bi-ba-buechereien

Dorfbrunnenfunktion der Bibliotheken

Auf die obligate Frage an BibliotheksdirektorInnen "Ist eine Bibliothek angesichts des umfangreichen im Internet lagernden Wissens unwichtiger geworden?" weiß die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek, Johanna Rachinger, naturgemäß eine Antwort:
"Die Nationalbibliothek hat trotz enorm steigender Online-Zugriffe steigende Besucherzahlen. Bibliotheken als physische Orte wird es immer geben, weil Menschen auch Möglichkeiten suchen, der Einsamkeit des wissenschaftlichen Arbeitens zu Hause entfliehen zu können. In der Bibliothek finden sie Ruhe, sind aber doch unter Menschen. Irgendwer hat einmal gesagt, Bibliotheken haben eine Art Dorfbrunnenfunktion, also auch eine soziale Komponente."

Wer kommt hierher?
Rachinger: "Zwei Drittel sind junge Menschen in Ausbildung. Aber es kommen auch Leute in recherchierenden Berufen, Leute, die internationale Zeitungen lesen oder wieder andere, die ihre Familiengeschichte ergründen. Wir haben täglich an die tausend Besucher, zirka 8000 Bücher wandern über den Tisch in die Lesesäle und abends wieder zurück in die Magazine."

Lesenswert ist übrigens das gesamte Interview unter dem Titel „Riesiger Handlungsbedarf“ bei Bildung.

In der selben Ausgabe der "Presse" erzählt Barbara Coudenhove-Kalergi, in "Alle meine Bücher" über ihre Leseerlebnisse in der Jugend. Dass man in jenen Vor-TV- und Vor-Internet-Zeiten für zu vieles Lesen noch gescholten wurde, ist eine Erfahrung, an die ich mich auch noch erinnere.





Verletzung der Bürgerrechte durch Büchereien

   
Zufällig bin ich auf eine von der ARGE-Daten - in Österreich die Anlaufstelle für Datenschutzfragen - verfassten Stellungnahme zu den neuen AGB der Wiener Büchereien (pdf 400kb) gestoßen, welche die Bedenken, die hier1) vor einem Jahr bereits geäußert wurden, nicht nur in vollem Umfang bestätigt, sondern hinsichtlich möglicher strafrechtlicher Konsequenzen noch darüber hinausgeht:
Büchereien Wien: Keine Persönlichkeitsrechte in der Bibliothek?
eigentümliche Geschäftsbedingungen - Wer sich in Bibliothek einschreibt, verzichtet auf Persönlichkeitsrechte - sowohl zivil- als auch strafrechtlich bedenkliche Eingriffe - Zustimmungserklärung entspricht nicht datenschutzrechtlichen Standards

Durch Zuschriften zahlreicher verärgerter Bürger wurde die ARGE DATEN auf einen von der Gemeinde Wien zu verantwortenden Eingriff in die Privatsphäre aufmerksam gemacht. Anlassfall sind die neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Büchereien Wien, welche sich seit 1.1.2008 in Geltung befinden. Wer sich bei den Büchereien Wien "einschreibt" gibt damit, ohne sich dessen bewusst zu sein, einen weitgehenden Verzicht auf seine Persönlichkeitsrechte in den Räumlichkeiten der Büchereien ab.
Neben Verhaltenstipps für BüchereibenutzerInnen (PDF) wird schließlich folgendes Resumee gezogen:
Spätestens seit dem neuen Wiener Sozialhilfegesetz und dem Fall "Mistkübel-Videoüberwachung im Gemeindebau" ist evident, dass Datenschutz und Persönlichkeitsrechte bei der Gemeinde Wien in keinen guten Händen sind. Die neue Bücherei-AGB-Bestimmung ist ein weiterer Mosaikstein, der zeigt, welche Auffassung die Stadtverantwortlichen von Bürgerrechten haben.
Mit diesen "Allgemeinen Geschäftsbedingungen" hat sich die den Büchereien übergeordnete Magistratsabteilung 13, wo diese juristische Meisterleistung das Licht der Welt erblickt hat, nicht nur ziemlich blamiert, sondern sie hat den Büchereibediensteten auch ein gutes Stück Rechtsunsicherheit beschert.



