Irgendwie ist mir der Titel "Schrecklicher Polizist in einem schrecklichen Fall" bekannt vorgekommen. Ist es auch: das zugrundeliegende und zum Beitrag passende Motiv stammt aus einem wunderbaren Gedicht von Julian Tuwim, welches in einem der wichtigsten Bücher des vorigen Jahrhunderts abgedruckt ist, im "Museum der Modernen Poesie" (eingerichtet v. H.M. Enzensberger), und mich viele Jahren begleitet hat: Bürger
Schreckliche Burgen, Burgen auf Bergen
beherbergen schrecklich schreckliche Bürger.
An Wänden wächst der Pilz wie an Särgen.
Finsterer Winter, frostiger Würger.
Seit frühem Morgen schelten sie, schnaufen,
weil Schnee, weil teuer, weil dies, weil das da.
Ein bißchen sitzen, ein bißchen laufen,
und alles Wahnsinn. Phantome. Basta.
Prüfen die Uhren, prüfen die Taschen,
zupfen an Schlipsen, glätten die Bärte.
Gehen herab in stolzen Gamaschen
von ihren Burgen - auf unsere Erde.
(...)
Am Abend sinken die übertrieben
geschwellten, immer schwereren Birnen.
Spähn unter Betten, suchen nach Dieben,
stoßen ans Nachtgeschirr mit den Stirnen.
Und wieder prüfen sie Taschen, Zettel,
geflickte Hinterteile, Geschwüre,
heilige Habe, den Bürgerbettel,
das eigentümlich, ausschließlich Ihre.
Dann beten sie noch: "Laß Gnade walten ...
schütz uns vor Hunger ... vor Krieg ... vor Schurken"
und schlafen ein, die Fressen in Falten,
schreckliche Bürger in schrecklichen Burgen.
Als Reaktion auf die seltsamen Aussagen des Oberst Polzer im Vergewaltigungs- und Missbrauchsfall von Amstetten (Niederösterreich) hat Martin Amanshauser unter dem Titel "Der Typus Polzer. Wortspenden des Amstetten-Ermittlers entblößen eine dubiose Denkungsart" unlängst in der Presse einige dieser Äußerungen, die zwischen Vertrottelheit und Opferverhöhnung pendeln, einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Die Antwort des Obersten in einem Leserbrief diese Woche bestätigt nur, dass hier jemand eine Funktion hat, die er von rechts wegen nicht haben dürfte:"Bei jedem Ermittlungsschritt und mitfühlenden Gedanken über die Verbrechensopfer von Amstetten wird mir regelrecht schlecht; ebenso bei Ihrem anmaßenden Kommentar über meine 'dubiose Denkungsart' ... "
Der Mann dürfte generell einen schlechten Magen haben: es wird ihm sowohl in der Ausübung seines Jobs schlecht ("bei jedem Ermittlungsschritt"), bei menschlichen Regungen gegenüber den Opfern und ebenso, wenn es jemand wagt, an ihm Kritik zu üben. Alles eins."Ich werde mich beim nächsten Kriminalfall wieder bemühen, die Rechte von Verbrechern, die Bedürfnisse von Opfern sowie die Gesetze und Vorschriften meines Dienstes sachlich zu wahren."
Zum einen hat er als Polizist es mit Verdächtigen zu tun, ob diese Verbrecher sind, haben die Gerichte zu entscheiden. Da scheint es mit der sachlichen Wahrung der Gesetze seines Dienstes sehr zu happern! Und was ist mit den Opferrechten? Die sind bekanntlich im Amstettner Fall mehrfach verletzt worden. Und was die Bedürfnisse der Opfer sind, bestimmt wohl dieser Polizist, der sich nicht entblödet, auch in seinem Leserbrief den Familiennamen der Opfer voll auszuschreiben.
Für den Oberst Polzer haben, wie erinnerlich, auch jene Polizisten, die unlängst einen unbewaffneten Rumänen erschossen, vor jeder Untersuchung"klar nach Vorschrift gehandelt und auch der Waffengebrauch sei gerechtfertigt gewesen" (Standard)
Gelegentlich, wenn ich beim Friedhof der Namenlosen vorbei gehe und es ist Nebel, habe ich das Gefühl, ich wohne zu nahe bei Niederösterreich.
