Alarmismus zum Tag

"Aus gegebenem Anlaß erinnere ich daran, dass bei einem Alarm der Sicherungsgates unbedingt zu reagieren ist.
Es ist mir klar, dass auf Grund der weiten Wege ein Nachhetzen von der Verbuchungstheke her unmöglich ist.
Ein Nachrufen und Zurück bitten ist jedenfalls zu tun.

Ich werde die Security anweisen, mehr Zeit in der Nähe der Gates zu verbringen, als in der Bücherei (und in der Garderobe)"

Herr Doktor Karl

Interview mit Christian Fleck im Standard, dessen Studie Transatlantische Bereicherungen. Die Erfindung der empirischen Sozialforschung, Frankfurt: Suhrkamp wahrscheinlich auch schon an die hundert km in meinem Rucksack verbracht hat und unverdienterweise immer was Anderes "noch rasch vorher" gelesen wurde. Im Interview spricht Fleck die nachhaltigen Auswirkungen der "akademischen Arisierungen" an:
"Die Verweildauer der Ariseure kann man mit zumindest 30 Jahren veranschlagen, woraus folgt, dass wir es heute in manchen Instituten mit den Schülern der Schüler dieser Ariseure zu tun haben. Bedenkt man wie an Österreichs Universitäten Nachfolger erkoren werden – „Revolutionen“ sind hier sehr selten – dann ist klar, dass wir vielerorts immer noch vom Jahr 1938 überschattet sind.
Dazu kommt noch ein weiterer Umstand, der noch nachhaltiger war. Die, wie man sagen könnte, „Herrn Doktoren Karl“, die sich 1938 Lehrkanzeln angeeignet haben, hatten für ihren Erfolg einen Preis zu zahlen. Der bestand darin, dass sie ihre wissenschaftliche Arbeitsfähigkeit nachhaltig ruinierten.
Die Ariseure waren wegen der Art, wie sie in ihre Positionen gelangten, zum Großteil nicht in der Lage, die Moral zu kultivieren, die für wissenschaftliches Arbeiten notwendig ist. Da Schüler in den meisten Fällen ihre Doktorväter nachahmen, pflanzte sich diese fehlende Bereitschaft zu entbehrungsreichem wissenschaftlichen Arbeiten fort."

Ausleihe-History und Datenschutz sowie nostalgisches Abgleiten

Im Bibliothekssystem der Wiener Büchereien werden ausschließlich die letzten drei EntlehnerInnen eines Mediums gespeichert - ab der vierten Entlehnerin [1] ist die erste nicht mehr mit dem Medium verknüpft.
Auf Wunsch der BenutzerInnen besteht jedoch die Möglichkeit, die Speicherung der Entlehnhistory zu aktivieren, wodurch ein Hinweis bei der Entlehnung eines Mediums erscheint, welches von der Benutzerin schon einmal entliehen worden ist.
Dieses Feature wird nicht oft aber doch, vor allem von Vielleserinnen genutzt.

Vor einiger Zeit kam eine Mail aus dem EDV-Referat, dass eine Speicherung der Entlehnhistory ab sofort zu unterlassen sei, weil dies gegen den Datenschutz verstoße. Auch wenn die Leserin ausdrücklich ihre Einwilligung gebe.

Da in manchen Zweigstellen offenbar die bestehenden Histories weiter aktiviert blieben, erfolgte per Mail der Hinweis, dass ab nun täglich alle aktivierten Histories zentral gelöscht würden.

Darauf kam eine Anfrage:
Das heißt auch, dass die Ausleihhistory von Konten der Bücherrucksäcke gelöscht werden? Da es sich hier nicht um Personen im Sinne des Datenschutzes handelt, müsste es doch erlaubt sein die History zu speichern. Gibt es eine Möglichkeit eine Benutzergruppe einzuführen, bei der die Ausleihhistorie gespeichert werden darf - für spezielle Projekte?
Die Antwort erfolgte umgehend:
ich befürchte, dass der Datenschutz für alle Lesergruppen gelten muss - also auch für Vereine, Kindergruppen, etc.
Ebenso umgehend die Replik:
Meine Anfrage richtet sich nicht darauf, einen Hort zu bespitzeln, ich möchte lediglich  interne Karten für die Belieferung von Horts mit Bücherrucksäcken anlegen dürfen.
Dadurch könnte ich rasch feststellen, welche Medien in welche Horte bereits entliehen wurden.
Offenbar ist es nicht möglich, eine Benutzergruppe einzuführen, bei der erlaubt wäre, die Historie zu speichern.
Ich nehme das zur Kenntnis.

