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Wiener Büchereien: Neues Service, gut versteckt.

Seit einigen Wochen gibt es für BenutzerInnen der Wiener Büchereien, die eine E-Mail-Adresse bekannt gegeben haben, Erinnerungsmails vier Tage vor Ablauf der Entlehnfrist. Ein Service, dass seither von Vielen zurecht gelobt wird, so stellt es doch einen Ausgleich für die seit Anfang des Jahres empfindlich erhöhten Verspätungsgebühren dar. Der von einigen KollegInnen erhobene Einwand, dass BenutzerInnen ohne Mail-Adresse benachteiligt würden, geht - zum Teil - ins Leere. Denn auf ein Service zu verzichten, weil es nicht von allen genutzt werden kann, wäre töricht. Allerdings wäre es angebracht, auf die Benachteiligung Jener, die dann auch die Mahnschreiben viel später erhalten,  entsprechend zu reagieren. Etwa bei der Berechnung der Mahngebühren möglichst kulant vorzugehen und nicht einfach das maschinell erzeugte Ergebnis abzukassieren. Ich fürchte aber, das wird nur bei einem geringen Teil der Büchereizweigstellen auch so praktiziert werden. Auf alle Fälle sollte aber die geplante, aber wegen mangelnder technischer Umsetzbarkeit derzeit nicht praktizierte "Brief-Gebühr", das heißt, eine zusätzliche Strafgebühr für alle, die keine E-Mail-Adresse haben, endgültig gestrichen werden.
Übrigens sucht mensch auf der Homepage der Büchereien vergeblich nach einer Bewerbung des neuen Services. Es gibt zwar einen Text, doch scheint der nirgendwo verlinkt zu sein - ich habe ihn auch nur nach einigen Versuchen mit der Site-Abfrage gefunden:
Erinnerungsmails und täglicher Mahnversand

Erinnerungsmails und täglicher Mahnversand

Wir freuen uns, allen unseren BenutzerInnen mit eingetragener E-Mail-Adresse die Zusendung von Erinnerungsmails vor Ablauf der Entlehnfrist anbieten zu können.
Wenn wir Ihre E-Mail-Adresse noch nicht gespeichert haben, können Sie diese online auf http://katalog.buechereien.wien.at oder persönlich in ihrer Bücherei bekannt geben. Eine Erklärung, wie Sie uns Ihre E-Mail-Adresse online mitteilen können, finden Sie in unserer Hilfe zum Online-Katalog .
Sie erhalten dann jeweils 4 Tage vor Ablauf der Entlehnfrist eine E-Mail, die Sie an Ihren Abgabetermin erinnert. So haben Sie die Möglichkeit, Ihre entlehnten Medien online zu verlängern oder rechtzeitig zurückzugeben und sich damit eine eventuelle Versäumnisgebühr zu ersparen.
Eine weitere Verbesserung:

Mailmahnungen werden ab nun jeden Tag, anstatt wie bisher nur einmal wöchentlich, versandt. Die Briefmahnungen bringen wir zweimal wöchentlich zur Post, also doppelt so oft wie bisher.



Nachtrag: Wie ich inzwischen informiert wurde, hat es beim Start des neuen Services auch auf der Hauptseite einen entsprechenden Hinweis gegeben, der inzwischen durch Aktuelleres (Lesofantenfest) ersetzt wurde. Und dieses Service ja eigentlich als Selbstverständlichkeit angesehen werde, das man nicht extra "vermarkten" müsse. Ist auch wieder wahr. Und übersehen habe ich darüber hinaus einen kleinen Hinweis auf der Seite über den Entlehnmodus.
Die Überschrift müsste demnach also lauten: Neues Service, nicht gut versteckt :-)




Ein Ehrenamt für die Kulturnation

Der Kurier bringt ein Interview mit Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreich (BVÖ) und Präsident der Europäischen Bibliotheksverbände:
Zugpferde für die Kulturnation
"Österreich liest" Prominente und Bibliotheken engagieren sich für das Lesen. Die Situation der Büchereien aber ist unbefriedigend. Josef Hickersberger hat endlich Zeit dafür. Toni Innauer fliegt darauf. Und für Anna Netrebko gehört es zum guten Ton: Lesen.
Prägnante Persönlichkeiten werben für die Kampagne „Österreich liest“. Die zum dritten Mal stattfindende Leseaktion (siehe rechts) wird heuer erstmals von Deutschland übernommen. Auch andere Länder fragen um das Erfolgskonzept an.
Die prinzipielle Situation von Österreichs Bibliotheken hingegen ist höchst unbefriedigend. Ein Gespräch mit Gerald Leitner, Geschäftsführer des Büchereiverbands Österreich (BVÖ) und Präsident der Europäischen Bibliotheksverbände.