1) siehe:

Papp-Kinderbücher zum Verspeisen

Gegen das Bestreben der EU, Papp-Kinderbücher als Spielzeuge zu definieren und damit der gefürchteten Drehmomentsprüfung zu unterwerfen, ehe sie den Weg in Kinderzimmer und Bibliotheken finden dürfen, wehren sich die Verlage heftig.
Sie wollen aber dafür sorgen, dass die Inhaltsstoffe dieser Kinderbücher für die Kleinsten gut verträglich sind.
 
Über die Aufregung an der Nuckelfront berichtete die Süddeutsche vom 13.12.08.

Abriss der Hauptbücherei

auf eine Umfrage der Stadtzeitung Falter, welche Gebäude in Wien abgerissen werden sollten, wurde auch die Wr. Hauptbücherei genannt. Siehe auch: „Der Media-Tower versaut die Silhouette“

Schaut nur der Hauptbücherei ähnlich, ist aber eine Müllverbrennungsanlage - vom selben Architekten Ernst Mayr."Hauptbücherei Wien
(7., Urban-Loritz-Platz) Hermann Czech: „Erstens: Zum realen Grund für den Abbruch eines Gebäudes kann ausgerechnet mangelnde Architekturqualität wohl nur über eine Medienkampagne werden; über ein solches Urteil sind wiederum auch Zweifel angebracht. Zweitens: Was eine Großstadt ausmacht, ist nicht nur große Architektur, sondern architektonische Lebensart und Intelligenz. Exzeptionell schlechte Gebäude sind wenigstens charakteristisch. Drittens: Planerische Intelligenz zeigt sich in Einsichten. Die absehbare Patchwork-Stadtentwicklung ist nicht aufzuhalten - vielleicht zu steuern. Aber Unverständnis für den bestehenden Stadtkörper und seine historischen Schneisen - Donaukanal, Wiental, Gürtel - ist nicht akzeptabel. Die Bibliothek in der Gürtelstraße gehört dort nicht hin, von der Architektur ganz abgesehen."


Zu Hermann Czech hier: Wikipedia, "Hotel ist Hintergrund", Interview,




"Lektorat Digitale Angebote". Postenausschreibung in Wien

Ein schon von der vorigen Direktion lang gehegter Wunsch dürfte sich demnächst erfüllen lassen: die Anbindung der Wr. Büchereien an die Bibliothek2.0-World. Gesucht wird einE AkademikerIn, mit folgendem
"Stellenziel: Die gesetzmäßige, zweckmäßige, rasche, einfache, ordnungsgemäße und kostensparende Durchführung der Aufgaben, sowie die Erledigung von jeweils zugewiesenen Sonderaufgaben bzw. Projekten in fachlicher und organisatorischer Hinsicht"
Das klingt zwar nicht gerade urcool, doch der Magistrat ist der Magistrat ist der Magistrat. Auch sprachlich.
Aber die Definition der Aufgaben stimmt durchaus optimistisch:
  • Erstellung und Umsetzung eines Konzepts für die digitalen Angebote der Büchereien Wien
  • Erweiterung des Online-Kataloges der Büchereien Wien um Kataloganreicherungen und interaktive Tools
  • Implementierung von Web 2.0 Funktionen in den Internetauftritt der Büchereien Wien
  • Projektierung des Einsatzes und Umsetzung von Angeboten im Bereich virtueller Medien und bibliothekarischer Datenbanken
  • Betreuung, Weiterentwicklung und organisatorische Umsetzung der Homepage der Büchereien Wien und Koordination beteiligter Personen
  • Kommunikation der digitalen Angebote an alle MitarbeiterInnen der Büchereien Wien
  • Organisation und Durchführung von Schulungen in Zusammenarbeit mit dem EDV-Referat
Als Voraussetzung neben dem abgeschlossenen Studium werden genannt:
  • Umfassendes Wissen im Kultur- und Bildungsbereich
  • Sehr gute Kenntnisse im IKT-Bereich (besonders Web 2.0-Funktionen) und breites Allgemeinwissen
  • Sehr gute Kenntnisse des Buch- und Medienmarktes
  • Gute Kenntnisse des Bibliothekswesens von Vorteil
Putzig ist die Gewichtung der Ausprägungen in den Dimensionen des Anforderungsprofils/Persönliche Kompetenz. Während für alle fachlichen Erfordernisse eine "sehr hohe Ausprägung" verlangt wird, reichen für Delegationsverhalten, Entscheidungsfreude, Überzeugungsfähigkeit, Ziel/Ergebnisorientierung, Durchsetzungsvermögen, Fähigkeit zur Beratung die zweitbeste "hohe Ausprägung" und für Verhandlungstechnik die "mittlere Ausprägung".