Auf den verdienstvollen Nachdenkseiten analysiert Jens Wernicke unter obigem Titel den in und mittels der Bildungsreform geführten "stillen Klassenkampf von oben":
"Kaum irgendwo wird derzeit soviel ‚Reform‘-Kraft entfaltet wie im deutschen Bildungssystem. An vielen Stellen wird reformiert, um- und neugestaltet. Die in großen Teilen hiergegen kontext-argumentativ wehrlose Linke sieht sich mit scheinbar zusammenhanglosen Versatzstücken technokratischer Modernisierung konfrontiert, die sie mit dem Ruf „Bildung ist keine Ware!“ oder mit der Forderung, mehr Arbeiterkinder sollten an die Hochschulen gelangen können, zu parieren versucht. Dabei bilden diese ‚Reformen‘ sehr wohl ein einheitliches Bild, wenn man sie aus materialistischer Perspektive betrachtet. Die linke Kritik verharrt überall dort, wo sie diese Perspektive negiert, gar zu oft in einer affirmativen Position, die nur das Bestehende verteidigt oder schützt."
Der umfangreiche Artikel basiert auf der Diplomarbeit "Hochschule im historischen Prozess. Zum Verhältnis von Universitätsentwicklung und Klassenmacht, Diplomarbeit an der Bauhaus-Universität Weimar, 2008", die hoffentlich bald online zu lesen sein wird.
Mit dieser vom Autor angesprochenen Situation kontext-argumentativ wehrloser Linker, die den scheinbar zusammenhanglosen Versatzstücken technokratischer Modernisierung nicht wirklich was entgegenzusetzen haben, scheint mir auch das Problem einer wie auch immer sich definierenden "Bibliotheken-Linken" gut charakterisiert zu sein.
In diesem Wust an Initiativen, Neuerungen, administrativen Anpassungen, budgetären Restriktionen, Schließungen, de-facto-Privatisierungen ... ist es oft schwer zu erkennen, wo es lang geht, ob es in Richtung partnerschaftlicher BenutzerInnenorientierung geht oder ob vielmehr in der "Konzernfiliale Büchereien", wie die Wr. Büchereien von oben angesehen werden, die bibliothekarischen Tätigkeiten auf Geschäftsbeziehungen zwischen "Verkäufer" und "Kunden" hinunterquantifiziert werden.
Schier alle Maßnahmen haben einen zwieschlächtigen Charakter, gegeben bereits durch die jeweiligen Beipackzettel voller Bullshit als ideologischer Begleitmusik. Manches beinhaltet aber auch emanzipatorische Elemente, die es wert sind, entwickelt zu werden.
Bei Unterstützung von Initiativen, die sich hernach als dem Beipackzettel entsprechend erweisen, läuft linker Mensch Gefahr, sich vor etwas spannen gelassen zu haben, das eher diesen stillen Klassenkampf von oben befördert.
Bei weitsichtiger Abwägung, dass bestimmte Sachen nur in die neoliberale Sackgasse führen, steht er, besonders dann, wenns im Rahmen gewerkschaftlicher Aktivität geschieht, als Blockierer und Möchtegernverhinderer dar.
Alles irgendwie ungut kompliziert.
Die Presse berichtet:
"Die Karriere des Asylrechts-Juristen Josef Rohrböck könnte vor ihrem jähen Ende stehen.
Der 50-Jährige ist eines von 51 Mitgliedern im Unabhängigen Bundesasylsenat (Ubas), in der Berufungsinstanz für Asylverfahren. Er behandelt Asylfälle seit 1987 – aber möglicherweise nicht mehr lange: Denn in einem vier Seiten langen Brief wird ihm mitgeteilt, dass im Bundeskanzleramt ein Verfahren eingeleitet worden sei, ihn nicht in den Asylgerichtshof zu übernehmen. Die „persönliche und fachliche Eignung“, heißt es, sei nicht gegeben."
Rohrböck "war der erste Jurist, der in Berufungsverhandlungen auch Anhörungen durchführte – 19 Jahre nachdem das erste Asylgesetz Österreichs in Kraft getreten ist.
