Erfreuliches aus den Wiener Büchereien

Die bisherigen Aktivitäten der neuen Leitung sind in der Kollegenschaft durchwegs positiv aufgenommen worden. Das bezieht sich vor allem auf die Kommunikationskultur, da konkrete Entscheidungen über die künftige Büchereipolitik bislang noch nicht getroffen werden konnten. Sowohl in der allgemeinen Belegschaftsversammlung als auch in der Versammlung des KinderBibliothekarInnennetzwerks ist der aus zahlreichen Büchereibesuchen gewonnene Eindruck verstärkt worden, dass die Büchereibediensteten ernst genommen werden und die anstehenden Probleme möglichst pragmatisch gelöst werden sollen. Was ja weder selbstverständlich und angesichts der Troubles mit den von der MA 13 vorgegebenen Rahmenbedingungen - etwa bei der Kinderanimation - auch nicht leicht sein wird.
Da die von der MA 13 veranlasste Neustrukturierung der zentralen Referate der Büchereien noch im Gange ist, läßt sich über die künftige Bewegungsfreiheit der Subsub-Dienststelle Büchereien noch nichts sagen, doch die Hoffnung lebt, dass die Leitung der Büchereien und die ReferatsleiterInnen nicht wie bisher als möglichst freudig zu sein habende BefehlsempfängerInnen angesehen werden.

Ein überraschendes und umso positiveres Ereignis hat dieser Tage ebenfalls stattgefunden: Eine Million netto wird locker gemacht, damit die Büchereien ihr Angebot besser bekannt machen können:

Sitzung 37. Sitzung des Gemeinderates vom 01.10.2008

Aktenzahl 03532-2008/0001-GJS (Antrag Stadtsenat)
Betreff Schaltungen in diversen Medien im Zusammenhang mit einer umfassenden und zielgruppenadäquaten Bewerbung der Angebote der Büchereien Wien sowie mit der Kommunikation der Bedeutung von Lesen und dem Umgang mit Medien, Gesamtkosten von 1,000.000 EUR netto (1,200.000 EUR brutto)
Schlagworte Städt Bücherei; Magistratsabteilung 13 - Bildung und außerschulische Jugendbetreuung; Medien; Öffentlichkeitsarbeit (Hauptaspekte)

Der Antrag wurde gegen die Stimmen der rechtsextremen FPÖ angenommen.



Man entlehnt hier




Falls noch jemand daran zweifeln sollte, dass die Hauptbücherei auch eine Entlehnanstalt ist, der kann sich am Zeitschriftenaufkleber des College 5 überzeugen: Das Medium ist entlehnbar. Warum diese Eindeutigkeit nicht auf allen entlehnbaren Medien angebracht wird? Vielleicht nur eine Frage der Zeit.











Politdiskonter und bessere Wahl


Wer will mich um fast nichts?
Der Nachfolger sitzt schon auf der Schulter.







"eine geile Bibliothek!"

 
aus: Titanic 2008/10






Pöbelmehrheit

Wie zu befürchten war, wurden die Rechtsextremen in ihrer derzeitigen Erscheinungsform des getrennt Marschierens fast zur Stärkste der Parteien. Knapp hinter der SPÖ, die nur deswegen nicht tiefer als auf das jetzige historische Tief sank, weil dank Onkel D. der Anti-Eu-Pöbel bei der Neffenpartei verblieben ist.
Insgesamt also eine gediegene Mehrheit für den Pöbel aller Schattierungen.
Dass die Grünen bei 10% dümpeln und sich kritische SPÖlerInnen nicht mal angesichts des widerlichen Faymannschen Kniefalls vor der Oberpöbelzeitung - oder sollte es besser Pöbeloberzeitung heißen? - wahrnehmbar für die Grünen als einzige politisch akzeptable Alternative entscheiden konnten, läßt einen vermuten, dass VdB mit seiner Einschätzung recht hat, dass das liberale Potential in Österreich derzeit eben nicht größer sei.
Und Linke gibt es offenbar überhaupt keine mehr in Österreich, wenn man von den paar irreal existierenden geriatrischen Sektierungen absieht.
Und von mir :-)