KURIER: Sie treten seit Jahren für ein Bibliotheksgesetz ein. Wie ist der Stand der Dinge?
Gerald Leitner: Die Kulturnation Österreich gehört zu dem einen Drittel von 27 europäischen Staaten, die kein Bibliotheksgesetz haben. Erfreulicherweise waren die Bibliotheken aber erstmals Teil des Regierungsprogramms. Mit Ministerin Claudia Schmied und den Beamten gab es gute Gespräche, Entwicklungskonzepte wurden besprochen. Wenn die neue Regierung diese Vorarbeiten nicht aufnimmt, bleibt es wieder beim Lippenbekenntnis.

Warum ist eine gesetzliche Regelung so wichtig?
Die Situation ist ein absolutes Unikum: 90 Prozent der Bibliotheken werden ehrenamtlich betreut, was, bei allem Engagement, z. B. benutzerunfreundliche Öffnungszeiten zur Folge hat. Das ist der höchste Anteil in Europa. Der Bund müsste, gemeinsam mit den Ländern, Anreize für Verbesserungen geben. Derzeit finanzieren die Träger (Städte und Gemeinden, Pfarren, AK und ÖGB, Anm.) 95 Prozent der Bibliotheksarbeit. Da fehlt der Motor zur Modernisierung.

Welche Veränderungen wären am nötigsten?
Eine bessere Ausstattung, mit Internet, digitalen Medien, aber auch größere Räume. Damit eine Bibliothek nicht nur Ausleihstation, sondern ein atmosphärisch angenehmer und integrativ wirkender Ort der Kommunikation ist. Es bräuchte Geld, damit das Personalbezahlt und geschult, für neue Servicebereiche sensibilisiert werden kann.

Immerhin hat Wien eine moderne, neue Bücherei, und Linz und Salzburg ziehen nach ...
Ja, daran kann man schön den Zugpferd-Effekt sehen. Aber es soll in allen Bundesländern, auch in kleinen Gemeinden, ein befriedigendes Angebot geben. Und, so toll unsere Hauptbücherei mit 6.000 m² ist: In Amsterdam wurde letztes Jahr eine neue mit 28.000 m² eröffnet.

Gibt es direkte Zusammenhänge zwischen dem finanziellen Einsatz für Bibliotheken und der Nutzung und Bildung der Bürger?
Natürlich, Finnland hat da z. B. Vorbildcharakter: Es hat tolle PISA-Ergebnisse, Schulen und Bibliotheken arbeiten eng zusammen. Pro Person werden dort jährlich 50 bis 60 Euro dafür investiert, 50 Prozent der Bevölkerung sind eingeschriebene Nutzer. In Österreich geben Bund und Länder nur 5 Euro pro Person dafür aus. Und nur 10 Prozent der Bevölkerung nutzen eine Bibliothek.

Sollten die Vorarbeiten für ein Bibliotheksgesetz wieder aufgenommen werden – wie lange würde es dauern, damit sich etwas ändert?
Damit ein nationales Konzept wirklich greift, braucht man Jahre. Und es muss direkt, z. B. im Kampf gegen Analphabetismus, in die Kulturpolitik eingebunden sein. Österreich kann es sich nicht leisten, dass das jetzt wieder liegen bleibt.

Artikel vom 16.10.2008 10:02 | Caro Wiesauer

Erfreuliches aus den Wiener Büchereien

Die bisherigen Aktivitäten der neuen Leitung sind in der Kollegenschaft durchwegs positiv aufgenommen worden. Das bezieht sich vor allem auf die Kommunikationskultur, da konkrete Entscheidungen über die künftige Büchereipolitik bislang noch nicht getroffen werden konnten. Sowohl in der allgemeinen Belegschaftsversammlung als auch in der Versammlung des KinderBibliothekarInnennetzwerks ist der aus zahlreichen Büchereibesuchen gewonnene Eindruck verstärkt worden, dass die Büchereibediensteten ernst genommen werden und die anstehenden Probleme möglichst pragmatisch gelöst werden sollen. Was ja weder selbstverständlich und angesichts der Troubles mit den von der MA 13 vorgegebenen Rahmenbedingungen - etwa bei der Kinderanimation - auch nicht leicht sein wird.
Da die von der MA 13 veranlasste Neustrukturierung der zentralen Referate der Büchereien noch im Gange ist, läßt sich über die künftige Bewegungsfreiheit der Subsub-Dienststelle Büchereien noch nichts sagen, doch die Hoffnung lebt, dass die Leitung der Büchereien und die ReferatsleiterInnen nicht wie bisher als möglichst freudig zu sein habende BefehlsempfängerInnen angesehen werden.