Wer an allem was auszusetzen hat, mag aus diesem Anforderungsprofil eine Wunschpersönlichkeit herauslesen, die fachlich genial ist, aber Vorgesetzten gegenüber überaus anschmiegsam.
Schön, dass die Realität magistratischen Phantasien gelegentlich zuwider läuft.
Hier das Ausschreibungsformular.
"Motivationsschreiben" können bis 10. 12. 2008 erstellt und hierher geschickt werden.

Unmissverständliche Logiken

Bekanntlich leben auch BibliothekarInnen nicht nur von Luft und Lektüre. Daher ist es für sie nicht uninteressant, was die Gewerkschaft gehaltsmäßig aushandelt.
Versehen mit einer ungesunden Sozialsensibilität ist es den meisten von ihnen auch nicht egal, wie die Gewerkschaft vorgeht und welche Ziele sie verfolgt.
Zu dem wie gehört außer der Höhe der Gehaltsforderungen auch die besondere Beachtung niedriger Einkommen, wenn es gilt, die hohe Inflation der letzten Monate abzugelten.
Und die innergewerkschaftliche Kommunikation.
Wie aus einer Rundmail an die Bediensteten der Wiener Büchereien zu entnehmen ist, hat die Gewerkschaft gleich gar keine Forderungen aufgestellt, sondern wartet auf Angebote der Dienstgeber in Prozentbeträgen, welche natürlich Bezieher [ja, vor allem -er und weniger -innen] höherer Einkommen bevorzugt.
Innergewerkschaftlich spielt sich im übrigen gar nichts ab und klar ist nur, wer ganz sicher nicht begünstigt werden kann: diejenigen, die am wenigsten verdienen.
Im Fall der Büchereien ist es das Reinigungspersonal [natürlich vorwiegend Frauen mit oft tragischen Lebensläufen, viele von ihnen durch die Jugoslawienkriege nach Wien geschwemmt], über dessen miese Situation und über den zynischen Umgang damit in "Schmutzige Geschichte" nachgelesen werden kann.

Liebe KollegInnen,
die untenstehende Mail vom Leitenden Rerenten der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten über den Abbruch der aktuellen Gehaltsrunde im Öffentlichen Dienst ist eingelangt. Wenn ich es recht verstanden habe, will uns die GdG folgendes sagen:

Da die Bundesregierung nicht gewillt ist, ein Angebot über die Gehaltserhöhung für 2009 zu machen, scheint die Gewerkschaft gefleht zu haben, doch bitte bitte wenigstens die Abgeltung der nominellen Inflationsrate (die reale ist mit 3,45% sowieso bei weitem nicht erreicht) zuzusichern.
Auch diese Selbstverständlichkeit wurde nicht gewährt.