Unzulängliche Wahlsabotage und 2 Verbesserungsvorschläge

Der Wien-Blog hat aus welchen Gründen auch immer einige Tipps zur Sabotage der Wahlhandlung präsentiert. Da ich das Vergnügen habe, wie schon ziemlich oft so auch diesmal in einer Wahlkommission zu sitzen, würde ich sagen, dass mit einer Ausnahme - dem Streuen von Nervengift - keine einzige der Aktionen geeignet ist, den Wahlprozess in einem Sprengel dauerhaft zu stören. Das meiste wäre in wenigen Minuten erledigt. Im Folgenden Kommentare zu den einzelnen Vorschlägen. Und anschließend zwei eigene, effektivere.

a) kuli-mine mitnehmen
?
b) das pult mit klebstoff beschmieren
Würde der Nächste melden und, da der Wahlkommission ja noch bekannt ist, wer vorher drinnen war, würde Anzeige wegen Sachbeschädigung und wegen Wahlbeeinträchtigungsversuch erfolgen. Falls wie in e) der Täter die Tat meldet, fällt das mit der Anzeige wohl weg bzw. würde sich als wirkungslos erweisen.
Falls Klebstoff nicht abgedeckt werden könnte, würde Wahlzelle deaktiviert werden bis Ersatz kommt. Da aber in jedem Wahllokal mehrere Wahlzellen stehen, würde es kaum zu einer merkbaren Beeinträchtigung des Wahlvorgangs kommen.
c) graffiti anbringen
wie b)
d) pornofotos auflegen
würde der Nächste melden und die Fotos würden entfernt werden und eventuell für Kurzweil der Wahlkommission für die restliche Wahlzeit sorgen.
e) hakenkreuze aufmalen und melden
wie b)
f) ameisen freilassen
Wie viele?
g) sehhilfe verlangen
hat jede Wahlkommission (Schablonen); es kann auch Vertrauensperson in Wahlzelle mitgenommen werden, die einem hilft.
h) nervengift streuen
Würde Wahlhandlung tatsächlich unterbrechen und der Streuer, der bei so einer Aktion vermutlich relativ leicht eruiert werden könnte, tät für einige Zeit hinter Gitter wandern
i) zweiten wahlzettel einschmuggeln und rabiat protestieren. “dieses wahllokal muss sofort geschlossen werden!”
Da muss man erst an einen zweiten Wahlzettel herankommen. Falls ja, wird einem der zweite Wahlzettel abgenommen werden, der Vorfall würde im Protokoll vermerkt werden und bei fortgesetzt rabiatem Verhalten die Polizei mit Kennwort "Wahl08" verständigt werden. Wo ist das Problem?
j) unabhängige wahlbeobachter der UN verlangen
Derjenige würde an die Bezirkswahlkommission verwiesen werden. Ansonsten wie i)
k) behaupten, der ausweis sei nicht zurückerstattet worden
Wenn die Wahlkommission meint, dass doch, dann kann er sich wie bei j) zur Bezirkswahlkommission begeben
l) auf farbepolster für persönlichen fingerabdruck bestehen
wie j)
m) pässe der wahlkommission verlangen
wie j)
n) wegen manipulativer blicke polizeischutz verlangen
wie j) bzw. den kann er schnell haben :-)
o) die anwesenheit von bösen geistern behaupten
Wird an die amerikan. Vizepräsidentschaftskandidatin verwiesen :-)
p) behaupten, dass der wahlzettel unvollständig ist
wie j)
r) sich als analphabet ausgeben
und?
s) viele schmierzettel für probekreuze verlangen
wie j)
t) verlangen, dass gusenbauer kanzler wird
wie o) und j) :-)
u) beim weggehen fehler eingestehen und wahlzettel zurückverlangen
wie j)
v) ausführliche rechtsbelehrung durch juristen verlangen
wie j)
w) höflich um die mobilnummer von bgm. häupl bitten
wie j)
xyz) wahlzettel und kuvert verschlucken
wird ins Protokoll aufgenommen

Wirksamer sind vielleicht Aktionen wie diese (allerdings gehören dazu mehr Aktivisten):
1) Knapp vor Wahlschluss Wahlurne nehmen und damit davonrennen. Der Ordner sollte allerdings von jemand Zweiten abgelenkt werden. Wurde bei der "Volkszählung der besonderen Art", der österreichweiten Minderheitenfeststellung in den 70ern, angewandt.