Nicht nur weil ich selber ein "Betroffener" der Löschaktion bin, weil ich die Lesekarten der Bibliothekarsfamilienmitglieder mit einer History versehen habe, um die Tonnen Krimis jeweils nur 1x nach Hause schleppen zu müssen, ist mein erster Impuls gewesen, diese Datenschutzaktion als Schwachsinn anzusehen. Sondern auch, weil ich meinte, dass Arbeitserleichterung und erhöhte BenutzerInnenfreundlichkeit bei Einverständnis aller Beteiligten nicht durch abgehobene gesetzliche Vorschriften verhindert werden sollten.

Inzwischen glaube ich aber, dass es auch in diesem Fall sinnvoll ist, nicht alle technischen Möglichkeiten der Datenbeschaffung auszureizen, selbst wenn es unmittelbar von Vorteil zu sein scheint. Denn Tatsache ist, dass auch diese an sich harmlose Verknüpfung eine im Datensatz dauerhafte ist und bei Bedarf rekonstruiert werden könnte. Es betrifft ja eben nicht nur die Beteiligten, sondern ist eine objektiv vorhandene Mehrinformation, welche, einer inneren Datensammelgesetzmäßigkeit entsprechend, einen weiteren Ausbau erheischt.

Also werde ich mein Los tragen und die bereits gelesenen Krimis hin tragen und wieder zurück und wieder hin. Und mich an das Leseheft meiner Jugend erinnern, in welches die BüchereibenutzerInnen die entliehenen Bücher einzutragen hatten, sonst durften sie keine neuen ausborgen. So wie sie einen (maximal einen) Krimi auch nur bekamen, wenn sie ein anderes - "gutes" - Buch zusätzlich entlehnten. Zu jenen Zeiten also, als es bei der Begleichung von Mahngebühren die Wahl gab, den vollen Betrag zu zahlen und dafür Wertmarken als Bestätigung zu bekommen oder einen viel geringeren Betrag und dafür die "Wr. Bücherbriefe" zu erstehen, eine Sammlung von Rezensionen und Aufsätzen, die freiwillig kaum jemand zu kaufen gedachte.

Auf dem Umschlag des Lesehefts stand übrigens der Spruch:

"Vom Guten kann nie zu viel und vom Schlechten nie zu wenig gelesen werden".


[1] weibliche Form gilt hier der besseren Lesbarkeit wegen für w+m. [zurück]

Büchereien: Holzwegeeffekt oder Mafia-Rede?

Zum Bericht zu den neuen Vorgaben der "Kinderbibliotheksarbeit" in den Wiener Büchereien bekam ich den Hinweis, dass die angesprochene Zentrale Mail in ihrer Struktur den Garden Path Sentences, im Deutschen weniger elegant "Holzwegeffekt" genannt, ähnelt.

Der Witz bei diesen Sätzen ist, dass sie am Beginn eine Erwartungshaltung produzieren, die im weiteren Verlauf nicht eingehalten wird bzw. etwas ganz Anderes herauskommt. Z.B.:
„Maria legte zu ihren Spargeldern, was sie bei der Spargelernte verdient hatte.“

Im Bücherei-Jargon klingt das so:
  • Es gibt immer mehr Zweigstellen, die Kinderveranstaltungen anbieten möchten

  • Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung.

  • ... haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben
Im Presse-Spektrum werden übrigens seit kurzem Beispiele solcher Sätze gesammelt.

