 1919, St. G. Bl. Nr. 211, sind aufgehoben:
1. das Recht zur Führung des Adelszeichens "von";
2. das Recht zur Führung von Prädikaten, zu welchen neben den zugestandenen die Familien unterscheidenden Adelsprädikaten im engeren Sinne auch das Ehrenwort Edler sowie die Prädikate Erlaucht, Durchlaucht und Hoheit gezählt wurden;
3. das Recht zur Führung hergebrachter Wappennamen und adeliger Beinamen;
4. das Recht zur Führung der adeligen Standesbezeichnungen, wie z. B. Ritter, Freiherr, Graf und Fürst, dann des Würdetitels Herzog, sowie anderer einschlägiger in- und ausländischer Standesbezeichnungen;
Im Jahr 2008 ist in der Kleinen Zeitung am 13. März eine Todesanzeige zu lesen:

Hans Stubenberg gibt im eigenen sowie im Namen
  • seiner Gemahlin Maria Andrea Herrin und Gräfin von und zu Stubenberg, geborenen Reichsfreiin von Sternbach,
  • seiner Söhne Maximilian und Paul, Herren und Grafen von und zu Stubenberg,
  • seiner Tante Leopoldine Gräfin Dorbrzensky von Dobrzenicz, geborenen Prinzessin von Lobkowicz
  • dass es Gott dem Allmächtigen gefallen hat (...)
  • Anna Maria Herrin und Gräfin von und zu Stubenberg, geborene Gräfin Dobrzensky von Dobrzenicz
(...)findet am Samstag, dem 15. März 2008 (...)
In den Durchführungsbestimmungen des Adelsaufhebungsgesetz heißt es weiter:
"1) Die Führung von Adelsbezeichnungen (§ 2), sowie von aufgehobenen Titeln und Würden (§ 3) wird von den politischen Behörden gemäß § 2 des Gesetzes vom 3. April 1919, St. G. Bl. Nr. 211, mit Geld bis zu 4000 S oder Arrest bis zu sechs Monaten bestraft.
(2) Strafbar ist hienach nicht nur die Führung solcher Bezeichnungen im öffentlichen Verkehr, das heißt im Verkehr mit Behörden und öffentlichen Stellen sowie in an die Öffentlichkeit gerichteten Mitteilungen und Äußerungen, sondern auch die Führung im rein gesellschaftlichen Verkehr und der Gebrauch von Kennzeichen, die einen Hinweis auf den früheren Adel oder auf aufgehobene Titel oder Würden enthalten, soferne darin eine dauernde oder herausfordernde Mißachtung der Bestimmungen des Gesetzes zu erblicken ist."
Umgangen wird in diesem Fall dieses Gesetz dadurch, dass der Verfasser der Todesanzeige (Hans Stubenberg) selber auf die Führung des Adelstitels verzichtet und nur andere damit "schmückt". Ei ei, wieder ein feiner Streich des ... (siehe Überschrift)
Erinnert an den Streich, den die Proponenten der "Vereinigung der Edelleute" unter der schwarzen Koalition spielen haben können: sie erreichten, dass dieser Verein durch die Vereinsbehörde anerkannt wurde und damit aus ihrer Sicht implizit auch das Führen von Adelstiteln erlaubt wäre.

An sich ist das alles ganz lustig. Dass diese Bande aber in der Summe immer noch ein Schweinegeld hat und zu den größten Grundbesitzern zählt, ist weniger erheiternd. Über die Ursprünge des Reichtums alter Adelsfamilien hat Bernd Engelmann in "Wir Untertanen" vor langer Zeit schon ein sehr aufschlussreiches (und leider vergriffenes) Buch geschrieben.

Zum Abschluss ein Ausschnitt aus dem österreichischen Sagenschatz:
Auf der nun schon lange in Trümmer zerfallenen Burg Oberkapfenberg im Mürztale hauste das Geschlecht der Herren von und zu Stubenberg, deren eigentlicher Stammsitz das noch erhaltene Schloß Stubenberg im Feistritztale gewesen. Zwei Brüder aus diesem Geschlechte führten ein echtes Raubritterleben. Da sie es gar zu toll trieben, ergrimmten die übrigen Ritter ihrer Umgebung und rückten ihnen hart an den Leib. Da zogen die beiden Stubenberger mit allen ihren erbeuteten reichen Schätzen, von wenigen Getreuen begleitet, in die damals fast unzugänglichen Waldschluchten des Schöckels und erbauten die Feste Stubegg. Von hier aus setzten sie nun ihr tolles Treiben ärger als früher fort, raubten nicht nur reisende Kaufleute aus, sondern plünderten auch manches Gotteshaus und vergriffen sich dadurch selbst an den Schätzen der Kirche. Da belegte der Papst die beiden Brüder mit dem Kirchenbanne.
[dann beschlossen sie zur Aufhebung des Banns einen Kreuzzug zu machen und dachten natürlich dabei an das Wichtige zuerst:]
Bevor sie jedoch die Heimat verließen, dachten sie an die Sicherung ihres Reichtumes ...

Religöses Erlebnis

Beim Durchkosten der Pflegeheimattraktionen hat G. heute zugestimmt an der Nachmittagsandacht teilzunehmen. Im Speisesaal seien sie im Kreis gesessen, der Pfarrer habe aus der Bibel vorgelesen, gemeinsam sei gebetet worden und gesungen.

"Das ist aber nicht meins", meint G. und erzählt, dass dann der Pfarrer begonnen habe, die Hostie zu verteilen, "und dann hab ich gebetet, dass er nicht zu mir kommt!"

Als er dann doch bei ihr gewesen ist und die Hostie überreichen wollte, hat sie den Kopf geschüttelt.