2) Präpariertes Plättchen in Wahlkuvert geben, das sich nach einiger Zeit selbst entzünden. Wurde damals diskutiert; ich glaube aber nicht, dass es auch umgesetzt wurde
Offen gestanden weiß ich aber nicht, wozu Wahlen gestört werden sollten. Bei jener Minderheitenfeststellung war die ganze Aktion ein undemokratischer Akt und wurde zurecht torpediert und letztendlich waren die Ergebnisse unbrauchbar (z.B. kreuzten damals sehr viele Nicht-Slowenen aus Solidarität "slowenisch" an; ich glaube, Wien hatte danach mehr Slowenen als Kärnten).
Aber ich ziehe ein Land, in dem es Wahlen gibt, immer noch einem vor, in dem es das nicht gibt. Nicht nur wegen des damit zu verdienenden Zubrots für arme Gemeindebedienstete :-)
Wer - zurecht - kritisiert, dass die repräsentative Parteiendemokratie und der Parlamentarismus nicht optimal funktionieren und meint, dass Wahlen, wenn sie was verändern würden, längst verboten wären, kann seinen Protest anders und zielgerichteter deutlich machen. Und einfallsreicher :-)





Pfandregelung verhindert anrüchige Vorfälle in der Bücherei

Unbekannte verstopfen Bücherei-Toiletten

... - zum Teil sogar mit aus den Regalen geholten Büchern.
In einer Vierkantschen E-Bücherei hätte sowas nicht passieren können!
Deshalb setzt die Garchinger Bücherei nun auf die so genannte Pfand-Regelung: Wer die Toilette im Gebäude aufsuchen möchte, erhält den Schlüssel nur noch gegen Abgabe eines Pfandes.
Den Aussagen der Mitarbeiter zufolge ist es seither zu keinen anrüchigen Vorfälle dieser Art mehr gekommen.








Gnade vor Recht bei Bibliotheken

Der Schweriner CDU-Abgeordnete Jörg Vierkant macht es deutlich Keine falschen Erwartungen wecken - Bibliotheken sind freiwillige kommunale Leistung:

Der Erhalt und der Ausbau der Bibliotheken ist eine freiwillige kommunale Leistung. Das Land sollte sich hier nicht über Gebühr einmischen, zumal der finanzielle Spielraum für neue Unterstützungssysteme kaum vorhanden ist. Wer suggeriert, dass ein Bibliotheksgesetz unter Umständen beispielsweise die Schließung einer konkreten Bibliothek verhindern könnte, täuscht die Öffentlichkeit.
Zudem muss in der gesamten Diskussion die technische Entwicklung beachtet werden. Vieles wofür früher der Gang in die Bibliothek notwendig war, kann heute ebenso im Internet recherchiert und gelesen werden.
Daher soll geprüft werden, unter welchen Voraussetzungen die Einrichtung einer digitalen virtuellen Bibliothek unter Berücksichtung des veränderten Medienverhaltens eine sinnvolle Ergänzung innerhalb der Bibliotheksstruktur darstellt“.

Übersetzt dürfte diese Aussage in etwa bedeuten:
Der Herr gibt, der Herr nimmt und Gesetze hin oder her, wir schließen, was wir wollen!
Außerdem hocken eh alle im Second Life, wer braucht dann überhaupt Bibliotheken?
Nur eine virtuelle Bibliothek ist eine gute Bibliothek.
Und virtuell heißt, dass es nichts kosten darf. Personal schon gar nicht.