Ein überraschendes und umso positiveres Ereignis hat dieser Tage ebenfalls stattgefunden: Eine Million netto wird locker gemacht, damit die Büchereien ihr Angebot besser bekannt machen können:

Sitzung 37. Sitzung des Gemeinderates vom 01.10.2008

Aktenzahl 03532-2008/0001-GJS (Antrag Stadtsenat)
Betreff Schaltungen in diversen Medien im Zusammenhang mit einer umfassenden und zielgruppenadäquaten Bewerbung der Angebote der Büchereien Wien sowie mit der Kommunikation der Bedeutung von Lesen und dem Umgang mit Medien, Gesamtkosten von 1,000.000 EUR netto (1,200.000 EUR brutto)
Schlagworte Städt Bücherei; Magistratsabteilung 13 - Bildung und außerschulische Jugendbetreuung; Medien; Öffentlichkeitsarbeit (Hauptaspekte)

Der Antrag wurde gegen die Stimmen der rechtsextremen FPÖ angenommen.



Man entlehnt hier




Falls noch jemand daran zweifeln sollte, dass die Hauptbücherei auch eine Entlehnanstalt ist, der kann sich am Zeitschriftenaufkleber des College 5 überzeugen: Das Medium ist entlehnbar. Warum diese Eindeutigkeit nicht auf allen entlehnbaren Medien angebracht wird? Vielleicht nur eine Frage der Zeit.











"eine geile Bibliothek!"

 
aus: Titanic 2008/10






Pfandregelung verhindert anrüchige Vorfälle in der Bücherei

Unbekannte verstopfen Bücherei-Toiletten

... - zum Teil sogar mit aus den Regalen geholten Büchern.
In einer Vierkantschen E-Bücherei hätte sowas nicht passieren können!
Deshalb setzt die Garchinger Bücherei nun auf die so genannte Pfand-Regelung: Wer die Toilette im Gebäude aufsuchen möchte, erhält den Schlüssel nur noch gegen Abgabe eines Pfandes.
Den Aussagen der Mitarbeiter zufolge ist es seither zu keinen anrüchigen Vorfälle dieser Art mehr gekommen.








Gnade vor Recht bei Bibliotheken

Der Schweriner CDU-Abgeordnete Jörg Vierkant macht es deutlich Keine falschen Erwartungen wecken - Bibliotheken sind freiwillige kommunale Leistung:

Der Erhalt und der Ausbau der Bibliotheken ist eine freiwillige kommunale Leistung. Das Land sollte sich hier nicht über Gebühr einmischen, zumal der finanzielle Spielraum für neue Unterstützungssysteme kaum vorhanden ist. Wer suggeriert, dass ein Bibliotheksgesetz unter Umständen beispielsweise die Schließung einer konkreten Bibliothek verhindern könnte, täuscht die Öffentlichkeit.
Zudem muss in der gesamten Diskussion die technische Entwicklung beachtet werden. Vieles wofür früher der Gang in die Bibliothek notwendig war, kann heute ebenso im Internet recherchiert und gelesen werden.
Daher soll geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen die Einrichtung einer digitalen virtuellen Bibliothek unter Berücksichtung des veränderten Medienverhaltens eine sinnvolle Ergänzung innerhalb der Bibliotheksstruktur darstellt“.

Übersetzt dürfte diese Aussage in etwa bedeuten:
Der Herr gibt, der Herr nimmt und Gesetze hin oder her, wir schließen, was wir wollen!
Außerdem hocken eh alle im Second Life, wer braucht dann überhaupt Bibliotheken?
Nur eine virtuelle Bibliothek ist eine gute Bibliothek.
Und virtuell heißt, dass es nichts kosten darf. Personal schon gar nicht.




Bootsbibliothek

Die Zukunft in Bangladesch liegt auf dem Wasser. Der United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) prophezeit, dass Bangladesch im Jahre 2050 etwa ein Fünftel seiner Landmasse verloren haben wird. Als Folge des Klimawandels und eines steigenden Meeresspiegels. Schon jetzt sind zu Monsunzeiten große Teile des Landes überschwemmt und es werden immer mehr.
Das Leben wird nach und nach auf Boote verlegt:

Am Wochenende stöbert Shapla in der Bibliothek, die nur unfern von ihrer Wellblechhütte vor Anker geht. ...