Es gibt aber noch eine Analogie, die ein wenig weniger freundlich erscheint. Nämlich jene Rede, welche in "Some like it hot" bei der Zusammenkunft der "Freunde der italienischen Oper" Little Bonaparte gehalten hatte, adressiert an Gamaschen-Colombo und seine Gang.
Der Rhythmus der Rede des Mafiabosses wechselt von einem positiven Satzanfang zu negativen Hinweisen und Drohungen am Ende des Satzes. So auch die Bücherei-Mail:
  • Es gibt immer mehr Zweigstellen, die Kinderveranstaltungen anbieten möchten
Hier der positive Anfang, der Positives erwarten lässt.
  • und damit unserem Schwerpunkt Kinderbibliotheksarbeit Rechnung tragen
Die erste, wenn auch verdeckte, negative Aussage: es wird so getan, als sei die rege Tätigkeit der BibliothekarInnen in den Zweigstellen, was Kinderanimation und Leseförderung betrifft, nur eine Folge der vor zwei Jahren erfolgten Ausrufung der "Kinderarbeit" als vorrangige Aufgabe der Büchereien.
In Wahrheit ist es umgekehrt. Die seit vielen Jahren initiativ und mit Erfindungsreichtum tätigen KinderbibliothekarInnen waren recht erstaunt, als ihnen damals mitgeteilt wurde, dass und wie sie das zu tun hätten, was für sie seit langem ohne Anweisung von oben gelebte Praxis ist.
  • Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung
No na. Dem gönnerhaft paternalistischen Tonfall folgt gleich der Pferdefuß:
  • bedeutet aber auch, dass wir mit dem Kinderveranstaltungsbudget besonders bewusst haushalten müssen.
Im Klartext heißt das in Verbindung mit dem vorher Gesagten:
"Seid ihr wirklich so dumm zu glauben, dass es für Ausweitung der Aktivitäten im Kinderbüchereibereich auch entsprechendes finanzielles Unterfutter gibt? Also heißt es einsparen!"
  • Weil dies leichter möglich ist, wenn Veranstaltungen zentral organisiert werden,
... die üblich Antwort der Bürokraten ...
  • haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben,
Die Zentrale gibt - die Zentrale nimmt ...
  • sondern dieses für alle Zweigstellen und die HB zentral zu verwalten.
... und die BibliothekarInnen dürfen ansuchen und sich bedanken.


Wie erinnerlich, endete die Zusammenkunft der "Freunde der italienischen Oper" mit einem Massaker.


Kopffußball

Wie dem Burgenland-ORF zu entnehmen ist, sind die österreichischen fußballspielenden Literaten Weltspitze. Über den internationalen fußball-literarischen Bewerb ab Mai informiert doppelpass.

Für dieses Posting verwende ich erstmals und gerne das von der MA 13 für die Büchereibediensteten für Mails vorgeschriebene Europameisterschaftslogo :





Belohnte Initiativen - Das Wiener Modell der Kinderbibliotheksarbeit


Die Geschichte der Kinderbibliotheksarbeit in Wien ist eine Geschichte dezentraler Initiativen von BibliothekarInnen in den Zweigstellen, erfolgreich wegen ihres Einsatzes und Ideenreichtums, nicht immer goutiert und selten gefördert von zentralen Instanzen.

Nach dem Pisaschock entdeckte die Zentrale, dass "Kinderarbeit" nun die Parole des Augenblicks sei und erklärte den verdutzten BibliothekarInnen, was und wie sie das zu machen hätten, was sie seit Jahren sowieso schon taten.
Zusätzlich hieß es nun Bücherrucksäcke irgendwo hin irgendwie hin zu transportieren und Themenkisten wurden rasch zusammengestellt und ruhen seither irgendwo.
Doch die Optimierung hat kein Ende. Zur besseren Erreichung aller Kinder Wiens dürfen seit diesem Frühjahr nur noch erste und dritte Klassen zu Büchereiveranstaltungen eingeladen werden - oder sind es zweite und vierte?
Da die "Kinderarbeit" dennoch weiter funktioniert, folgt ein weiterer zentraler Motivationssschub, wie dieser Tage in einer Rundmail zu lesen war:

Es gibt immer mehr Zweigstellen,
die Kinderveranstaltungen anbieten möchten
und damit unserem Schwerpunkt Kinderbibliotheksarbeit Rechnung tragen.

Das ist eine gute, erfreuliche Entwicklung,

bedeutet aber auch, dass wir mit dem Kinderveranstaltungsbudget besonders bewusst haushalten müssen. Weil dies leichter möglich ist, wenn Veranstaltungen zentral organisiert werden,

haben wir uns entschlossen, heuer den einzelnen Zweigstellen KEIN eigenes Kinderveranstaltungsbudget zu geben,

sondern dieses für alle Zweigstellen und die HB zentral zu verwalten.

Mutterschmuck zum Spottpreis

Und wieder durchsauste eine Mail der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten an die gewerkschaftlichen Vertrauenspersonen die Leitungen zwecks Weiterleitung an die "Klientel". Die Mail wurde auch weitergeleitet. Mit Kommentar:

Liebe KollegInnen mit einem gültigen Gewerkschaftsausweis (Nicht-Gewerkschaftsmitglieder bitte tunlichst nicht weiterlesen!)

Gerne schmücke ich mich in meiner Funktion als Gewerkschafter mit der Weiterleitung des Sonderangebot zum Internationalen Frauentag, der hierzulande gerne in der Erscheinungsform des Muttertages begangen wird.