Und in den 1990er Jahren hob er im Berufungsverfahren, das damals noch im Innenministerium abgewickelt wurde, Entscheidungen der ersten Instanz (ebenfalls im Innenministerium) auf.
Sehr oft war Auslöser für diese Aufhebungen, dass die Freiheit unbescholtener Asylwerber eingeschränkt wurde – aufgrund einer entsprechenden Weisung des Innenministeriums.
Chef der zuständigen Sektion im Innenressort war damals Manfred Matzka. Rohrböck wurde in den 90er-Jahren im Ministerium zu einer anderen Verwendung versetzt.
Mittlerweile ist Manfred Matzka Sektionschef im Bundeskanzleramt. Und bei ihm laufen die Fäden zur Übernahme der Ubas-Senatsmitglieder in den Asylgerichtshof zusammen."
Manfred Matzka war in jungen Jahren Mitarbeiter der Linksblinkerpostille "Tribüne", die eine Zeit lang innerhalb der SPÖ als Diskussionsorgan für gutes linkes Gewissen fungierte, in den 90ern Sektionschef für Migrations- und internationale Angelegenheiten im Bundesministerium für Inneres, und dort die rechte Hand des zurecht von der FPÖ "als besten Mann Haiders" bezeichneten SPÖ-Innenministers Franz Löschnak:
"Die Neunziger waren die Zeit, als der berüchtigte Sektionschef Manfred Matzka Berufungsfristen auf zwei Tage verkürzen wollte. Von einem Tag auf den anderen verloren Gastarbeiter ihre Existenz. Menschen wurden in den Krieg zurückgeschickt." (Falter)
"Unter Federführung des Sektionschefs Manfred Matzka beschließt die SPÖ/ÖVP Koalition ein neues Asylgesetz - es sollte auf Jahre das restriktivste in ganz Europa bleiben."(Asylkoordination)
Als Manfred Matzka vom Innenministerium mehr oder weniger sanft ins Bundeskanzleramt abgeschoben worden ist, hat es damals eine große Erleichterung bei den Flüchtlingsorganisationen gegeben.
Nun stellt dieser furchtbare Jurist kraft seiner jetzigen Stellung sicher, dass Menschen, die diesem menschenfeindlichen Asylgesetz kritisch gegenüberstehen, von Positionen im Asylgerichtshof ferngehalten werden.
Unmenschlichkeit auf administrativem Wege - auf höherer Stufenleiter, mit Multiplikationseffekt.
"Gusenbauer beharrt auf rot-weiß-roter Flosse" und wendet sich dagegen, dass "in der Öffentlichkeit mit ungelegten Eiern agiert" werde. Vielmehr sei es wichtig, "wieder Luft unter die Flügel zu bekommen", wie Staatssekretär Matzenetter assistierte. Aua.
Als mit dem Vorwurf der Fremdwörterverwendungsmanie für den Eintrag "premature antifascist" das Bekenntnis inklusive folgendem Link kam: "Arachnophobia ... eins der wenigen griechischen Worte, die ich kenne und verstehe :-)"
Weberknechte: Hunderte Spinnen an der Hauswand - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten:

wollte ich noch anmerken, dass Weberknechte keine Spinnen sind. Und die Vermutung ausstoßen, dass Xenoglosso- oder Hippopotomonstrosesquippedaliophobie wohl fast so schlimm wie Logo- oder gar Gnosiophobie seien.
Habe mich aber dann eines Besseren besonnen und mich zerknirscht an die "Entfremdung" von "p.a." gemacht ...
Dass das Bild hier alle Grenzen sprengt - nun, macht es nur anschaulicher. Und die Story insgesamt ist guter alter Trash.
Wie bereits erwähnt, wurden in den USA mit Beginn des Kalten Krieges sowohl antifaschistische ImmigrantInnen wie Ernst Bloch oder Alfred Kantorowicz, als auch amerikanische BürgerInnen, die bereits vor dem Kriegseintritt der USA gegen den Faschismus und gegen Nazideutschland kämpften, als "premature antifascist" bezeichnet.