Bootsbibliothek

Die Zukunft in Bangladesch liegt auf dem Wasser. Der United Nations Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) prophezeit, dass Bangladesch im Jahre 2050 etwa ein Fünftel seiner Landmasse verloren haben wird. Als Folge des Klimawandels und eines steigenden Meeresspiegels. Schon jetzt sind zu Monsunzeiten große Teile des Landes überschwemmt und es werden immer mehr.
Das Leben wird nach und nach auf Boote verlegt:

Am Wochenende stöbert Shapla in der Bibliothek, die nur unfern von ihrer Wellblechhütte vor Anker geht. ...

Vor sechs Jahren gründete der Architekt Shidulai Swanirvar die NGO Sangshta (Eigenständigkeit) in seinem Distrikt Natore. Noch heute gibt es in dieser abgelegenen Gegend, durchzogen von unzähligen Seitenarmen des Brahmaputra, keine Elektrizität, kein Abwassersystem und keinen Staat. Seine Organisation hat heute eine Flotte von zweiundvierzig Bootsschulen, Arztpraxen, Transportbooten, Booten, auf denen Bauern nachhaltige Landwirtschaft lernen, und Bibliotheken. ...

Shidulais Chefbibliothekar, Maksudar Rahman, sagt, er wisse noch nicht, wie die Bücher auf die extreme Hitze und Feuchtigkeit reagieren. Die Schüler jedenfalls behandeln die Bücher mit großer Sorgfalt. Die Dorfbewohner betrachten die Bibliothek als Attraktion und ihr Eigentum, sagt Maksudar. Für die meisten hier sind die Mobiltelefone und mit Solarenergie betriebene Computer an Bord der Bibliothek die einzige Berührung mit dem 21. Jahrhundert. ...

„Die Klimakatastrophe ist hier längst angekommen“, sagt Rezwan. Die Wissenschaftler prophezeien einen dramatischen Einbruch der Reis- und Weizenernte, bis zu dreißig Prozent der heutigen Produktion. Das Massensterben scheint programmiert. Rezwans nächstes Projekt sind Boote für den schwimmenden Ackerbau und Hausboote für Klimaflüchtlinge: „Ich arbeite gerade an dem Design der Boote. Wir brauchen mehrere Decks.“



Engagement für Bücherei und Vision für Urnen

Im Gemeinderatsausschuss von Bad Kreuznach bekennt der Bürgermeister, dass die Bücherei für ihn eine Herzenssache sei:

Zentrale Themen waren die Personalsituation in der Bücherei sowie die Planungen zum neuen Urnenfeld. ...

Stadtbürgermeister Hans-Georg Janneck machte die neue Stadtbücherei "aus eigener Überzeugung" zum herausragenden Tagesordnungspunkt. Mit viel Engagement hofft er, den Ausschuss dazu zu bringen, den Vertrag der derzeit beschäftigten Teilzeitkraft über den Oktober hinaus zu verlängern. Nur so könne die elektronische Erfassung des Bestandes der Stadtbücherei umgesetzt werden. ...

Mit Eile will Janneck auch die Planung eines neuen Urnenfeldes vorantreiben. ...
"Mittlerweile beträgt der Anteil an Urnenbestattungen über 50 Prozent. Das wäre vor zehn Jahren noch undenkbar gewesen". Janneck freute sich darüber, dass die Idee einer Urnenwand vom Tisch sei. Er befürworte ein schlichtes Grabplattenfeld, welches in Rasen gebettet sei. Das sei leicht zu pflegen und berücksichtige so, dass ein Stück Friedhofskultur verloren gegangen sei.
"Wer pflegt die Gräber, wenn die Mobilität der Bewohner immer wichtiger wird?", fragt er. Wird die Vision Jannecks umgesetzt, kann der Rasen einfach mit einem Mäher in Stand gehalten werden.