Da die angehängte Datei mit den Angeboten über 13 MB groß ist, hier der wesentliche Inhalt in Kurzfassung (Datei kann für Hardcore-Sonderangebotsnutzer über die GdG-Homepage runtergeladen werden):

----------
Sonderangebote und Muttertagsgeschenksideen
für Mitglieder der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten

Andere verlieren Zeit und strapazieren Ihre Nerven,
Sie aber haben einen - Parkplatz.

Geschenksideen zum Muttertag solange der Vorrat reicht – Werterhalt
----------

mit schmucklosen Grüßen
W. K.

___________________________________________
Brigitte Schweizer/FSG/ZENTRALE/GDG/OEGB/AT
05.03.2008 11:36

Bitte an die GdG-Mitglieder in eurem Organisationsbereich weiterleiten -
DANKE!
***********************************************************************************************

Liebe Kollegin!
Lieber Kollege!

Bereits im Vorjahr konnte die Gewerkschaft der Gemeindebediensteten -
Landesgruppe Wien die Firma INTERDIAMANT als Kooperationspartner für
GdG-Mitglieder gewinnen.
Nun ist es uns gelungen, die GdG-Sonderkonditionen der Firma INTERDIAMANT
für alle GdG-Mitglieder Österreichs auszuweiten.

Die Firma Interdiamant handelt mit Schmuck und Uhren in den
verschiedensten Preiskategorien und bietet den Mitgliedern der GdG
spezielle Einkaufsrabatte auf alle Waren und Dienstleistungen.

Auf der GdG-Homepage
http://www.gdg.at/servlet/ContentServer?pagename=C01/Page/Index&n=C01_0.a&cid=1204494022259
stehen für GdG-Mitglieder alle Informationen und das Bestellformular zu
dieser Vorteilsaktion als Download zur Verfügung.

Zum Downloaden des Bestellformulares für die aktuellen Angebote ist das
Einloggen unbedingt erforderlich (nur für GdG-Mitglieder möglich!)
- auf diesem Formular ist ein Name / ein Stempel und eine Unterschrift der
Personalvertretung/Gewerkschaft erforderlich (GdG-Mitgliedschaft wird
damit bestätigt)!
- die Lieferung erfolgt bei größeren - bzw. Sammelbestellungen persönlich
nach Vereinbarung mit der jeweiligen Vertrauensperson direkt in die
Dienststelle (Wien) und für die Bundesländer mit versichertem Paketdienst.
- die Verrechnung der Waren wird bei Sammelbestellungen durch die
Vertrauensperson per Rechnung und beiliegendem Zahlschein nach Übernahme
der Artikel vorgenommen.

Allen GdG-Mitgliedern stehen natürlich auch die Geschäftsräume und die
MitarbeiterInnen der Firma INTERDIAMANT bei Fragen und für individuelle
Beratung gerne zur Verfügung.
ACHTUNG - ein Vorweisen der GdG-Mitgliedskarte ist hier ebenfalls
erforderlich!

INTERDIAMANT
1010 Wien, Seilerstätte 22
Telefon: 01/512 91 75
Telefax: 01/513 92 42
e-mail: interdiamant@gmx.at
Geschäftszeiten: Montag bis Freitag, 8:30 Uhr bis 18:00 Uhr

Wir hoffen, damit ein weiteres gutes Vorteilsangebot für unsere Mitglieder
zur Verfügung stellen zu können und verbleiben
mit gewerkschaftlichen Grüßen

Michael NOVAK
Leitender Referent
Gewerkschaft der Gemeindebediensteten
1090 Wien, Maria-Theresien-Strasse 11
Tel: (01) 313 16/83 612 DW
Fax: (01) 313 16/99/83 612
www.gdg.at

Blogstöckchen: 123 6-8 57-72

Passenderweise nach der Mitternachtsrunde mit dem Zottel habe ich das von Library Mistress geworfene Blogstöckchen gefunden.

Die Regeln sind:

- nimm das nächst liegend buch.
- schlage es auf seite 123 auf.
- notiere die sätze 6 - 8 in dein blog!
- und bitte 5 blogger, das gleiche zu tun.

Das erste Buch, das ich erblickte, ruhte unterm Hintern der Katze.

Es waren E. M. Ciorans "Cahiers 1957-1972", jene wunderbare Lektüre "für Gescheiterte und Schlaflose". Ich hatte ausreichend Muße mit Spannung zu erwarten, welche Wortspende der Meister der kurzen ausdrucksstarken Sätze bereit hielt. Nach geraumer Zeit erheischte Emily das Öffnen der Ausgangstür, und ... naja.