Also wird die Gewerkschaft unmissverständlich: sie fordert diese Bundesregierung, die ihr gerade gesagt hat, sie möge sich brausen gehen, auf, ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen. Und was dann? Werden gewerkschaftliche Maßnahmen in Aussicht gestellt?

Wie wäre es, mal damit anzufangen, dass die Gewerkschaft unmissverständlich eigene Forderungen stellt? Und zwar keine Prozentforderungen, welche gerade in Zeiten der Inflation die kleineren EinkommensbezieherInnen extrem benachteiligt, sondern beispielsweise 200 Euro für alle.
Da werden die Senats-, Obermagistrats- und Hofräte vielleicht keine Teuerungsabgeltung verspüren, alle anderen aber schon.
Bei Prozenterhöhungen ist es bekanntlich eher umgekehrt.

Das tut unsere Gewerkschaft aber nicht - unmissverständlich.
Sie nimmt dafür hin - wie im letzten Hauptausschuss  diskutiert -, dass die zu putzende Quadratmeteranzahl/pro Stunde für das Reinigungspersonal mit Jänner wieder erhöht wird. Denn damit wäre angeblich für 5 Jahre der Reinigungsbereich vor einer Privatisierung geschützt.
Aus diesem Grund ist auch die Gewerkschaft, sprich FSG, gegen eine Gehaltserhöhung von 200 € für alle. Denn dann würde sofort wieder - trotz Erhöhung der Quadratmeteranzahl - eine Ausgliederung des Reinigungsbereich seitens des Dienstgebers (SPÖ) im Raum stehen.

Eine beeindruckende Logik:
Weil die unteren Einkommen bei der Stadt Wien nicht zu "hoch" werden dürfen, weil der Bereich dann der Privatwirtschaft zum Fraß vorgeworfen wird, tritt die Gewerkschaft (=FSG) gegen eine sozial gerechtere Fix-Betragserhöhung für alle auf. Zu Freuden der Ober-Räte. Und auch der Gewerkschaftsbosse, die ja zumeist recht hoch eingestuft sind in der Gehaltshierarchie.

Wer solche Interessensvertreter hat, braucht wohl keine Gegner mehr.


3. Gehaltsrunde im öffentlichen Dienst ergebnislos unterbrochen

Bundesregierung bietet nicht einmal die Abgeltung der Inflation an!

Auch die 3. Verhandlungsrunde zur Erhöhung der Bezüge ab 2009 wurde am 17. November 2008 zwischen Vertretern der Bundesregierung, Staatssekretär Mag. Andreas Schieder, Staatssekretär Dr. Reinhold Lopatka und dem Verhandlungsteam der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten (GdG) und der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) ergebnislos unterbrochen.

Die Vertreter der Bundesregierung waren nicht imstande, den Gewerkschaften der öffentlichen Dienste ein Angebot zur Gehaltserhöhung zu unterbreiten und waren auch nicht bereit, die Abgeltung der Inflationsrate von 3,45 Prozent zuzusagen.

Für die GdG ist als Ausgangslage die Außerstreitstellung einer Abgeltung der Inflation für den weiteren Verhandlungsverlauf unabdingbar.

Die GdG fordert die Bundesregierung unmissverständlich auf, sich ihrer Verpflichtung gegenüber den ArbeitnehmerInnen bewusst zu werden und ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.






Ruth Klüger als "bookmobile lady"

Als diesjähriges Gratisbuch der Stadt Wien wird Ruth Klüger "weiter leben. Eine Jugend" verteilt.
In diesen Tagen ist aber auch "unterwegs verloren. Erinnerungen" über das Leben der aus Wien stammenden Autorin und Germanistin in den USA erschienen.
Darin erinnert sie sich durchaus positiv, wenn auch als anstrengenden Job an ihre Zeit als Bücherbus-Bibliothekarin (danke an M.F. für den Hinweis!)