Der Anfang dieses Jahres verstorbene Kämpfer und letzte Kommandant der Abram-Lincoln-Brigade, Milton Wolff, nennt eine seiner autobiographischen Schriften "The Premature Antifascist". Dieser Begriff war aus Sicht der US-Behörden kein Ehrentitel, sondern Anlass zu Schikane und Überwachung.
Ungefähr übersetzt mit "übereilter" oder "frühzeitiger" und etwas neutraler mit "früher Antifaschist" , ist dieser Begriff durch das Groteske seiner Wirkungsgeschichte vielleicht geeignet, als Emblem für die Rolle von Menschen zu dienen, die in irgendeiner Beziehung dem gesellschaftlichen Mainstream voraus sind. Sowas wie antizipatorisches Bewusstsein haben. Also die Übertreiber, die Wirrköpfe und die Un-Vernünftigen. Also, sagen wir wie es ist, die geistige, politische und vielleicht auch moralische Avantgarde, ob Arbeiterbewegung, Frauenbewegung, Umweltschutzbewegung, Friedensbewegung, die heutige (Anti)-Globalisierungsbewegung ...Anfangs werden die Ideen durch die vereinte Öffentliche Meinung niedergemacht und ihre ProtagonistInnen gesellschaftlich isoliert, im beruflichen und privaten Leben beeinträchtigt und gegebenenfalls verfolgt. Auch wenn dann die Ideen mehr und mehr in vorwiegend verwässerter Form übernommen und hegemonial werden sollten, bleibt den "Frühzeitigen" zumeist wenig Dank. Sie waren eben zu früh dran. Auf ihre Weise ver-rückt. Hätten durch ihre unvernünftigen Aktionen ihrem teilweise vernünftigen Anliegen einen schlechten Dienst erwiesen. Ohne sie wäre die gesellschaftliche Entwicklung wohl rascher vorwärts gekommen. Im Grunde hätten sie diese ja eigentlich sogar behindert...
Womit wir beim unsäglichen Götz Aly sind, dem mit dem zu Archivstaub zerfallenen Herzen: für diesen zu spät Gekommenen sind die früh Wachen keine Avantgarde, sondern eher ein Störfaktor für den gegebenen gesellschaftlichen Mainstream., dem ein autopoieitisches Emanzipationsstreben als teleonomische Konstante zugesprochen wird.Dieser scheint nach Aly interventionslos, quasi von selber, sich Schritt für Schritt sowieso die schönste aller Welten zu basteln zu vermögen. Was ja durch Faschismus und Nationalsozialismus aufs Augenscheinlichste bewiesen wurde, könnte man leicht sarkastisch hinzufügen.
Wobei Autopoiesis wohl viel eher für die gesellschaftliche Frühzeitigkeit zutrifft. Der Begriff, besser die Existenz der "Frühzeitigkeit" hat dagegen was Autopoietisches an sich: Denn diese wird ja erst dazu, wenn durch das Wirken der Frühen die Botschaft in ihren Grundzügen umgesetzt werden kann, also, um es ein wenig pampig zu sagen, in die Zeitlichkeit getreten ist. Das heißt, die Frühzeitigen sind in ihrer gesellschaftlichen Praxis die Bedingung der Möglichkeit zur Konstituierung ihrer eigenen Frühzeitigkeit.
Was irgendwie blöd ist. Denn wenn sie nicht machen, was sie tun - Weltrevolution etwa - dann geschieht es nicht, und sie sind nicht nur nicht Frühzeitige, sondern nichts von gar nichts, weil ja das nicht geworden ist, von wo aus sie als "Prematurierer" gescholten hätten werden können.
Was noch viel blöder ist, wie wir anhand der nicht eingetretenen Weltrevolution leicht überprüfen können.
Zeitgerecht zum Muttertag wird der oberste Kuttenträger Österreichs in der Presse danach befragt, was Geist sei
- Wovon spricht ein intellektueller Priester heute, wenn er vom Geist spricht?
- Er spricht von dem, was grundsätzlich immer Priorität hat
- Das ist in Ihrer Sprechweise der Geist Gottes
- Wir haben natürlich keine direkte Vorstellung vom Geist Gottes
- Wo wünschen Sie sich die Unterstützung des Geistes am stärksten?