Das sind die Sätze 6-8 auf Seite 123:

Ein Kritiker sollte nicht regelmäßig psychologische Abhandlungen lesen, noch weniger psychoanalytische.
Barthes nennt Jules Lemaître (den er nicht gelesen hat) einen banalen Kritiker. Hätte aber Lemaître den philosophischen Jargon seiner Zeit angewandt, so wäre er sicher nicht banal - er wäre unleserlich.


Das Stöckchen reiche ich weiter an:

nicht angenommen

diskursive formationen (Julia Franz)

Warteschlange (RokkerMur)

Duftender Doppelpunkt (Petra Öllinger und Georg Schober)

nicht angenommen


Joschka Fischer, Ernst Jünger, Götz Aly


Anläßlich des Wirbels um die Verleihung des Frankfurter Goethe-Preises an Ernst Jünger 1982 wandte sich Joschka Fischer im Unterschied zu den meisten anderen Linken gegen dieses „penetrante() Lüftchen von Zensur“ und gab sich als differenzierender Jünger-Leser zu erkennen:
„Bedenke ich meine eigene linksradikale Biographie, so kreuzte Jünger mehrmals meinen Weg. Sowohl Ernst Jünger als auch Carl Schmitt galten bereits während der Studentenrevolte im SDS als eine Art intellektueller Geheimtip, umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen. Denn es waren Faschisten, zweifellos, und dennoch las man sie mit großem Interesse. Je militanter sich die Revolte gestaltete, je mehr der „Kämpfer“, der „Fighter“ in den Vordergrund trat, desto sinnfäl­liger wurden die Parallelen. Später, als längst die „Subjektivität“, die „Politik der ersten Person“ angesagt war, da las man wiederum Ernst Jünger, diesmal den Drogen-Jünger. Und noch später, als der Klassenkampf endgültig Don Juan oder fernöstlicher Erleuchtung gewichen war, da starrte das neulinke Dritte Auge auf den kosmischen Jünger, von Jüngers Affinität zur vorindustriellen Welt und seiner Zivilisationskritik ganz zu schweigen.“

Offenbar hat es keinen Götz Aly gebraucht, um festzustellen, dass es Parallelitäten gibt zwischen der von ihm sehr bemüht konstruierten paradigmatischen Figur „68er“ und der auch nicht eindeutig bestimmbaren Figur „Revolutionäre Konservative“, welche Aly versimplifizierend auf die nationalsozialistischen Studenten reduziert.
Dass es Berührungspunkte, ähnliche role-models und Überkreuzungen gegeben hat, besonders dann in Bezug auf die Hnwendung eines Teils der 68-Bewegten in Richtung RAF (wie Götz Aly) und in Richtung K-Gruppen, war bereits in den 70ern ein Diskussionsgegenstand gewesen. Götz Aly dürfte da gerade nicht viel diskutiert haben, was verwundert, da er ja gerade seine ersten journalistischen Versuche bei der taz gestartet hatte. Dass er, wie Jutta Ditfurth in einem Interview anmerkt, wegen seiner damaligen Nähe zur nationaldeutschen KPD AO sein seinerzeitiges Problem der Verwechselbarkeit mit den Nazitypen zu einem allgemeinen der "68er" macht, ist angesichts sonstiger Auslassungen im "Unser Kampf" nicht ganz auszuschließen

Magistratischer Thementopf mit Klick

Im Intranet der Gemeinde Wien ist seit heute eine selten dämliche erfrischend lockere Ankündigung eines neuen Services für Magistratsbedienstete zu lesen:
"Online-Pressespiegel jetzt mit Euro-Suche.

Der APA Online- Pressespiegel für Wien.at Intern verfügt ab sofort über einen eigenen Euro-Button (links oben). Damit wird per Mausklick eine Suche nach Artikel im Zusammenhang mit der UEFA EURO 2008™ durchgeführt
...
Berichte zur EURO 2008 mit einem "Klick"
Zusätzlich zu den bisherigen Themenbereichen bietet der Online-Pressespiegel seit 27. Februar einen "UEFA EURO 2008TM"-"Thementopf an.

Die Fußball-Europameisterschaft rückt näher und die Berichterstattung in den Medien wird immer umfangreicher.