Wir waren nach Berkeley zurückgekehrt, Tom war Assistenz-Professor, also wieder ohne festen Vertrag, aber mit Aussicht auf einen solchen. Ich absolvierte innerhalb eines Jahres den Magister in Bibliothekswissenschaft und fand eine Arbeit, die schön war und an die ich mit Vergnügen zurückdenke: Ich war fahrende Bibliothekarin in einem sogenannten Bookmobile, einem Bus, der mit Büchern in der Gegend herumfährt und Kindern und Hausfrauen Lesematerial empfiehlt und aushändigt. Diese Ausbildung garantierte mir auch ein Maß an Selbständigkeit, […]

Nach der Scheidung war ich immer noch die „bookmobile lady“, jetzt aber ganztägig. Mein kleiner Sohn Danny war stolz auf mich, wenn der Bus bei seiner Schule hielt, weil seine Freunde mich um Rat fragten, welches Abenteuerbuch sie ausleihen sollten.

In den Vororten empfahl ich den Hausfrauen Romane unterschiedlicher Qualität, doch meist waren es Beziehungsgeschichten; die Männer bevorzugten historische Bücher, populäre Berichte vom amerikanischen Bürgerkrieg oder vom Zweiten Weltkrieg, die Buben lasen Bücher über Hunde, die Mädel über Pferde - man konnte gar nicht genug davon mitbringen. Allen gab ich Ratschläge, und so war es mir völlig selbstverständlich, daß es verschiedene Lesergruppen mit unterschiedlichen Lesebedürfnissen gibt, die mit den äußeren Lebensumständen der Leser mehr zu tun haben als mit der Qualität der Bücher. Ich stellte nur seufzend fest, daß die Hundebücher besser waren als die über Pferde und fragte mich vergeblich, was die präpubertäre weibliche Libido an diesen Tieren so fasziniert. Am literarischen Gehalt läßt sich die Anziehungskraft dieser Geschichten für die Leserinnen nicht festmachen. Ein paar Jahre später läßt die Pferdemanie merkbar nach. Hier ist ein weiterer Beweis dafür, daß wir Lebenszeit für Lesezeit aus anderen als ästhetischen Gründen eintauschen. Jahrzehnte später wunderte ich mich, als einer meiner Aufsätze mit dem Titel „Frauen lesen anders“ viel Aufmerksamkeit hervorrief, als wäre ich auf etwas Funkelnagelneues gestoßen.

Ich brachte also haufenweise Bücher nach Hause und las sie so oberflächlich, wie’s ging, um möglichst viel über so viele wie möglich zu wissen. Bei Kindern aus armen Familien übersah ich’s, wenn sie Bücher beschädigt zurückbrachten. Hätten sie das Strafgeld zahlen müssen, erklärte ich meiner Vorgesetzten, dann würden wir weder die Bücher noch die jungen Leser wiedersehen. Und sie sollen doch lesen. Der Job war anstrengend und schwer mit der Versorgung von zwei Kindern zu vereinen, er kostete viel Energie und konfrontierte mich zunehmend mit der Frage, ob ich diesen Beruf wirklich den Rest meines Lebens ausüben wollte.

Ruth Klüger: unterwegs verloren. Erinnerungen. S. 85 u. S. 93f

Obamas Technologieprogramm - Entwicklungsschub für Bibliotheken?

Das Technologieprogramm der neuen US-Präsidentschaft könnte indirekt und mittelfristig einen Entwicklungsschub bei Bibliotheken und Büchereien auslösen. Ist die Orientierung doch ganz eindeutig hin zu den BürgerInnen, gegen den Kontrollwahn und auf freie Verfügbarkeit von Informationen gerichtet. Der Umgang mit der Frage der Patente und mit Open Source läßt hoffen, dass die informationstechnologische Middle-Age-Politik der letzten acht Jahre beednet sein wird.
In der ORF-Futurezone gibt es eine schöne Gegenüberstellung von Maßnahmen der Bush-Regierung und dem Obama-Programm:

Barack Obama als Al Gore 2.0
Das Technologieprogramm des neuen US-Präsidenten erinnert an die Ära von Bill Clinton und Al Gore. So setzt Barack Obama ausdrücklich auf das Prinzip der Netzneutralität. Auch die Verteidigung der Privatsphäre im digitalen Zeitalter hat sich Obama auf die Fahnen geschrieben.
...