Vor sechs Jahren gründete der Architekt Shidulai Swanirvar die NGO Sangshta (Eigenständigkeit) in seinem Distrikt Natore. Noch heute gibt es in dieser abgelegenen Gegend, durchzogen von unzähligen Seitenarmen des Brahmaputra, keine Elektrizität, kein Abwassersystem und keinen Staat. Seine Organisation hat heute eine Flotte von zweiundvierzig Bootsschulen, Arztpraxen, Transportbooten, Booten, auf denen Bauern nachhaltige Landwirtschaft lernen, und Bibliotheken. ...

Shidulais Chefbibliothekar, Maksudar Rahman, sagt, er wisse noch nicht, wie die Bücher auf die extreme Hitze und Feuchtigkeit reagieren. Die Schüler jedenfalls behandeln die Bücher mit großer Sorgfalt. Die Dorfbewohner betrachten die Bibliothek als Attraktion und ihr Eigentum, sagt Maksudar. Für die meisten hier sind die Mobiltelefone und mit Solarenergie betriebene Computer an Bord der Bibliothek die einzige Berührung mit dem 21. Jahrhundert. ...

„Die Klimakatastrophe ist hier längst angekommen“, sagt Rezwan. Die Wissenschaftler prophezeien einen dramatischen Einbruch der Reis- und Weizenernte, bis zu dreißig Prozent der heutigen Produktion. Das Massensterben scheint programmiert. Rezwans nächstes Projekt sind Boote für den schwimmenden Ackerbau und Hausboote für Klimaflüchtlinge: „Ich arbeite gerade an dem Design der Boote. Wir brauchen mehrere Decks.“



Engagement für Bücherei und Vision für Urnen

Im Gemeinderatsausschuss von Bad Kreuznach bekennt der Bürgermeister, dass die Bücherei für ihn eine Herzenssache sei:

Zentrale Themen waren die Personalsituation in der Bücherei sowie die Planungen zum neuen Urnenfeld. ...

Stadtbürgermeister Hans-Georg Janneck machte die neue Stadtbücherei "aus eigener Überzeugung" zum herausragenden Tagesordnungspunkt. Mit viel Engagement hofft er, den Ausschuss dazu zu bringen, den Vertrag der derzeit beschäftigten Teilzeitkraft über den Oktober hinaus zu verlängern. Nur so könne die elektronische Erfassung des Bestandes der Stadtbücherei umgesetzt werden. ...

Mit Eile will Janneck auch die Planung eines neuen Urnenfeldes vorantreiben. ...
"Mittlerweile beträgt der Anteil an Urnenbestattungen über 50 Prozent. Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen". Janneck freute sich darüber, dass die Idee einer Urnenwand vom Tisch sei. Er befürworte ein schlichtes Grabplattenfeld, welches in Rasen gebettet sei. Das sei leicht zu pflegen und berücksichtige so, dass ein Stück Friedhofskultur verloren gegangen sei.
"Wer pflegt die Gräber, wenn die Mobilität der Bewohner immer wichtiger wird?", fragt er. Wird die Vision Jannecks umgesetzt, kann der Rasen einfach mit einem Mäher in Stand gehalten werden.







Der Hase der Zukunft kann lesen. Aber nicht alles


"Nabaztag", ist armenisch für "Hase". Er kann RSS-Feeds und emails lesen. Und er erkennt RFID-Chips, diese Marker auf immer mehr Produkten. Hält man einen RFID-Chip an den Hasen, dann führt er eine programmierte Handlung aus. Bücherlesen etwa.
Diesem Ding, das bereits 200.00 mal verkauft worden sein soll und dem angeblich die Zukunft gehört, dem Hasen der Zukunft, versucht die taz-Redaktion Anwendungen zu entlocken, die seine Faszination, die es erwecken soll, erklären könnte. Der taz-Redakteur führt Protokoll, was er mit dem Hasen so alles macht den ganzen Tag, z.B.:

19 Uhr. Zuhause. Die Kinder sind unerträglich. Deshalb: einfach nur das RFID-Buch an den Hasen ranhalten, wie der Kassierer im Supermarkt mit dem Barcode und dem Laser. Dank eines Mikrochips im Deckblatt erkennt er das Buch. Und dann liest er vor!

Diesmal ohne künstliche Stimme, es wurde eine Aufnahme mit Vorlesern aus Fleisch und Blut gespeichert. Zur Zeit sind die Bücher leider nur auf französisch verfügbar. Auf deutsch sollen die ersten Titel Anfang 2009 auf den Markt kommen.


Am Ende des Tages, nachdem alle Möglichkeiten, die der Hase bietet, wie z.B. die Titel von RSS-Feeds zu lesen, ausgereizt worden sind, scheint die Meinung zu sein: "Der Hase nervt" und er wird zum Einkaufspreis zum Verkauf auf E-Bay angeboten.
Zukunft kann warten.