Um unseren UserInnen einen schnellen Überblick über dieses für die Stadt Wien einmalige Großereignis zu ermöglichen, werden seit 27. Februar Meldungen, die dieses Thema berühren, im Online-Pressespiegel in einem zusätzlichen "UEFA EURO 2008TM"-Themenbereich angeboten.
Die Funktion "Suche & Archiv" ist ab 27. 2. möglich.
Es werden so wie bisher Printmedien-Berichte aus den lokalen, kommunalpolitischen und politischen Bereichen erfasst, nicht aber die Berichterstattung über die Spiele der Fußball-Europameisterschaft. "

Und was wird die Gemeindebediensteten im Thementopf erwarten?
Immer wieder, immer wieder, "Österreich":
euro-pressespiegel


Angeblich soll ab sofort zwischen 11 und 15 Uhr der Gruß zwischen Magistratsbediensteten nicht mehr "Mahlzeit" sein dürfen, sondern muss "I wer narrisch!" lauten.

Nach dem letzten Schuss dieses sehnlichst vorbeigesehnten Events wird es für die diese Bediensteten wohl nicht mehr so ohne weiteres möglich sein, zum alten Gruß zurückzukehren.

Wie sich Bundeskanzler Gusenbauer hinaufgelesen hat

Aus dem neu erschienenen Buch "Die Wege entstehen im Garten. Alfred Gusenbauer im Gespräch." ist eines dieser durch K. Krawagna-Pfeifer und A. Thurnher geführten Interviews in der aktuellen Falter-Ausgabe abgedruckt. Unter anderem wird vom Prozess des "Hinauflesens" (kennt noch jemand diesen Ausdruck aus schwarzer Bibliothekspädagogik?) und von der Benutzer-Bibliotheks-Interaktion berichtet.
Seit meiner Kindheit war ich einer der fleißigsten Kunden der Ybbser Stadtbibliothek. Dort saß Frau Dorfner, die war begeistert von Kindern und Jugendlichen, die viel lasen. Ich habe Unmengen Kinder- und Jugendliteratur gelesen, alle möglichen Enid Blytons, Karl Mays und was weiß ich. Oder "Die Schatzinsel", "Tom Sawyer und Huckleberry Finn". Später habe ich sehr gern historische Bücher gelesen. Reden, Geografie und Bücher über andere Kulturen haben mich auch interessiert. Frau Dorfner sagte zu mir immer, sie habe zwar nicht viel Budget für Zukäufe, aber wenn ich der Meinung sei, es gebe etwas, das interessant sei, könne ich ihr das sagen, dann besorge sie das. Sie ist davon ausgegangen, wenn ich das lese, wird das vielleicht andere ebenfalls interessieren. Und daher habe ich der Frau Dorfner öfters einen Tipp gegeben.

Wien: ein noch besseres Service für die Benutzerinnen der Hauptbücherei!

Wie der "Propaganda- und Infototaldienst" (PID) gerade mitteilt, gibt es ab sofort ein noch besseres Service für die BenutzerInnen der Hauptbücherei: Seit heute ist es nicht mehr notwendig, quer durch Wien zu fahren, um Unklarheiten im Gebührenkonto rasch zu klären. Auch offene Gebühren müssen ab sofort nicht mehr zur Gänze beglichen werden - Einzahlung von Teilbeträgen ist möglich!
Die Kassenautomaten sind bis auf weiteres außer Betrieb.
  • Hauptbücherei Wien - die Bücherei mit menschlichem Antlitz!

  • f2f ist uns Programm!


Fronten von Klosettfenstern durch militarisierte Philantropie

Im Kapitel über Österreichs Sonderweg hinsichtlich der "Konservativen Revolution" weist Mohler in seinem Handbuch zum einen darauf hin, dass der Begriff von Hugo von Hofmannsthal stammt und andererseits bezeichnet er einen Hanns Sassmann, von dem er nichts weiß außer dass er "inzwischen verschollen" und Österreicher ist, als den
"eigentlichen Meister dieser besonderen österreichischen Mentalität - weniger rüde als Ringel und weniger geglättet als Wildgans"