- Erstens in einem stärkeren Wahrnehmen des Wirkens des Geistes
- Der Geist, der ohnehin da ist, möge bewirken, dass er bemerkt wird?
- Das ist eine ausdrückliche Bitte an den Heiligen Geist, uns wach zu machen für die Spuren seines Wirkens.
Manche Werbung ärgert einen mehr als eine andere. Manche Werbeeinschaltungen dagegen sind genial aber selten.
Schlimm jedenfalls ist dieser Mann, der dauernd dabei ist und und so dämlich lächelt. "A Watschngsicht" pflegte meine Mutter in einem solchen Fall zu sagen.
Dank der Kunst eines Plakatierers wurde dieses Gesicht nun so dargestellt, wie es wirklich ist. Quasi der Ausdruck der merkantilen Seele.
Naja, nicht sonderlich witzig, aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Wie in "Kondome der Ministerin" bereits berichtet, wurde bei den Büchereien Wien mit Anfang 2008 die Bestimmung eingeführt, dass die BüchereibenutzerInnen auf das Persönlichkeitsrecht am eigenen Bild verzichten müssen, wenn sie die Büchereien betreten. Dazu gibt es auch einen Mailwechsel zwischen einem in seiner Beharrlichkeit leicht lächerlich wirkenden Personalvertreter und den gewohnt souveränen magistratischen und politischen Instanzen:
Personalvertreter an die Abteilungsleitung der MA 13
Da die ab Jänner 2008 für die Büchereien gültigen Allgemeinen Geschäftsbedingungen meiner Meinung nach einige Mängel auch rechtlicher Art aufweisen, rege ich an, die AGB vorerst auszusetzen und zu überarbeiten. Siehe Beilage.
(ergeht auch an alle Büchereibediensteten)
Stv. Leiter der Büchereien an die Büchereibediensteten
Die AGB´s sind eingehend juristisch abgeklärt; die übermittelten Unterlagen und Anweisungen haben selbstverständlich vollinhaltlich Gültigkeit.
Der Aussendung des Personalvertreters, die er ohne vorherige Abklärung mit der Zentrale der Büchereien verfasst hat, ist demnach keine Beachtung zu schenken.
Personalvertreter an den stv. Leiter der Büchereien
mir ist nicht recht klar, welcher Abklärung mit der Zentrale es bedurft hätte, nachdem mir bedeutet wurde, dass meine mündlich vorgebrachten Bedenken hinsichtlich des obligatorischen Verzichts der Rechte am eigenen Bild für eben diese Zentrale irrelevant seien.
Personalvertreter an das Stadtratbüro Laska
In die neuen "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" der Büchereien Wien ist ein Passus aufgenommen worden, der mir sowohl in rechtlicher Hinsicht als auch in der Außenwirkung der Büchereien als bedenklich erscheint, da darin enthalten ist, dass Fotoaufnahmen von BüchereibenutzerInnen entschädigungslos ohne zeitliche oder räumliche Einschränkung mittels jedes derzeitigen oder zukünftigen technischen Verfahrens ausgewertet werden dürfen.
Meiner Meinung nach ist es überaus problematisch, dass der Erwerb einer Büchereikarte mit einem Verzicht auf ein nicht unwesentliches Persönlichkeitsrecht verknüpft wird.
Stadtratbüro an Personalvertreter
Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen wurden von der Magistratsabteilung 13 erarbeitet. Das Ergebnis wurde von der zuständigen Abteilung der Magistratsdirektion einer rechtlichen Prüfung unterzogen und in weiterer Folge vom Gemeinderat im Dezember 2007 beschlossen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind mit 1. Jänner 2008 in Kraft getreten und ab dem genannten Termin von allen Beteiligten anzuwenden.
Personalvertreter an Stadtratbüro
Ich danke Ihnen für Ihr Schreiben vom 21. Jänner 2008 und nehme zur Kenntnis, dass die Büchereien Wien nunmehr nur noch jenen Wienerinnen und Wienern offen stehen, die für sich und für ihre Kinder auf das Persönlichkeitsrecht am eigenen Bild zu verzichten bereit sind.