Der Hase der Zukunft kann lesen. Aber nicht alles


"Nabaztag", ist armenisch für "Hase". Er kann RSS-Feeds und emails lesen. Und er erkennt RFID-Chips, diese Marker auf immer mehr Produkten. Hält man einen RFID-Chip an den Hasen, dann führt er eine programmierte Handlung aus. Bücherlesen etwa.
Diesem Ding, das bereits 200.00 mal verkauft worden sein soll und dem angeblich die Zukunft gehört, dem Hasen der Zukunft, versucht die taz-Redaktion Anwendungen zu entlocken, die seine Faszination, die es erwecken soll, erklären könnte. Der taz-Redakteur führt Protokoll, was er mit dem Hasen so alles macht den ganzen Tag, z.B.:

19 Uhr. Zuhause. Die Kinder sind unerträglich. Deshalb: einfach nur das RFID-Buch an den Hasen ranhalten, wie der Kassierer im Supermarkt mit dem Barcode und dem Laser. Dank eines Mikrochips im Deckblatt erkennt er das Buch. Und dann liest er vor!

Diesmal ohne künstliche Stimme, es wurde eine Aufnahme mit Vorlesern aus Fleisch und Blut gespeichert. Zur Zeit sind die Bücher leider nur auf französisch verfügbar. Auf deutsch sollen die ersten Titel Anfang 2009 auf den Markt kommen.


Am Ende des Tages, nachdem alle Möglichkeiten, die der Hase bietet, wie z.B. die Titel von RSS-Feeds zu lesen, ausgereizt worden sind, scheint die Meinung zu sein: "Der Hase nervt" und er wird zum Einkaufspreis zum Verkauf auf E-Bay angeboten.
Zukunft kann warten.





Wie mit der FPÖ umgegangen wird,

anderswo. Leider aber nicht bei uns und durch unsere stärksten politischen Parteien, sondern in Köln durch den dortigen CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma:

"Diese braunen Biedermänner sind in Wahrheit Brandstifter, Rassisten im bürgerlichen Zwirn, subtile Angstmacher. Dieser verfaulten Clique des Eurofaschismus, diesen Haiders und Le Pens, und wie sie alle heißen, rufe ich zu: Da ist der Ausgang, da geht's nach Hause!"
Am Tag zuvor machten die zum rechtsextremen Anti-Islamistenkongress in Köln zusammengekommenen Teilnehmer, zu denen auch eine Riege unserer hiesigen Braunblauen stieß, eine unfreiwillige Flussfahrt von mehreren Stunden, da sie von Gegendemosntranten nicht ans Ufer gelassen wurden. Als sie schließlich landeten, weigerten sich spontan Bus- und Taxifahrer, sie zu transportieren und ein Wirt, bei dem sie ein Kölsch' konsumieren wollten, schmiss sie umgehend hinaus, als er erfuhr, welche Bande sich bei ihm einnisten wollte.

in seiner Rede, die hier abgedruckt ist, stellte Schramma weiters fest:

Und wer sich gegen unsere ausländischen Mitbürgerinnen und mit Mitbürger stellt, der stellt sich gegen unsere Stadt. Denn Köln ist nicht braun. Köln ist bunt!
Darum zeigen wir heute Flagge, wir bekämpfen die Gegner unserer Stadt - mit friedlichen und demokratischen Mitteln, das ist mir sehr wichtig. Mit Worten, Protestmarsch, mit Bauchtanz und Plakaten, mit Schotten dicht und Musik a la Arsch huh u. Zäng ussenander!

Köln ist eine nette Stadt, find ich, und erinnere mich gerne an "de Plaat" Zeltinger, der "Mit nacktem Arsch und Rock' n' Roll"!


Von KursteilnehmerInnen zu KundInnen.