"Ganz erstaunt hat er mich angeschaut und gefragt, ob ich wirklich nicht will. Nein danke, hab ich gesagt."

Nach einer Pause fragt G.:

"Wie ist das jetzt, wenn ich als Ausgetretene die Kommunion nehm', ist das schlimmer als vorher oder besser? " fragte sie mich.

"Ich denk, wenn du mal draußen bist, dann kanns nimmer ärger werden von denen aus gesehen, da ist das mit der Kommunion auch schon wurscht."

"Aber vielleicht könnte es sein, dass ich durch die Kommunion dann doch in den Himmel gekommen wäre, weil eine Wirkung muss sie ja haben"

"Wenn du daran glaubst, vielleicht ja"

"Tu ich aber nicht", sagt G. und lächelt verschmitzt.

Menetekel in Simmering?


Die Kreuzerscheinung vom Leberberg

Eines schönen Tages, und der Tag der war blau, da sagte ich einfach hoppla, als ich das Kreuz an der Wand sah. Der Einbruch des Überirdischen kam unverhofft wie ein katholisches Schiff mit fünfzig theologischen Kanonen. Nun steh ich da, ich armer Tor wie der Ochse vorm Allerheiligsten am Rande Pannoniens.

Ein Kräftereich aus Karls Rippe

wollen die wackeren Sankt JakoberInnen im Walde gewinnen: am 21. Juli 2007 hat die feierliche Überbringung des kaiserlichen Knochens im Rahmen einer herzlichen Feier stattgefunden. Die Bewohnerin von St. Jakob und Umgebungen freuen sich, denn Knochen sind bekanntlich sogenannte Erstklaß-Reliquien. Die vorliegende ist bereits 1972 dem Grab des in Madeira Beigesetzten entnommen worden. Mit päpstlicher Erlaubnis natürlich. Wo das Ripperl bis zum gestrigen Tag gelagert ist, konnte ich noch nicht herausfinden. Auch nicht, ob außer dem in Besitz des "k. k. Landwehrinfanterieregiment Linz No 2" befindlichen Rippenteils, welches das Regiment zum 90. Jahrestag ihres erfolgreichen wuchtigen Angriffs auf die russischen Linien 2004 überreicht bekommen hat, sich noch andere Ripperln des Krampfadernseligen in Österreich befinden bzw. ob geplant ist, den in Madeira ruhenden sterblichen Überrest nach und nach für touristische und andere Zwecke auszuweiden.
Jedenfalls soll im Joglland ein Kräftereich rund um die Rippe errichtet werden: mit einem Investitionsvolumen von 2,5 Mio Euro, welche laut Kleine Zeitung zum größten Teil aus Förderungen stammen (wer fördert das?). Das Herzstück diees Kräftereichs soll ein Wirtschaftsgebäude sein: "Darin wird auf drei Stockwerken eine innovative und erlebnisorientierte Dauerausstellung zum Thema Kraft entstehen", wie der Bürgermeister erzählt. Und der Pfarrer erzählt stolz, dass es in St. Jakob einen Kaiser-Karl-Gebetskreis gebe. Ein richtiger Kraftkreis also.

Am geringsten, schreibt Brecht

    seien die Geschenke zu Pfingsten - während Ostern und Weihnachten was einbrachten.
    Gestern frühstücksfernsehen im ORF mit Ben Hur. Kindliche Erinnerung, dass Charleton Hestons Kopf laut damaliger, das neue Breitbandformat würdigende Kritik, groß wie der Simmeringer Gasometer erscheine, kann nicht bestätigt werden. Auch hier also die Erfahrung, dass einem in der Kindheit alles größer (und länger) erscheint als im Alter. Ebenso bestätigte sich die wohl nur der Kindheit vorbehaltene Kunst des glücklichen Ausblendens: an das Wagenrennen konnte ich mich natürlich erinnern sowie an eine Szene, die nur im Buch aufscheint, aber die penetranten christlichen Heilsverkündungen warfen erst gestern früh einen Schatten auf meinen Frühstückstisch. Die nicht vorhandene erinnerte Szene war die Bitte Ben Hurs an den Kommandanten der Galeere, ihn zwecks besserer Muskelausbildung regelmäßig die Ruderplätze wechseln zu lassen. Was insofern ein Glück war, als es ihm dadurch leichter gefallen ist, seinen späteren Adoptivvater zu retten und auch beim Herumkutschieren wäre ein dünnes untrainiertes Ärmchen wohl eher hinderlich gewesen. Jedenfalls hätte das Entwinden der Peitsche des bösen Konkurrenten so sicher nicht funktioniert.
    Später nächtens erscheint beim gleichen Sender Alexis Sorbas als russischer Papst, in einem anderen, bei Meischberger, der lächerliche Moraltheologe Andreas Laun als Sexprediger (niemand habe für die Befreiung der Sexualität so viel getan wie J.P.Zweite) ohne dass er auch gebührend ausgelacht wird. Es ist ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen, dass die "Achtung vor dem Rock" unangebrachte Beisshemmung auch bei sonst nicht scheuen Menschen hervorruft. Beispielsweise werden Nonnen beim Einkauf gerne vorgelassen und mit "Schwester" angeredet. Laun wurde zwar nicht als "Bruder" tituliert und auch nicht vor gelassen. Aber so richtig vorgeführt wurde er auch nicht. Zumindest während der wenigen Minuten, denen ich mich dieser Vorstellung widmete.
    Und heute vor meinem Aufstehen hat bereits der Herold des Designs, der Wider-alle-Vernunft-Erzbischof von Wien eine Pressestunde für sich allein, wo er laut online-Nachrichten all das sagte, was schon vorher gewusst war, dass er es sagen würde.
    Und überhaupt das Wetter!