Er bezieht sich dabei auf dessen Buch "Das Reich der Träumer. Eine Kulturgeschichte Österreichs vom Urzustand bis zur Republik" 1932.
Sassmann war übrigens weder verschollen noch ganz unbekannt. Als Feuilletonist verkehrte er in der Zwischenkriegszeit in den Wiener Caféhauskreisen, hat mit Egon Friedell zusammengearbeitet und ging schließlich nach Berlin. Im Österreichischen Literaturarchiv wird er zitiert mit dem Satz:
"Nur ein Wutanfall, nur der Ausdruck höchsten Zorns vermag die Wiener Zunge zu zwingen, die Dentales, Labiales oder Linguales richtig auszusprechen"
Und weiters heißt es dort über ihn:
Sassmanns Geschichtsbild orientiert sich an der imperialen Größe Österreichs zur Zeit des Barock. Seine antipazifistische Haltung erleichterte nach der Annexion Österreichs seine Anerkennung in Berlin, wo später der größte Teil seines Nachlasses verloren ging.
Blöd gelaufen, könnte man da sagen.
Das Buch selber erscheint beim schnellen Durchlesen als eher öd und nicht sehr ergiebig, was die Beschreibung einer wie auch immer gearteten österreichischen Mentalität betrifft. Aufschlussreich und bizarr ist allerdings, wenn er abschließend die Situation im "Roten Wien" beschreibt:
"In den ersten republikanischen Wahlen erhielt Wien eine sozialdemokratische Gemeinderats-Mehrheit, die sich auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge fragwürdige Verdienste erworben hat: sie macht Wien zu einem riesigen Armenhaus, in dem den Ärmsten auch noch das letzte abgenommen wird: die persönliche Freiheit. Die soziale Fürsorge Wiens ist militarisierte Philantropie und so lästig für den Empfänger wie jede solche. Nennenswert sind nur die von ... Tandler ... geschaffenen sanitären Einrichtungen...Ansonst richtet das sozialdemokratische Gemeinderegime Wien wirtschaftlich und kulturell zugrunde. Es enteignet durch raffinierte Steuerpolitik das mittlere Bürgertum, es baut, angeblich zur Hebung der Wohnkultur, mitten in die Barockwunder Karls VI. ganze Straßenzüge, in denen man zwischen Fronten von Klosettfenstern spazierengeht, denn die Klosetts liegen nach der Straße zu. Dadurch wird die Definition Kürnbergers von Wien als europäisch-asiatischer Grenzstadt erst aktuell."

Neue Leitung der Büchereien Wien

Sie hat ein halbes Jahr gedauert, die seit dem Wechsel von Dr. Pfoser in die Wienbibliothek leiterlose Zeit der Büchereien Wien.
Der Postentraffic zwischen Wien-Bibliothek und Büchereien ist dabei weiter aktiv: während die kaufmännische Leiterin die bisherige Budgetreferentin Elke Bazalka wird, kommt der neue fachliche Leiter Mag. Markus Feigl aus der Wienbibliothek, und zwar von der Plakatsammlung, die er bisher geleitet hat.
Die nächsten Monate werden wohl spannend werden, vor allem auch, ob die Abteilungsleitung der MA 13 sich künftig hinsichtlich des "Hineinregierens" in die Büchereiarbeit etwas zurücknimmt.