40 Jahre nach dem 1. Mai 1968 brach der alte Ministrant voll in ihm durch. Wie dem news.ORF.at zu entnehmen ist, freut sich der Sandkistenkanzler bei seiner Christi-Himmelfahrt-Rede sehr, endlich mal sein eigener Schulterschluss sein zu dürfen und allfälligen (wiehießensiedochgleich? ahja:) "Österreichvernaderern" seine breite Brust entgegen stemmen zu können:
"Aber wir werden nicht zulassen, dass irgendjemand glaubt, unserer Jugend eine neue Erbsünde andichten zu können. "
Ehe Beifall überschwappt wie die Urinprobe eines Biertrinkers, drängen sich erst mal einige Fragen auf:
- Wie war das gleich mit der Erbsünde? Die ist doch ein Glaubensgrundsatz jener Religion, die für A.G. auch heute noch sozusagen ministrabel ist? Demnach wurde da nix angedichtet, sondern selbstverursacht von den ollen A & E. Hat er das vergessen oder ist er inzwischen abgefallen von seinen Glaubenswahrheiten?
- Oder meint ers im übertragenen Sinn: "diese Medien da draußen"? Erinnert an den Zungenschlag der Koalition der Rechten und der Rechtsextremen zur Zeit der europäischen Reaktion auf diese Koalition. Womit wir wieder beim Schulterschluss wären.
- Und welche alte Erbsünde ist unserer Jugend wann angedichtet worden? Wieso kommen da Assoziationen auf an die vorauseilend exkulpierende Verwendung des Begriffs "Kollektivschuld", ehe der noch von "irgendwelchen" als Vorwurf gebraucht worden wäre?
- Könnte es sein, dass der wüste Sand aus der Kindheitskiste wieder mal einiges durcheinandergewirbelt hat und die fragile Düne Politisches Bewusstsein schon durch ein leichtes Lüfterl in sich zusammengesunken ist?
Für diese Annahme spricht auch der nächste Satz, dessen Tiefendimension Berufenere erst auszuloten haben werden:
"Denn wir sind nicht für jeden einzelnen Kriminellen verantwortlich, ganz im Gegenteil."
Und abschließend der voll und ganz kronenzeitungskompatible Satz, der eigentlich immer angewendet werden kann, egal worum es sich handelt:
"... lassen wir uns von niemandem, egal wo auf der Welt, miesmachen"
Gelegentlich versteht man sehr gut, dass Christus an einem Tag wie diesen abgefahren ist von dieser unserer Welt.
Die konservative Revolution vom Mohler kugelt noch immer herum, die sollte doch schon längst zurück gegeben sein, auch die Operation Epsilon habe ich schon lange dem S. versprochen, den Arbeiter und den Eumeswil erspar ich mir vorerst, fürs erste habe ich genug vom Käferkönig. Auch seine totale Mobilmachung nicht weiter gelesen, da ich nur die von ihm später gereinigte Fassung hatte. Die Horuckschriften aus der militaristischen Epoche machen nur Sinn in den Originalfassungen, in den Gesammelten Werken ist so viel wegredigiert, dass man fast den Eindruck kriegt, der gute Ernst war immer schon ein schöngeistiger Gutmensch. Da die Cioranschen Tagebücher in der deutschen Ausgabe ohne die markigen Sprüche aus der Zeit in der Eisernen Garde auskommen, ist auch hier mein Interesse gesunken, weil nicht unwesentlicher Teil seins Denkens damit ausgeklammert wird. Macht, Geist, Wahn, Hitlers Volksstaat, Volkes Stimme und Unser Kampf erledigt. Trotz unzweifelhafter Qualitäten und origineller Sichtweisen Götz Alys auf die Mentalitätsgeschichte der Nazizeit scheint es doch keinen so radikalen Bruch zum 68er-Bashingbuch zu geben wie vorerst von mir angenommen. Eine gewisse Vorliebe, den Blick auf das einmal Fokussierte festkleben zu lassen und den Archivfund vorwiegend als Beweismittel statt als Reflexionsanlass zu nehmen, läßt sich in allen genannten Publikationen vermuten. Die unheimlichen Publizisten sind eher