Julia Franz untersucht in ihrer Diplomarbeit "Die Regierung der Qualität"(PDF 1 MB) die Auswirkungen in der Wahrnehmung und in der Behandlung der TeilnehmerInnen von Erwachsenenbildugnsangeboten, die von "KursteilnehmerInnen" zu "KundInnen" mutieren (Zitate u. Belege hier)

Die Eigenlogik von Bildungsprozessen, die gerade nicht oder nur sehr bedingt messbar ist, wird durch die Logik der Ökonomie substituiert. Ein Indiz dafür sind Begriffsumdeutungen, wie dies anhand ursprünglich kritischer Begriffe, wie Autonomie oder Selbstbestimmung, schon gezeigt werden konnte.
Bildungsbegriffe werden aber auch durch betriebswirtschaftliche ersetzt. So wird Bildung zu einem zu optimierenden Produkt und der Teilnehmer zum Kunden.
Das hat unmittelbar zur Folge, dass analog zur Fiktion vom sich völlig frei entscheiden könnenden Konsumenten auch dem Kursteilnehmer solch eine "Freiheit" zugestanden wird:

Das Bild des (zukünftigen) Kunden in der Weiterbildung schließt das des Selbstunternehmers mit ein. Der Kunde kümmert sich aktiv um seinen Bildungsweg, den er mehr und mehr selbstverantwortlich gestalten soll.
Aus dieser zugeteilten Selbstverantwortung resultiert wiederum, dass der Erfolg eines Weiterbildungsprojekts nicht ein kollektiver von Lehrenden und Lernenden ist, sondern sich auf die Frage reduziert, ob vom Kunden das beste Angebot ausgesucht worden ist. Und, wie Julia Franz schreibt:

Hinter der Befähigungsstrategie, also dem Vorhaben, es dem Teilnehmer-Kunden zu ermöglichen, zwischen verschiedenen Einrichtungen zu entscheiden, steckt kein Emanzipationsideal, sondern die Produktion von verantwortlichen Subjekten. Diese können sich bei schlechten Bildungsmaßnahmen nicht mehr auf »das schlechte Bildungssystem« berufen und müssen minderwertige Seminare auf ihre fehlerhaften Entscheidungen zurückführen.

Da nunmehr das Bildungssystem dem Teilnehmer nur noch als eine Palette von (Waren)angeboten gegenübersteht, bleibt das Verhältnis ausschließlich ein ökonomisches. Politische Kritik am Bildungssystem als solches findet keine Ansatzpunkte mehr, da man ja jederzeit auf Alternativangebote verwiesen werden kann.
Diese Strategie schlägt allerdings auf die konkreten Einrichtungen zurück. Der Kundenerfolg im Sinne von quantitativem Zustrom zu den einzelnen Angeboten zählt als solcher; inhaltliche Orientierungen treten in den Hintergrund. Auch im Bildungsmarkt gilt nun das als das Beste, was sich am Besten verkauft:

Durch die Ausrichtung am Kundenbegriff verändern sich auch die Selbstpraktiken der kollektiven Subjekte, der Weiterbildungseinrichtungen.
Diese orientieren sich an den Selektionsentscheidungen der Kunden und beginnen sich als Dienstleistungsunternehmen zu begreifen. Kundenbindungskonzepte und Zielgruppenforschung rücken in den Vordergrund.
Die Konsequenzen, die sich aus der mangelnden Ausrichtung am Kunden ergeben können, die Verluste von Marktanteilen, motivieren und aktivieren die Einrichtungen zur Transformation ihrer Selbstpraktiken.
Da die Erwachsenenbildungseinrichtungen nunmehr auch damit kalkulieren müssen, dass sie am Markt scheitern, ändert sich, wie J.F. schreibt, auch ihre Moral:

Diese orientiert sich nicht länger an gesellschaftlichen Werten und Normen, sondern richtet sich nach Leistungskriterien. Moralisches Handeln wird als effizientes und ökonomisches Handeln deklariert.
Prävention und Risikomanagement werden so zu moralischen Praktiken.
Unschwer lassen sich Ähnlichkeiten in der Situation von Erwachsenenbildungseinrichtungen und Büchereien erkennen.
Auch diese sehen sich als Mitspieler in einem künstlich geschaffenen Markt, wobei das Marktgeschehen der kommunalen Einrichtungen weniger darin besteht, nachhaltig gute Arbeit zu leisten, sondern viel mehr bis ausschließlich, sich im Wettstreit der medialen Wahrnehmung oft und vorteilhaft ins Bild zu rücken, damit die politischen Entscheidungsträger gute Gründe für eine erhöhte Budgetmittelwürdigkeit finden.