"Netzneutralität"
Oberster Punkt in ihrer Technologie-Agenda ist "Bewahrung der Offenheit des Internets". Wörtlich heißt es da: "Der Schlüssel für die Erfolgsstory des Internets ist, dass es das offenste Netzwerk in der Geschichte ist. So soll es bleiben. Barack Obama tritt entschieden für das Prinzip der Netzneutralität ein."

Das ist eine an Deutlichkeit nicht zu übertreffende Absage an die Pläne der US-Telekoms und Kabelnetzbetreiber, unter dem Titel "Next Generation Networks" eine Art Zweiklassen-Internet einzuführen.



Bibliotheken als "Low-Cost-Airline"

Mark Buzinkay, der vor einiger Zeit in einem sehr lebendigen Vortrag in den Wiener Büchereien den zumeist staunenden BibliothekarInnen Bibliothek 2.0 nahezubringen versucht hat, stellt in seinem Blog einige bedenkenswerte Überlegungen zu den möglichen Auswirkungen der Finanzkrise auf Bibliotheken an. Hier das Fazit: Finanzkrise und Bibliotheken - offene Fragen und Strategien

9. Was für Bibliotheken gilt, gilt umso mehr für privat-wirtschaftlich geführte Unternehmen: auf die Kosten schauen. Und das wird den einen oder anderen neuen Kunden zu Bibliotheken treiben. Denn: die Kosten für die Beschaffung und Verarbeitung von Information sind enorm hoch, die Bibliothek ist aber hier unschlagbar günstig. Der Zugang zu Datenbanken ist für Inhaber einer Leserkarte (Jahrespreis ein paar Euro) geradezu geschenkt. Die Bibliothek ist so etwas wie die Low-Cost-Airline unter den professionellen Informationsanbietern. Das gilt aber auch für alle offenen Web-Angebote (Google & Co). Treffen wird das wiederum die Informationsproduzenten, die mit fallenden Auflagen und Lizenzen spekulieren müssen.

10. Wird mehr in einer Bibliothek nachgefragt, dürfte das ihre Stellung stärken. Es gilt also, die “Öffentlichkeit”, d.h. hier die Wirtschaft, über die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung in Bibliotheken aufzuklären und entsprechende Services speziell für diese Gruppe auszurichten. Es ist also zweierlei notwendig: den Bedarf dieser neuen Zielgruppen zu kennen, und die Bereitschaft, ihr auch ein entsprechendes Angebot zu machen.

Mir scheint dieser Ausblick recht positiv, auch wenn die Bibliothekswelt nicht ungeschoren aus dieser globalen Krise kommen dürfte. Die Chancen in dieser Umbruchsphase sind groß - Open Access, Open Source, Web 2.0, neue Kundengruppen, bessere Wahrnehmung, mehr wirtschaftliche Professionalität in den Führungsetagen - man sollte sie aufgreifen. Was meinen Sie dazu?






Zu Tode pschtet

Aus dem Leitfaden zum Abfackeln von Schriftstellerresidenzen von Brock Clarke, in der Übersetzung von Harry Rowohlt, der "das onomatopoetische, im Englischen aber absolut gebräuchliche 'to shush'" in einer Weise überträgt, die das Zeug in sich hätte, dauerhaft in den bibliothekarischen Alltag einzufließen

„Als Kind war ich zu oft von zu vielen ­knochigen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren in Strickpullis zu Tode pschtet worden.“