zufällig in meine Hände geraten, da die Katzen meinten, ich sei als Unterlage für ihren Nachmittagsschlummer bestens geeignet und somit angesichts des eingeschränkten Bewegungsspielraums mir nur eine geringe Buchauswahl zur Verfügung stand - und da sind es eben die Nazipublizisten im Regal neben dem Sofa gewesen. Sie konterkarieren sehr gut Alys These, dass die Aufarbeitung der Nazizeit in den 60ern ohnehin vom politischen Establishment geleistet wurde statt von den Achtundsechzigern. Fertig gelesen den Ochsen von Kulm aus der Hinterlassenschaft meiner Mutter bzw. war es ein Buch, das ich mit ca. 10 Jahren geschenkt bekommen habe. Interessant daran ist, dass es von der Fiktion lebt, dass die bayrischen Bauern eine Art nationalen Abwehrkampf gegen die amerikanischen Besatzer führten. Völlig ausgeblendet wird die Vorgeschichte - Nazideutschland - und dass antiamerikanische Ressentiments nicht nur aus dem Widerstand gegen Flugplatzbauten in diesem Gebiet und dem Drang nach einem friedlichen geeinten Deutschland stammen, sondern wesentlich aus der real existierenden Naziverseuchung. Wie da ein DDR-Autor für die DDR-Bewohner eine Welt der "echten Patrioten" gegen die fremden Besatzer entwirft, gehört wohl zu den skurrilsten Episoden des Kalten Krieges. Völlig ungeniert wird die nationale Karte ausgespielt. Dabei liest sich das Buch sehr flott und ist zum Teil auch sehr witzig und die Idee, dass ein Bauer, der wegen einer illegalen Schmieraktion ("Ami go home - wir wollen die deutsche Einheit") für 30 Tage ins Gefängnis soll, mit Hilfe eines geborgten Ochsen die bayrische Bürokratie durcheinanderwirbelt und schließlich als sein eigener Bewacher fungiert, erinnert ein bißchen an O.M. Graf.
Ansonsten bin ich wieder beim Kantorowicz angelangt, zwischen dem Deutschen Tagebuch das Exil in Frankreich, dazu Feuchtwangers Teufel von Frankreich. Nossacks Tagebücher 43-77 und Mauriacs Düsteren Jahre liegen bereit, das Klingsor-Paradox als Nachwehen zum Heisenberg ist gerade fertig geworden; ambitioniert aber m.E. nicht wirklich gelungen. Mitten drinnen bin ich im Paxton, Anatomie des Faschismus, eine der großartigsten Analysen ever read.
Der Lesefrühling läßt sich gut an.
Duftender Doppelpunkt präsentiert historische Maiabzeichen.
Der taz-Korrespondent Wolfgang Koch erinnert im Titel seines Blogbeitrags an den 40. Jahrestag der Maikrawalle am Wiener Rathausplatz.
Dies ist das einzige Bild,
, das ich dazu auf die Schnelle finden konnte.
Abschließend einige Zeilen aus dem Wienblog, zur Einstimmung: "dieser Donnerstag erscheint Sozialdemokraten wie Ostern und Weihnachten in einem. 1. Mai: das ist in Wien die jährliche Wiederkehr eines politischen Rituals, d.h. einer scheinbar entscheidenden Handlung. Der Aufmarsch sozialdemokratischer Parteiorganisationen am Wiener Rathausplatz dient der Gruppenintegration. Alle entschlossenen SPÖler erheben sich zur Abwehr von etwas übermächtig ineinander Verschlungenen aus ihren Betten.
... worum es bei der Machtdemonstration der Bewegung diemal geht: um die Feier ihrer eigenen Musealität nämlich. Zweitens geht klar daraus hervor, dass der Rummel, wie jedes Jahr, mit einem kämpferischen Feuerfeuerwerk für die alkoholisierten Massen im Prater enden wird."
"Mir schossen die Geheimgänge und Winkel der Hofburg durch den Kopf"
schreibt Lydia Mischkulnig im Standard-Album. Schon schlimm, diese Hinterlassenschaften der Habsburger. Noch schlimmer, dass die Hofburg jetzt möglicherweise weder Geheimgänge noch Winkel hat. SchriftstellerInnen können einiges anrichten, gelegentlich.