Otto Weininger wider den Kreis

In seiner "Konservativen Revolution" läßt Mohler Otto Weininger in einem langen Zitat zu Wort kommen, weil er in seinem Bestehen auf die "Einsinnigkeit der Zeit" den konsquentest formulierten Gegenentwurf zu jener konservativen Weltanschauung liefert, welche in zumeist trüben Gewässern Wiedergeburten periodisch herumplantschen sieht. Auch kosmologische Kreisläufe werden gerne als wohlfeile Deus-ex-Machina-Erklärungsmuster für selbst verursachte politische Katastrophen herangezogen.
Weiningers Text hat da einen erfrischenden Gegen-Wahnsinn:
„Man hat allgemein dem Kreis eine besonders hohe Dignität als dem vollkommensten, symmetrischen, ebenen Gebilde zuerkannt. Jahrtausende- lang hat die Auffassung, die einzige erhabener Gegenstände würdige Bewegungsform sei die im Kreise, bestanden und bekanntlich noch Kopernikus gehindert, die Planetenbewegung um die Sonne anders zu denken als kreisförmig . . . Die elliptische Bewegung teilt zwar nicht ganz mit der kreisförmigen das Pathos des Gesetzes, die Würde der Launenlosigkeit, dafür aber haftet ihr in gleicher Weise wie jener die Eigenschaft an, die hier zum Gegenstande der Kritik gemacht werden soll. Die rückläufige Bewegung ist nämlich die anethische Bewegung katexochen. Sie ist selbst- zufrieden, sie schließt das Streben aus, sie wiederholt das Gleiche immer- fort, sie ist, moralisch betrachtet, schlimmer als der wenigstens immer weiter rückwärts wollende, wenigstens sinnvolle Krebsgang . . . Sich im Kreise drehen ist sinnlos, zwecklos; jemand, der sich auf der Fußspitze herum- dreht, selbstzufriedener, lächerlich eitler, gemeiner Natur. Der Tanz ist eine weibliche Bewegung, und zwar vor allem die Bewegung der Prostitution .,. Die Kreisbewegung hebt die Freiheit auf und ordnet sie einer Gesetzlichkeit unter; die Wiederholung des nämlichen wirkt entweder lächerlich oder unheimlich . . . Aus dem gleichen Grund ist es auch alles eher als eine Befriedigung des Unsterblichkeitsbedürfnisses, jene ewige Wiederkunft des Gleichen anzunehmen, wie sie pythagoreische und indische Lehren (auch die Weltentage des esoterischen Buddhismus) kennen, und wie sie Nietzsche wieder verkündet hat. Im Gegenteil, sie ist fürchterlich ... Der Wille zum (eigenen) Wert, zum Absoluten ist ja die Quelle des Bedürfnisses nach Unsterblichkeit. . . Der Fatalismus, das ist der Verzicht des Menschen, sich selbst je in Freiheit eigene Zwecke zu setzen, empfängt sein Symbol im Wiener Walzer. Die Tanzmusik begünstigt im Menschen die Verabschiedung des sittlichen Kampfes, ihre Wirkung ist ein Gefühl der Determiniertheit. . . Die Kreisbewegung ist schließlich auch lächerlich, wie alles bloß Empirische, d. h. Sinnlose; indes alles Sinnvolle erhaben ist. Damit hängt auch wohl zusammen, daß der Kreis und die Ellipse als abgeschlossene Figuren auch nicht schön sind. Der kreisförmige oder elliptische Bogen, als Ornament, kann schön sein: er bedeutet nicht, wie die ganze Kurve, die völlige Sattheit, der nichts mehr anzuhaben ist, wie die um die Welt geringelte Midgardschlange. Im Bogen ist noch etwas Unfer- tiges, der Vervollkommnung Bedürftiges und Fähiges, er läßt noch ahnen. Darum ist auch der Ring immer Symbol von etwas Unmoralischem oder Antimoralischem: der magische Kreis fesselt, er raubt die Freiheit; der Hochzeitsring fesselt und bindet, er nimmt zweien die Freiheit und Einsamkeit, er bringt statt dessen die Knechtschaft und Gemeinschaft. Der Ring des Nibelungen ist das Abzeichen des Radikal-Bösen ... Für die Griechen hat es im engeren Sinne keine Einsamkeit und kein Zeitproblem gegeben ... Daß die Einsinnigkeit der Zeit ein Ausdruck der Ethizität des Lebens ist, darauf weist vieles hin ... So hat es auch Christus empfunden ... Während die Erde, auf der wir leben, fortwährend kreist und kreist, bleibt der Mensch unberührt vom kosmischen Tanze."

Mission: Library

Bollywood is reading, ist via Erdberg in Indien zu erfahren:
Shah Rukh Khan on Mission: Library

Shah Rukh Khan is on a mission presently, Mission: Library. Not shooting for any film till at least the second half of 2008, the King Khan has embarked on an operation to create a huge library section within his villa, Mannat.



Our source close to the King Khan revealed, “Shah Rukh is an avid reader and already has a good collection of books. While their subjects vary from cinema to history, most of these comprise biographies of famous personalities. Now taking his passion a step ahead and passing on his favourite hobby to both his kids – Aryan and Suhana, he has decided to make a big library inside his house.” “It has been over a month since he has embarked on his Mission: Library of pondering, rejecting and deciding on the books he wants. He is even asking his close friends for suggestions and recommendations and many amongst them are doing the book hunting for him in various big books stores of Mumbai. SRK’s all time favourite book is - The Hitch-Hiker’s Guide To The Galaxy by Douglas Adams and he is ensuring that the collection comprises of a good mixture of both fiction as well as non-fiction apart from informative books. Aryan has already started showing interest in books that have begun assembling at Mannat as a part of the library collection and can be seen going through most of them when back from school,” adds the source. “It is not a hidden fact anymore that the reigning superstar has a habit of spending a lot of time in his huge bathroom after it was disclosed in his interview in Koffee With Karan. But, not many are aware that he always carries a lot of reading material along with him for company. Now with his upcoming library, he will have a better a place to spend his time with books,” quips another close pal of the Om Shanti Om star. ·

Abhijit Mhamunkar, Hill Road Media · Wednesday, January 30, 2008 Quelle: Indya.com
Im Erdberg-in-Indien-Blog gibt es auch einen Hinweis auf die Zusammenarbeit der Bücherei in Erdberg mit dem Haydn-Kino.