Abschließend hofft J. F. auf die Gegenmacht des Wissens:

Mit dem Wissen um die Funktionsprinzipien von neoliberalen Machtpraktiken wäre es der Erwachsenen- und Weiterbildung eventuell möglich, einen selbstbewussteren Standpunkt gegenüber der neoliberalen Bildungsrationalität zu behaupten, indem sie aus gutem Grund an Begriffen und Konzepten von Bildung und Teilnehmenden festhält, ohne die Förderung von Qualität in ihren Einrichtungen zu vernachlässigen.
Hoffen wir mit.




unkaputtbar

Im Standard Wahlblog findet sich dieses Bild, das einfach alles sagt, was einem zu diesem Kandidaten einfallen kann:



Faymann "unkaputtbar" (Katrin Burgstaller/derStandard.at)


E-Bücher auch für Wiener Büchereien

Wie aus Wien-TV zu erfahren ist, wird es nächstes Jahr ein E-Books-Angebot in den Wiener Büchereien geben:

Auch im kommenden Jahr entwickeln sich die Büchereien weiter. Ab 2009 kommt die E-Bücherei ins Netz.
Markus Feigl, Leiter Büchereien Wien: "Ab 2009 werden wir vermehrt E-Books (...) und auch Musik zum Download anbieten."

Es ist anzunehmen, dass auch die Bediensteten darüber noch aus erster Hand informiert werden :-)

Weiters steht zu hoffen, dass im Unterschied zur RFID-Implementierung in den Wiener Zweigstellen die bisher gemachten Erfahrungen, z.b. hier oder hier und da und auch dort, und vielleicht das da, (wo auch auf den "Etikettenschwindel Onleihe" hingewiesen wird),  besser analysiert und mit den real im Wiener Magistratsambiente herrschenden Bedingungen in Bezug gesetzt werden, um es mal sehr neutral zu formulieren.  




Nicht renommiert, sondern versetzt

sei der ehemalige Leiter der Wiener Kriminaldirektion 1, stellte der Polizeipräsident fest, als jener im Fachblatt "Der Kriminalbeamte" eine Kritik an der Wiener Polizei veröffentlichte. Diese war zwar nur eine von vielen kritischen Auseinandersetzungen mit der in jeder Hinsicht in einem elendiglichen Zustand befindlichen Truppe. Sie reichte aber aus, dass, wie der ORF berichtet, Frühwirth suspendiert wurde, weil:

"Kein Dienstgeber würde es sich gefallen lassen, wenn ein offensichtlich nicht renommierter, sondern versetzter Mitarbeiter ihn mit unqualifizierten Äußerungen in der Öffentlichkeit attackiert", so der Polizeipräsident.

Auch wenn sich das Mitleid mit Frühwirth in Grenzen halten mag, da dieser selbst ziemlich tief im Wiener Polizeisumpf stecken dürfte, so ist doch bemerkenswert, dass er wegen strafrechtlich relevanter Anklagen nur versetzt worden ist, wenn er das Maul aufreißt, aber suspendiert wird.
Eine Maßnahme, welche Polizisten, die Bürger prügeln oder Asylwerbende foltern, nur selten und wenn, dann zumeist nur mit Verzögerung widerfährt.
Analog zur ÖVP-internen Parteipraxis "beten und Goschn halten" könnte man dies für die Polizei mit "prügeln" statt beten als adäquate Verhaltensweise übersetzen.

Ein wesentlicher Kritikpunkt des ehemaligen Oberkieberers war übrigens:

"Im Zundwesen herrscht Stillstand!"




Unausrottbare Bücherwürmer



Wieder mal fällt einem Redakteur einer Zeitung - diesmal des Standards in der Sonderausgabe "Postgraduate-Standard" vom letzten Wochenende in einem Bericht über das einschlägige Masterstudium eine Bibliothekarin - nichts anderes ein zu unserer Profession, als eben das, was im Titel aufscheint.
Dabei gäbe es, wenn man von der eher für BüchereibenutzerInnen verwendeten "Leseratte" absieht, doch auch andere buchaffine Lebewesen. Z.B. die:
Bücherlaus (Liposcelis bostrychophilus)
"ein völlig flügelloser, wahrscheinlich aus Afrika eingeschleppter Kosmopolit. In Mitteleuropa lebt sie in Gebäuden, meist in Küchen, Speisekammern, Vorratsspeichern und überall, wo Nahrungsmittel und weiteres organisches Material (Papier) gelagert werden. Daneben kommt sie auch in Vogelnestern vor."
Kosmopolit klingt doch schon besser! Und Büchereien mit gut ausgestatteten Küchen mögen wir alle! Und die meisten von uns lieben auch das Zwitschern der Vögel!

Eine wahre Schönheit dagegen ist der Bücherskorpion (Chelifer cancroides), der auch für unseren Job mit sehr brauchbaren Talenten ausgestattet ist:
"Neben den überlang wirkenden Scherenarmen verfügen Bücherskorpione über vier Laufbeinpaare, mit denen sie gleichgut vorwärts und rückwärts laufen können."
Wenn von ihnen weiters berichtet wird, dass sie trockene Räumlichkeiten bevorzugen, dann kann ich das angesichts der heutigen Regenfälle nur bestätigen.
Und dass sie sich "in engen Spalträumen verstecken" soll wohl die beengten Räumlichkeiten ansprechen, unter der BibliothekarInnen oft zu leiden haben. Weniger nett ist, dass Bücherskorpione ganz gerne Jagd auf ihre KollegInnen, die Bücherläuse, machen, ihnen ein Loch in den Körper bohren und dann aussaugen.
Naja, auch in Büchereiteams gibt es wohl gelegentlich Differenzen, die auf die eine oder andere Art bereinigt werden müssen.








Wohnzimmer der Stadt

Im Tagesspiegel; wird unter obigem hübschen Titel über die Rahmenbedingungen der Bibliotheken in Deutschland berichtet u.a. über die Notwendigkeit eines Bibliotheksgesetzes:

Eigentlich sollte die öffentliche Bibliothek das Wohnzimmer der Stadt sein, betonte die Generaldirektorin der ZLB, Claudia Lux. Die Bibliothek solle ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt, an dem man allein oder gemeinsam mit anderen lesen und arbeiten könne. Die Menschen bräuchten öffentliche Räume, die kostenlos für jedermann zugänglich seien. Das sollten endlich auch die Landes- und Bezirkspolitiker in Berlin erkennen.

In anderen europäischen Ländern wie Schweden, Finnland und Dänemark ist dieses Prinzip längst verwirklicht worden. Dort sieht es der Staat als seine Pflicht an, allen Bürgern einen kostenlosen Zugang zu den Bibliotheken zu ermöglichen. Das berichtete Siegmund Ehrmann, Bundestagsabgeordneter der SPD und Mitglied der Enquete-Kommission. Er wies darauf hin, dass Bibliotheken auch Bildungspartner für Kindertagesstätten, Schulen und Volkshochschulen sein sollten: „So kommen die Bibliotheken aus dem Legitimationsdruck heraus.“


Wie ein hochsommerliches Zirpen

nannte es ein Kollege, was die Intensität betraf. Ein anderer sprach von einer Nervenqual für alle LeserInnen, KollegInnen und dem Securitymann, weil es im Minutentakt piepste. Die Rede ist vom samstäglichen Flohmarkt ausgeschiedener Bücher aus der Hauptbücherei.
Es war aber nicht der Abschiedsschmerz, der die Bücher bewegte, sondern die Transponder bleiben gerne scharf, auch wenn die Bücher bereits makuliert sind.
Selbst wenn sie ordnungsgemäß entschärft worden sind, aktivieren sie sich wieder, wenn sie in die Nähe eines Lesefeldes geraten. Und ewig singen die Gates.